28.05.2015

Balbina denkt nach über das Grübeln.


Irgendwie ende ich hier immer wieder mit traurigen Posts, und dann bin ich traurig, weil ich eigentlich gar nicht traurig sein möchte, aber irgendwie alles darauf hinaus läuft. Da aber Autosuggestion im Therapieansatz immer mehr an Stellenwert gewinnt, um so weniger man sich mit mir zu helfen weiß, trage ich das hier einfach mal mit und teile mit Ihnen das, was ich noch immer habe, und immer haben werde: Gute Musik.

Ich klicke mich ja regelmäßig durch diverse musikalische YouTube-Channels, im Resultat oft ohne neue Erkenntnisse, häufiger auch mit ein paar hübschen Fundstückchen, und selten mal mit dem absoluten Glücksfall, Musik zu entdecken, die mich über den Rest des Jahres begleitet:

Balbina Monika Jagielska wurde 1983 in Warschau geboren, kam 1986 mit ihren Eltern nach Berlin Moabit, zog mit 18 Jahren zu Hause aus und begann dann, Musik zu machen, die laut der auf ihrer offiziellen Homepage veröffentlichten Biographie "Magie zurück in die Realität holt - eine Magie, die man nicht mit dem Smartphone einfangen kann, die man nicht auf Fotos bannen und im Internet verbreiten kann." Ich fände es allerdings sträflich, das nicht wenigstens zu versuchen, und deswegen jetzt ohne weitere Kommentare:



Balbina's aktuelle Clips "Langsam Langsamer", "Goldfisch" und "Kuckuck"...



...die etwas betagteren Clips zu "Nichtstun" und "Seife", das sie gemeinsam mit Maeckes präsentiert, mit dem sie auf ihrem Album "Über das Grübeln" auch das großartige "Tisch" schalmeit - Hörproben für das gesamte Album hält das untere Video bereit...



...und schließlich noch drei Live-Performances: "Wecker" bei den Hamburger Küchensessions, "Seife" bei Inas Nacht und "Goldfisch" in den Filtr Acoustic Sessions - das Video, über das ich sie entdeckt habe.

Und wer sich jetzt noch nicht sicher ist, ob er Balbina gut finden soll, oder doch zu sehr Berlin: Lassen Sie es wirken! Ich dachte am Anfang sowohl bei ihren Texten als auch bei ihren Videos, dass mir das alles viel zu bemüht erscheint, und inzwischen liebe ich beides. Weil man merkt, dass Herz in ihrer Kunst steckt. Weil ihre Texte nicht aufdringlich umständlich sondern einfach klug sind. Und weil die Videos auf den ersten Blick so fürchterlich gewollt aussehen, weil sie und die Menschen, die sie unterstützen (und ihr diese sensationelle plastische Mode schneidern) einfach Ahnung von Ästhetik haben.

Beim Ampya Room Service hat sie "Montag", "Pechsträhne", "Goldfisch", "Blumentopf", "Wecker" und "Langsam Langsamer" auch schonmal live vorgetragen, der Spiegel hat vor 4 Wochen anlässlich ihrer Album-Veröffentlichung einen Beitrag zu ihr gemacht, hier war sie vor einem Jahr schonmal mit Green Friday im Interview und bei Genius.com gibt es die meisten ihrer Texte zum Nachlesen für all jene, die langsam hören.

Live eröffnet sie bis Mitte Juni noch für Herbert Grönemeyer, ihre eigenen Konzerte bekommt Balbina dann im Oktober, und, Achtung, jetzt kommt das, Trommelwirbel... [gedachter Trommelwirbel]: Dresden ist schon dabei! Am 13.10.2015 singt sie in der Scheune, und in der Hoffnung, dass nicht wieder einem Exfreund zwei Stunden vorher einfällt, dass er auch zum Konzert kommt (falls du das liest: das Konzert bekomme ich diesmal, bitte), bin ich am Start und würde mich über jeden freuen, der mir Gesellschaft leisten möchte.

Balbina dachte nach über das Grübeln.
Und so klang das.

*plöpp*

25.05.2015

Hedi Schneider steckt fest.


Hatte ich also gestern ein tolles erstes Date im Waldseilgarten Bühlau, nur um heute früh zu erfahren, dass es kein zweites geben wird. Zu wenige gemeinsame Berührungspunkte. Wobei wir gestern über nichts anderes geredet haben als die ganze Woche schon. Nur dass gestern noch meine Person dazu kam. Ich interpretiere das mal nicht. Sondern löse stattdessen meine Besondere-Zwei-Euro-Münzen-Sammlung auf, um sie in der Schauburg auf den Kopf zu hauen:



"Hedi Schneider steckt fest". Eine erschreckend authentische Studie darüber, was es bedeutet, wenn ein "normaler" Mensch, der ein "normales" Leben führt und stabil in seiner Umwelt steht, plötzlich Psychosen entwickelt, denen er ohne jede Kontrolle zum Opfer fällt und gleichzeitig jeden, der sich in seinem Radius bewegt, unwillentlich mit in den Sog der Verweiflung zieht.



Im Marketing wird der Film als "bemerkenswert leichte Tragikomödie" verkauft. Es soll ja schließlich keine heitere Seele davor zurück schrecken, sich in den Kinosaal zu setzen. Und durchaus ist auch die ein oder andere wirklich lustige Szene im Film verbaut. Es ist ja schließlich auch nicht so, dass wir gar nichts zu lachen hätten. Aber in der Hauptsache war ich erschüttert, wie überzeugend Laura Tonke in ihrer Rolle der Hedi Schneider die depressive Angstpatientin mit markerschütternden Panikattacken dargestellt hat, und wie sensibel der Film auch ihre Umwelt gezeichnet hat. Und jeder, der meint, dass die Situationen im Film überspitzt dargestellt gewesen wären, dem sei aus erster Hand versichert, dass er sich irrt.

Wir liegen wirklich genau so am Boden, wie gelähmt, und sehen innerhalb unserer Scheuklappen nur noch das nahende Ende, oder sehnen es herbei.

Wir schlucken unsere Tabletten wirklich mit Vodka, in der Hoffnung, dass das hilft.

Wir krauchen wirklich im Morgengrauen durch beliebige Einöden, weil wir uns da sicher fühlen und dort in unserer grenzenlosen Hilflosigkeit auf irgendeine Antwort von sonstwoher hoffen.

Wir wünschen uns wirklich, einfach sagen zu können, wir hätten Krebs, um wenigstens einmal ernst genommen zu werden und um eine kleine Ahnung dafür erwecken zu können, wie massiv unser Leben eingeschränkt ist, obwohl "doch alles noch funktioniert".

Wir haben wirklich Bezugspersonen, die sich liebevoll und verständnisvoll aufopfern und ihr eigenes Leben für uns pausieren, nur um schließlich zu erkennen, dass sie der Krankheit genau so machtlos ausgesetzt sind, wie der Mensch, den sie retten wollten. Die im Zweifelsfall von Dritten auch noch die Schuld dafür zugewiesen bekommen, dass sie das Problem nicht schnell genug und zur Zufriedenheit aller Beteiligten lösen konnten. Und die im zweifelshaftesten aller Fälle ihr Glück zu Recht in Armen suchen, die mit sich selbst ein bisschen mehr im Reinen sind, als das zerrissene Elend, dass sie schon lange verloren haben.

Wir haben alle den einen Angehörigen, der uns erklärt, dass er sich früher, wenn es ihm schlecht ging, einfach nur unter die kalte Dusche gestellt hat. Wir haben alle diese Mitmenschen, die besser nie etwas von der Diagnose erfahren hätten, weil sie uns in Folge dessen behandeln wie Porzellan. Wir kennen alle das Alltagstraining. Wir machen alle unsere Achtsamkeitsübungen. Und wahrscheinlich hat auch jeder von uns schon mindestens einmal einen "Neuanfang" inszeniert, in der Hoffnung, das Böse einfach hinter sich lassen zu können.

Aber trotzdem sind wir immernoch die Menschen, die ihr mal kennen und lieben gelernt habt, und wir freuen uns über jeden, der an den guten Tagen Zeit für uns hat, und noch ein bisschen mehr über die drei, die sogar an den schlechten Tagen auf SMS antworten.

Jetzt heul' ich schon wieder.
Dabei wollte ich eigentlich nur erzählen, wie schön der Film das Thema illustriert.
Falls sich jemand für das Thema interessiert.

*plöpp*

18.05.2015

Das singende, klingende Europa lädt zum 60sten.


...und um jetzt auch mal wieder die eigentlich bumsfidele Natur dieses kleinen Schreibheftes zu unterstreichen: Themenwechsel!

Denn wie der ein oder andere vielleicht weiß, steht der 60ste Eurovision Song Contest ins Haus, und was das angeht, entspreche ich ja dem Klischee. Auch wenn in diesem Jahr selbst an diesem freudigen Ereignis unangenehme Assoziationen hängen, aber ich denke, mit gut gekühltem Sekt werde ich die ganz gut überwinden können. Morgen bereits beginnt das heitere Wiener Musizieren mit dem ersten Halbfinale, und damit sie sich nicht die Mühe machen müssen, selbst Favoriten auszumachen, war ich mal so frei, und hab' für uns schonmal festgelegt, wen wir gut finden:

1. Halbfinale, 19.05.2015, 21 Uhr auf Phoenix und EinsFestival, nur zum Lauschen und Mitklatschen, weil lediglich Australien, Frankreich, Österreich und Spanien stimmberechtigt sind:



Daniel Kajmakowski - Autumn Leaves (Mazedonien), Bojana Stamenov - Beauty Never Lies (Serbien), Elhaida Dani - I'm Alive (Albanien), Nina Sublatti - Warrior (Georgien)

Besonders diesem charmanten Video aus Mazedonien würde ich ja noch mehr Aufmerksamkeit gönnen, aber auf das Video kommt es ja leider bei der Live-Performance nicht an. Den sehr vorhersehbaren Beitrag der serbischen Adele dagegen kann ich mir sehr gut live vorstellen. Und die anderen beiden gehen einfach irgendwie ins Ohr.

2. Halbfinale, 21.05.2015, 21 Uhr auf Phoenix und EinsFestival, diesmal auch zum selber anrufen, weil wir diesmal gemeinsam mit Italien, dem Vereinigten Königreich und nochmal Australien stimmberechtigt sind:



Aminata Savadogo - Love Injected (Lettland), Maraaya - Here For You (Slowenien), Marta Jandová und Václav Noid Bárta - Hope Never Dies (Tschechische Republik), Mørland und Debrah Scarlett - A Monster Like Me (Norwegen)

Hier dann meine absolute Favoritin für den Sieg, Aminata Savadogo aus Lettland, bei der ich allerdings fürchte, dass der Song für ESC-Europa (und Australien) schon fast zu progressiv ist und mir deswegen im Nachtdienst die Finger wund hacken werde, damit sie es ins Finale schafft. Marta Jandová ist mehr so aus Sympathie dabei, weil ich ihr "Wie weit" mit Apocalyptica beim Bundesvision Song Contest damals so sehr mochte, beim norwegischen Beitrag gefällt mir vor allem Debrah Scarletts Stimme sehr und das slovenische Mädchen mit den festgewachsenen Kopfhörern animiert mich einfach irgendwie zum Tanzen.



Von den bereits qualifizierten Songs gefällt mir das spanische "Amenecer" von Edurne (oder andersrum?) am besten, weil ich es immer toll finde, wenn in Muttersprache gesungen wird, und weil ich es immer toll finde, wenn jemand "Hiyeahiyeah" singt. Gern hätte ich auch für unsere deutsche Kandidatin geklatscht, aber der Beitrag langweilt mich leider fürchterlich - das einzige was ich im deutschen Vorentscheid mochte, war oben mit eingeklebtes "Wechselt die Beleuchtung" von Laing. Ähnlich verhält es sich mit Guy Sebastian Aus Tralien, dessen "Mama ain't proud" ich wochenlang rauf und runter gehört habe und den ich hier mal mit einer großartigen Acoustic-Version von "Battle Scars" vorstelle, der für den Wettbewerb aber leider nur das fürchterlich öde "Tonight Again" aus der Schatulle geholt hat. Und dann haben wir auch schon wieder alle, die wichtig waren, wichtig sind und wichtig werden. Die Gay Times UK haben zwar auch noch die "Top Ten Hottest Guys of Eurovision 2015" zusammengestellt, aber wirklich schön finde ich die (bis auf den Belgier) alle nicht, und schöne Musik machen die auch alle nicht, deswegen werde ich wohl in diesem tatsächlich ganz objektiv meine Ohren entscheiden lassen.

Wer mir also eine kleine Freude machen möchte, der schickt am Donnerstag mal eine liebe SMS für Lettland, und wer mir eine noch größere Freude machen möchte, der macht am Donnerstag meinen Nachtdienst.
Just kidding.

Hauptsache alle haben Spaß.

*plöpp*