18.12.1985

Meine Biographie. Die Kurzfassung.

Mein Name ist André *****.

Geboren wurde ich am 18.12.1985 in Dresden Bühlau, wo ich gemeinsam mit meinen Eltern auch meine ersten vier Lebensjahre verbrachte.

1989 zogen wir nach Dresden- Striesen, wo ich von 1992 bis 1996 die 63. Grundschule und danach bis 2004 das Joseph- Haydn- Gymnasium besuchte, an dem ich mein Abitur mit der Durchschnittsnote 1,8 bestand.

Auch gelebt haben wir (meine Mutter und ich) während der gesamten Zeit in Striesen, zunächst noch mit meinem Vater, dann ohne ihn, dann zog er wieder bei uns ein, dann gingen wir, nach zwei Jahren kamen wir wieder zurück, kurz darauf ging er. Wohnverhältnisse, die schwieriger klingen, als sie tatsächlich waren, und einfach nur damit zusammen hingen, dass sich meine Eltern bereits getrennt hatten, als ich noch die Grundschule besuchte, aber über Jahre nicht wirklich voneinander loslassen konnten. Woraus ich ihnen niemals einen Vorwurf gemacht habe, denn meine Mutter hat mir sehr früh beigebracht, mich in die Lage des anderen zu versetzen, wenn ich eine Situation nicht nachvollziehen kann. Und so kam ich selbst zu der Überzeugung, dass Eltern niemals nur ihres Kindes zuliebe zusammen bleiben sollten. Zu 100 Prozent kann ich das natürlich nicht mehr nachvollziehen, aber ich meine, tatsächlich selbst zu diesem Schluss gekommen zu sein, ohne dass mich einer von beiden jemals in irgendeine Richtung beeinflusst hätte. So dass ich auch nach wie vor zu beiden ein sehr gutes Verhältnis pflege.

Vom September 2004 bis zum Juni 2005 absolvierte ich dann meinen Zivildienst in der Pro Seniore Residenz Elbe. Ich hatte nicht wirklich eine Vorstellung, wie ich meinen Zivildienst gestalten möchte. Ich wusste nur, dass ich in Dresden bleiben wollte. Und ich wusste, dass mein handwerkliches Geschick auf ein absolutes Minimum begrenzt ist. Als Hausmeister- Zivi war ich also denkbar ungeeignet. Und da unter anderem meine beste Freundin zu diesem Zeitpunkt bereits in der Pflege wirkte, dachte ich mir, ich probier' das auch mal aus. Und das ProSeniore war die Einrichtung, die ich zuerst am Telefon hatte und die händeringend Zivildienstleistende suchte.

Meine Zeit im ProSeniore empfand ich am Anfang als unheimlich belastend, denn als sensibler Abiturient in ein Haifischbecken alteingesessener Pflegekräfte geworfen zu werden, das ist ein Erlebnis. Aber nachdem wir uns gegenseitig kennen gelernt hatten und ich mich persönlich geöffnet hatte, entwickelten sich Freundschaften, die mein Leben bereichert haben. Und die mir vor allem gezeigt haben, dass eine Tätigkeit in der Pflege und mangelnder Intellekt nicht zwangsläufig zusammen hängen. Und dort, wo Lücken in der Allgemeinbildung bestehen, sind diese Lücken gefüllt mit sozialer Intelligenz. Eine Eigenschaft, die einem bei Günther Jauch keine müde Mark einbringt, die ich aber für essentieller halte, als Bücherwissen. Denn Bücherwissen steht in Büchern.

Trotzdem hielt ich zunächst an meinem ursprünglichen Berufswunsch fest und nahm im Oktober 2005 mein Studium an der TU Dresden auf. Geschichte und Ethik/ Philosophie auf Lehramt Gymnasium. Überglücklich, diesen Platz ohne Wartezeit bekommen zu haben, stellte sich jedoch bald heraus, dass ich mich in meinem Studium nicht wohl fühle. Alles sehr anonym, vieles verbissen, manches trocken und die wenigsten Veranstaltungen vorgetragen mit Leidenschaft. Dazu all die schlauen Menschen, die um jeden Preis 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche demonstrieren mussten, wie voll ihr Kopf mit klugen Dingen ist. Am Anfang befürchtete ich noch, ich wäre doch nicht so intelligent, wie ich dachte, aber dann fiel mir auf, dass ich das einfach nur ungern zum Thema mache. Der wahre Intelligente genießt und schweigt. Klingt das jetzt überheblich?

Da ich aber sehr lange nicht genau mit dem Finger darauf zeigen konnte, was mich an meinem Studium genau stört, benötigte es 5 Semester, bis ich mich endlich dazu entschied, meine berufliche Richtung noch einmal zu wechseln und Bewerbungen um eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger zu schreiben.

Die Evangelisch- Lutherische Diakonissenanstalt Dresden entschied sich letztendlich auch, mich ausbilden zu wollen. Und ich war heilfroh. Zunächst über meine Exmatrikulation, aber natürlich auch über die Tatsache, eine Ausbildung in dem Berufsfeld bekommen zu haben, das ich nach langer Suche zu meinem Favorisierten auserkoren hatte. Und somit begann ich am 01.09.2008 meine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger.

Die Ausgangssituation war allerdings eine eher Ungünstige, denn nachdem ich noch überglücklich und voller Hoffnung war, nachdem meine Ausbildung feststand, begann ab August 2008 ein unerfreulicher Abwärtstrend. Der zweiwöchige Urlaub, den ich mir vor meiner Ausbildung gönnen wollte, wurde zum Desaster und ich brach ihn nach einer Woche wieder ab, und auch mein zweiter Versuch, den Urlaub wenigstens in Dresden fortzusetzen, scheiterte an dem größten Streit, den ich mit meiner Mutter jemals hatte.

Es folgte mein erster Praxiseinsatz im Krankenhaus. Wahrscheinlich habe ich viel zu viel von mir erwartet, und dazu kam, dass ich eine extreme Leidenschaft dafür hatte, die Worte und Taten anderer Menschen zu interpretieren. Und meine Interpretationen waren oft abenteuerlich. Auf jeden Fall fühlte ich mich dermaßen fehl am Platz, dass ich nach meinem ersten Zwischendienst heulend vorm Spind stand. Und ich bin nicht nah am Wasser gebaut.

Zu all diesen Ereignissen gesellte sich die Tatsache, dass ich grundsätzlich nicht das fröhlichste Kind war. Zwar immer der Klassenclown, aber das sind ja meistens die, die zu Hause um so unlustiger sind. Zwischenmenschlich hatte sich bei mir schon seit circa 2 Jahren nichts mehr abgespielt, und das war zu keiner Zeit so gewollt, und auch allgemein war ich extrem pessimistisch. Ich habe immer versucht, mir das als Realismus schön zu reden, aber es war schon ein sehr lebensverneinender Realismus. Auch meine Einsamkeit habe ich mir versucht, schön zu reden, indem ich mir sagte, dass ich ein Einzelgänger bin und sowieso lieber für mich allein bin. Das stimmt zwar auch bis zu einem gewissen Maß- ich unternehme sehr gerne Dinge allein und führe überall dort Selbstgespräche, wo ich meine, von niemandem gehört zu werden (bisweilen fatal..)- aber die Erfahrung hat gezeigt, dass mir Gesellschaft doch besser tut. Und es war nicht so, dass ich niemals Gesellschaft gehabt hätte. Ich hatte und habe viele Freunde, zum größten Teil äußerst angenehme Zeitgenossen, mit denen sich sehr viel Spaß haben lässt. Wenn man denn will. Oft war ich aber auf mein Elend fixiert, und selbst in einem Haufen von Menschen fühlte ich mich meist allein und, was für mich am frustrierendsten war, zu einhundert Prozent ersetzbar. Glaubt man diversen Frage- und Selbsttestbögen (renomierter Einrichtungen), war ich die letzten drei Monate des Jahres 2008 depressiv.

Dann trug es sich aber zu, dass ich Christi Himmelfahrt 2009 einen jungen Mann kennenlernte, der- oder zumindest dessen Präsenz- mich zu einem neuen Menschen machen sollte. Es dauerte nur 3 Wochen, bis er mir offenbarte, dass er sich nicht sicher ist, ob seine Gefühle für mich reichen, und dass er unsere Beziehung doch lieber beenden möchte. Aber diese 3 Wochen haben gereicht, um mir zu zeigen, dass sich meine Einstellung zum Leben um 180° gedreht hat. Ich war schon von Beginn des Jahres an fröhlicher, als noch Ende 2008. Da waren unter anderem der Praxiseinsatz auf Sozialstation, den ich, im Gegenteil zum vorhergehenden Praxiseinsatz, sehr genossen habe, und durch den ich mich in meiner Berufswahl wieder bestätigt fühlte. Oder mein einwöchiger Urlaub im Februar, der- abgesehen vom Verlust meines Handys- wesentlich erfreulicher und erfolgreicher verlief als der Vorhergehende. Doch wirklich zugelassen habe ich das Glück erst, als ich nach gefühlten 10 Jahren endlich wieder jemanden gefunden hatte, der mich in tiefstem Herzen glücklich gemacht hat. Dass er letztendlich nicht so empfunden hat, ist ärgerlich, aber was bleibt ist das Glück. Und das ist ein Gefühl, dass ich so bewusst noch nie empfunden habe, und das ich gerade in vollen Zügen genieße.

...und worauf ich stolz bin, ist, dass alles hier Geschriebene Resultat intensiver Selbstreflektion ist. Ich möchte nicht, dass sie denken, dass auch nur einer dieser Sätze aus einem (pseudo-) schlauen Buch geborgt ist. Ich hatte niemals ein (pseudo-) schlaues Buch in der Hand. Ich lese nur ungern.

Jetzt hatte die Geschichte doch noch ein (vorläufiges) Happy End. Danke fürs Lesen, ich hoffe, dass ich keinen blasierten Eindruck hinterlasse, für Rückfragen wissen sie, welche Klasse ich besuche. GK '08. Falls doch nicht ;-)

Meine Biographie.
Die Kurzfassung.