01.02.2019

Statusreport 2019 - 1/12.
(Denn wenn ich muss, fallen mir keine lustigen Titel ein)



Und kaum ist ein Monat vergangen, kommt auch schon der nächste Blogpost! Ich hoffe, das überfordert jetzt keinen. Aber ich möchte gern berichten von meinen vielen guten Vorsätzen sowie den 2einhalb, die nach einem Monat noch übrig sind.

Habe ich also das große Jahr der Hoffnung begonnen mit einem regelrechten Buch der guten Vorsätze. Alles wollte ich revolutionieren, optimieren und bunt lackieren. Aber wie das so ist mit den guten Vorsätzen, werden sie jedes Jahr aufs Neue für eine kurze Zeit müde lächelnd beobachtet vom inneren Faultier und der Realität, die sich ja auch irgendwann mal ausruhen müssen, die sich aber spätestens nach zwei Wochen so sehr langweilen, dass sie die Geschäfte wieder in die Hand nehmen und diesen guten Vorsätzen, die sich immer zu Jahresbeginn ins Leben der betreffenden Person drängeln und so tun, als ob sie etwas zu sagen hätten, zeigen, wer die Hose und den Rock anhat. Und so stellte ich erst fest, dass ich eigentlich doch keine Lust habe, weniger Alkohol zu trinken, wenig später, dass ich eigentlich auch gern nach 20 Uhr esse, Obst und Gemüse hing mir schon nach drei Tagen zum Hals raus, mehr schlafen ging irgendwie auch nicht (wobei ich daran auch ein bisschen RTL die Schuld gebe), mich täglich mit den aktuellen Nachrichten auseinander zu setzen hat mich spätestens an den Tagen wieder genervt, an denen es darum ging, ob Frank Magnitz nun von vorn, von der Seite oder von hinten angesprungen wurde und was auf den Nikkis der Angreifer stand; an den guten Vorsatz, einmal pro Woche joggen zu gehen, habe ich 5 Minuten gedacht, dann aber aufs Thermometer geschaut und ihn direkt wieder verworfen, und so dauerte es keine drei Wochen, bis schließlich nur noch die Vorsätze übrig waren, die mir wirklich erstrebenswert erschienen:

Abnehmen (idealerweise 11kg),

und außerdem „52 Unternehmungen in 52 Wochen“ sowie „52 neue Dinge in 52 Wochen“.
1 kg hatte ich schon abgenommen, dann habe ich aber vor lauter Freude drei Nutella-Brötchen gegessen, und jetzt bin ich wieder beim Startgewicht… an dem Vorsatz arbeite ich noch. Und hoffe darauf, in meinem großen Urlaub im März nichts zu Essen zu bekommen. Den zweiten Vorsatz hatte ich ja im Jahresrückblick 2018 schon erwähnt (unter „K wie Kultur“), als Unternehmung zählt dabei alles, was sich irgendwie als aktive Freizeitgestaltung abseits des alltäglichen Trotts abrechnen lässt.

„52 neue Dinge in 52 Wochen“ kam noch dazu, weil ich es eigentlich liebe, Dinge auszuprobieren, die ich noch nie gemacht habe, das aber viel zu selten mache und auch immer wieder feststelle, dass ich mir die Zeit dafür nicht nehme, weil mein Leben so voll gepackt ist mit all den Dingen, die schon da sind und gemacht werden müssen. Da ich aber sowohl auf Arbeit als auch zu Hause festgestellt habe, dass bei mir alles, was nicht akut ist, auf der „Irgendwann-Mal-Machen-Liste“ stehen bleibt, bis es irgendwann so verblichen ist, dass man es nicht mehr lesen kann, weil jede Woche alle 7 Tage schon gefüllt sind mit den Dingen, die akut sind (oder akut zu sein scheinen), möchte ich mich jetzt bewusst zwingen, mir wenigstens ab und an auch ein kleines bisschen Zeit zu nehmen für die subakuten Dinge im Leben. Dieser Vorsatz läuft allerdings nur schleppend an, weil die akuten Dinge nach wie vor sehr akut tun. Am kommenden Dienstag geht aber ein Abschnitt meines Lebens, der 4 Jahre lang permanent akut war, endlich zu Ende, und dann hoffe ich, dem Vorsatz auch gerechter werden zu können. Bis dahin muss ich noch Dinge als „neue Dinge“ verkaufen, die ich eigentlich gezwungenermaßen machen musste, die aber trotzdem irgendwie neu waren und deswegen trotzdem gelten. Dem Ansinnen des Vorsatzes entspricht das allerdings nur so mittel.

Sag ich euch jetzt also mal, was ich 4mal in 4 Wochen erlebt habe:


Kalenderwoche 01 (01.-06. Januar 2019)

Die Unternehmung(en):


Neujahrsumtrunk mit Vati an unserem Stammtreffpunkt in der Off-Biergarten-Saison: der Schirmbar des Schillergartens. Wobei ich „Was trinken mit Vati“ wahrscheinlich an 40 von 52 Wochen als Unternehmung aufführen kann, ein bisschen kreativer darf‘s dann schon werden, aber da es ein Neujahrsumtrunk war, zählt das für die erste Kalenderwoche, und außerdem:


war ich auch noch im Kino. „100 Dinge“ hab‘ ich mir angesehen, obwohl ich ja den Schweighöfer nach wie vor menschlich ablehne, so sehr ich ihn auch optisch verehre, aber das weiß der, und deswegen zerrt der Florian David Fitz mit vor die Kamera, zieht sich gemeinsam mit ihm aus und dann beackern die nackt ein Thema, das mir ja auch immer wieder ans Herz geht, und schon hat er mich. Schlingel, der. Und war auch wirklich schön, der Film, und hat in mir wieder den Wunsch geweckt, einfach mal die Bude anzuzünden und dann in aller Schnelle nur das zu retten, was mir wirklich wichtig ist. Da ich mir aber noch kein eigenes Haus leisten kann, das ich abbrennen lassen kann, ohne dass jemand anders Schaden nimmt und ohne dass es mir im Portemonnaie wehtut, werde ich eine andere Option des kontrollierten, vielleicht auch nur sinnbildlichen Abfackelns finden müssen – ob mir da entsprechende Ideen kommen, und wie gut die sich umsetzen ließen, davon werde ich selbstverständlich auch berichten.

Das neue Ding:


YouTube-Yoga! Kalenderwoche 1 war bisher die einzige Woche, in der ich dem guten Vorsatz wirklich korrekt entsprochen habe, indem ich etwas gemacht habe, was ich vorher noch nicht gemacht habe, aber irgendwie schon immer mal machen/ testen wollte. Ist die YouTube-Tutorial-Landschaft ja eh eine Fundgrube 'für. So richtig begeistert war ich zwar nicht, aber ich hab‘s probiert, und darauf kam‘s an.

Und abgesehen davon habe ich meinen oben genannten Kinofilm im neuen Andrej-Tarkowski-Saal der Schauburg gesehen. War ich vorher auch noch nie drin. Bin aber nach wie vor nur mäßig angetan vom neuen Design der Schauburg, die mich irgendwie daran erinnert, wie gemütlich der Scheune-Vorplatz früher mal war, und was dann daraus geworden ist. Macht mich ein bisschen melancholisch, aber dafür kommen bestimmte Erinnerungen auch nicht mehr hoch, wenn alles anders aussieht, und vielleicht wird es ja (im Gegensatz zum Scheune-Vorplatz) irgendwann auch noch gemütlich. Hoffnung macht den Meister.


Kalenderwoche 02 (07.-13. Januar 2019)

Die Unternehmung:


Skifahren mit dem Vati. Weil ich ja so gern Zeit mit meinem Vati verbringe, sehr gern auch draußen in der Natur (unter anderem, weil mein Vati im Gegensatz zu mir auch nach zwei Weggabelungen noch weiß, wo wir sind), und weil mein Vati so gern Zeit auf Langlaufskiern verbringt, wenn irgendwo Schnee liegt für unter den Langlaufskiern drunter, hatte er, nachdem er sich neue Skier gekauft hatte und nun ein Paar inkl. Schuhen übrig hatte die Idee, mich mal wieder mit auf eine kleine Langlauf-Tour zu nehmen, nahm all seinen Mut zusammen und unterbreitete mir diesen Vorschlag. Denn er weiß, dass ich Langlauf dumm finde. Da ich mich davon, dass Langlauf wirklich dumm ist, aber das letzte Mal vor geschätzten 20 Jahren überzeugen konnte (eher vor mehr als 20 Jahren, bin noch nicht dazu gekommen, nach datiertem Fotoproof zu suchen), und da ich meinen Vati mag und mit meinem Vati gern auch Dinge unternehmen möchte, die ihm viel Freude bereiten, selbst wenn es Dinge sind, die ich jetzt nicht freiwillig unternehmen würde, wenn ich die Wahl hätte, dachte ich, ich geb‘ der Sache mal wieder eine Chance. Und es ging. Ich kam mir zwar vor, wie der erste Mensch auf Skiern, aber der Vati meinte, dass es gar nicht danach aussah, als hätte ich das länger nicht mehr gemacht, und bis auf zwei elegant gesessene Bremsmanöver lief auch alles wie am Schnürchen. Obwohl ich bergab manchmal stark daran gezweifelt habe. Die Runde, die wir gemacht haben, war dann auch umfangreicher, als der Vati ursprünglich geplant hatte, worüber er sich sehr gefreut hat, die Biere in der Beerenhütte, der Wittichbaude und im Lugsteinhof haben geholfen und am Ende des Tages war das ein wirklich schöner Ausflug, den ich sogar bereit wäre, zu wiederholen.

Das neue Ding:

Irgendwas anderes war zwar auch noch in der Woche, aber das hab ich wieder vergessen.. war aber auch nicht viel besser, als das Ding, das ich an dieser Stelle anbiete, und das heißt „siehe oben“. Zwar stand ich früher schonmal auf Langlaufskiern, aber das war sehr früher. Volljährig stand ich noch nie auf Langlaufskiern, und deswegen lasse ich für Kalenderwoche 2 „Volljährig Langlaufski fahren“ als neues Ding gelten.


Kalenderwoche 03 (14.-20. Januar 2019)

Die Unternehmung(en):


Wenn ich es als eine Unternehmung zusammenfassen sollte, würde ich sie „das perfekte Wochenende“ nennen, das aber eigentlich aus mehreren Unternehmungen bestand, und die gingen so:
Samstag gemütlich ausschlafen, 14 Uhr zum Sport beim Lieblings-Laci, danach mit dem Vati einen letzten Glühwein in der sich für diesen Winter verabschiedenden Neustädter Winterhüttn nehmen, abends dann tanzen in der Gisela mit wunderschöner Begleitung (was immer besser aussieht, als anmutig aber allein über die Tanzfläche zu schweben) und schließlich die Lokalität verlassen, bevor der Abend kippt.


Sonntag dann wieder gemütlich ausschlafen, danach einen Kaffee trinken, noch einen Kaffee trinken und dann aufbrechen zum Bahnhof, um mit der Tanzbegleitung vom Vorabend nach Rathen zu fahren, dort bei bestem Wanderwetter die Bastei zu stürmen, im Aussichtsrestaurant eine köstliche Roulade zu essen und schließlich pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit wieder in den Zug zurück nach Hause zu steigen, wo der Lieblingsasiate schon den Ofen angeworfen hat für meine T19. Wobei ich ehrlicherweise nicht mehr sagen kann, ob ich wirklich eine T19 hatte – seit wir uns hier das letzte Mal lasen, hat sich da einiges getan. Ich wechsle inzwischen zwischen T19, V16, T63 und T74, und welche Nummer ich an diesem Sonntag Abend hatte, kann ich leider nicht mehr rekapitulieren.
Aber kommt rüber, warum ich das als „das perfekte Wochenende“ bezeichne, oder gibt das die Schrift eher nicht her? Ich finde nämlich, dass sich die Erinnerung viel schöner anfühlt, als der Text das wiedergeben kann, aber irgendwie ist das so mein Wunschwochenende, mit ein bisschen Sport, lieben Menschen, einem echten Vorhaben am Samstag Abend und einem Ausflug in die Natur am Sonntag… und um den Genuss eines solchen Wochenendes nachvollziehen zu können, muss man wahrscheinlich auch dabei sein.

Das neue Ding:


Wieder mehr so ein Beschiss-Ding, denn ich kann auch für diese Kalenderwoche nur zwei Dinge angeben, die ich aus Notwendigkeiten heraus gemacht habe, die aber trotzdem neu waren:
Am Samstag war ich ja nachmittags mit dem Vati schon den ein oder anderen Alkohol trinken, und normalerweise trinke ich gern weiter, wenn ich einmal angefangen habe, aber da ich abends in der Gisela nicht schon hackedicht aus Versehen gegen den Türsteher stolpern wollte, habe ich zum ersten Mal probiert, nach dem Genuss von Alkohol eben jenen wieder aus dem System zu bekommen, indem ich mit Kaffee und Wasser gekontert habe. Hatte ich mir aber irgendwie erfolgreicher vorgestellt so im Vorfeld, ich wurde weder wacher noch nüchterner und bin stattdessen irgendwann eingeschlafen, aber in der Gisela war ich wieder fit, und das war ja eigentlich das Hauptziel. Häufiger werde ich das jetzt trotzdem nicht machen. Und zum zweiten, neuen Ding gehört das Bild zum Text, das am Mittwoch entstanden ist, als ich nach Feierabend schnell zum Bahnhof geradelt bin, um mit dem Zug nach Leipzig zu fahren, mich dort mit zwei Kommilitonen zu treffen, mit denen ich unsere letzte gemeinsame Modulprüfung vorbereitet habe und zweieinhalb Stunden später wieder in den Zug zurück nach Dresden zu steigen. Nach Feierabend einfach mal 100 km fahren für ein nettes Treffen und dann wieder zurück, könnte man eigentlich auch häufiger machen, wenn es nicht jedes Mal so viel Geld kosten würde. Das Imperii, in dem wir uns getroffen haben, könnte ich zwar theoretisch auch als neues Ding verkaufen, allerdings dürfte ich dann nicht verraten, dass ich letztes Jahr auch schon einmal mit der Jule dort war. Immerhin: Für meinen Reiseaufwand war ich auf Speis und Trank eingeladen :)


Kalenderwoche 04 (21.-27. Januar 2019)

Die Unternehmung:


Essen mit Anlass. Wobei auch Essen ohne Anlass in 1 schönem Restaurant als Unternehmung zählen würde. Aber hier kam halt noch der Anlass dazu. Und der war nach vier Jahren berufsbegleitendem Studium unsere letzte gemeinsame Woche in der Hochschule. In den beiden darauf folgenden Wochen hatten und haben wir zwar noch eine Prüfung und ein Kolloqium (Verteidigung Bachelorarbeit), aber die letzte Präsenzwoche, in der wir uns auch alle nochmal gesehen haben, war die vierte Kalenderwoche des Jahres 2019. Was nach einer so langen Zeit schon ein bisschen komisch ist. Um so schöner war es, dass sich die allermeisten die Zeit genommen haben, diesen Meilenstein am Mittwoch Abend in Wenzel‘s Prager Bierstuben noch einmal zu begießen, bevor sich unsere Wege wieder trennen. Wobei ich erstaunlich unemotional war. Sowohl am Mittwoch Abend als auch am Donnerstag, unserem letzten, richtigen Schultag. Ich erinnere mich an einwöchige Klassenfahrten, nach denen ich geheult habe, weil ich meinen Mitschülern tschüssie sagen musste, die ich in der nächsten Woche schon wieder gesehen habe. Ich erinnere mich daran, wie ich mich vor meiner Reise nach Neuseeland von meinem Spind auf Arbeit verabschiedet habe und dabei einen Kloß im Hals hatte. Aber diesmal… ich habe auch keine Ahnung, woran das liegt, denn einige meiner Kommilitonen* habe ich wirklich lieb gewonnen, aber entweder überwiegt die Freude, dass dieses elende Studium endlich zu Ende geht, jeden Abschiedsschmerz, oder ich kann mit Trennungen inzwischen besser umgehen, als ich es noch bis vor anderthalb Jahren konnte. Wüsste ich zwar nicht, wo das plötzlich herkommen soll, aber manchmal vollziehen sich Veränderungen ja auch ohne nachvollziehbaren Grund. Schön wär‘s ja.
An meinen Antidepressiva, die mich einfach nur gleichgültig im Kopf machen, kann es auf jeden Fall nicht liegen, denn die hatte ich ja wie bereits erwähnt im neuen Jahr abgesetzt, und auch nach einem Monat geht es mir auch ohne meine morgendliche Kapsel blendend.

Das neue Ding:


Da hätte ich jetzt mehreres im Angebot, wovon zwei Sachen wieder Beschmu wären und eine wirklich gut, ich würde sie aber gern alle drei vortragen.
Erstmal das echte, neue Ding: die Reisemesse. Findet ja jedes Jahr in Dresden statt, ich habe es aber bis jetzt noch nie geschafft, dort auch mal vorbei zu schauen und hatte auch nie wirklich das dringende Verlangen danach. Dieses Jahr hatte aber die Mutti gefragt, ob das nicht was wäre, was wir zusammen machen könnten, und da wir uns ja wieder relativ gut vertragen, vorzugsweise aber gemeinsam Dinge unternehmen, bei denen wir auch ein bisschen beschäftigt sind, war eine ideale Option für uns zwei und so ging‘s am Sonntag da hin. Und ich muss sagen: Ich begreif‘s nicht. Man soll ja mit den guten Dingen einsteigen, und wirklich schön waren die Vorträge, die wir uns angesehen haben (Togo und Benin; Iran mit Besteigung des Damavand; Myanmar; Südafrika). Aber das war‘s dann auch. Dieses Messe-Konzept kommt mir persönlich so furchtbar antiquiert vor, dass ich mich frage, wie es sein kann, dass immernoch so viele (auch junge) Menschen so antiquiert denken. Und die Besucher der Reisemesse sind ja keine völlig hohlen Montagsdemonstranten, die sowieso nur in die Eifel oder auf die Wolfsschanze wollen, das sind ja eigentlich interessierte und für Neues offene Menschen. Aber sich in engen Gängen durch einen Wust anderer, interessierter Menschen zu drücken, und überhaupt nicht nach links oder rechts schauen zu können, weil man dann Gefahr läuft, vom Strom nach unten gezogen und platt getrampelt zu werden, nur um dann ab und zu vielleicht doch mal an einem Stand stehen zu bleiben (sich an einem Stand festzuhalten), der einen interessiert, nur um dort direkt von der Standbetreuern umgarnt zu werden und jedes Mal ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man dann doch nicht direkt eine Reise bucht und deswegen wenigstens ein Prospekt mitzunehmen, das man zu Hause sowieso nur wegschmeißt, das kann es doch nicht wert sein. Erst recht nicht im 21. Jahrhundert, in dem man sämtliche dieser Angebote auch online einholen kann, ohne dafür einen sinnlos gedruckten 300-Seiten-Katalog mit nach Hause zu schleppen, ohne dafür Eintritt bezahlen zu müssen und sich dem Stress des Messe-Nahkampfes aussetzen zu müssen. Mutti argumentiert dann noch mit dem Messerabatt, den man erhält, wenn man auf der Messe eine Reise bucht, und das sind bei entsprechenden Fernreisen schon durchaus relevante Beträge zum Teil, aber ich habe auch nicht all zu viele Gäste buchen sehen. Naja. Über meinen Frust darüber, dass sich nach wie vor so viele Menschen den digitalen Möglichkeiten verweigern, hauptsächlich begründet mit ewig gestrigen Argumenten und/ oder einem Hang zur militanten Querulanz, dazu könnte ich eine weitere Bachelorarbeit schreiben, aber wer will das schon. Muss jeder selbst wissen, was er für sinnvoll hält und was nicht, und wer sinnlose Dinge für sinnvoll erachtet, dem sei auch das gewährt – des Menschen Wille ist sein Himmelreich.

Um nun aber diesen muffligen Monolog durch freudige Dinge aufzufangen, hier noch zweiwas Schönes:
1. mein erster Besuch im Hauptzollamt Dresden, wo ich ein Päckchen abholen musste, das meine liebe Mitbewohnerin aus Chile geschickt hatte, ohne es zu beschriften, so dass der Zoll gesagt hat „So nicht“ und ich antreten durfte zur persönlichen Übergabe. Das dazu gehörige Schreiben beinhaltete unter anderem Hinweise, was alles mitzubringen sei, um die Sendung in Empfang nehmen zu dürfen, und ich hatte nix davon. Dementsprechend hatte ich mich schon auf endlose bürokratische Diskussionen im Amt eingestellt, aber siehe da: drückt mir der gemütliche Mitarbeiter ein Cuttermesser in die Hand, lässt sich kurz den Inhalt des Pakets zeigen, nickt, bittet um 1 Unterschrift von mir, frag' ich noch so „Und kost‘ das jetzt was?“, sagt der „Nee, viel Spaß damit.“ und ich gehe wieder. Ich glaube, ich möchte dieses Jahr auf kein anderes Amt mehr, denn dieser Amtsbesuch lässt sich kaum noch toppen.

Und 2.: Evelyn!



Die meiner Meinung nach eine wirklich verdiente Dschungelkönigin ist, neben Sibylle eigentlich sowieso die Einzige war, die überhaupt für den Titel in Frage kam und besonders unter den Top 3 die einzige wählbare Option war, die aber eigentlich auch wieder völlig egal ist für meine Gedanken zum eigentlich besten Teil dieser Show (neben der Moderation): der Musik, die ich (wie schon in vielen Jahren zuvor) wieder neu kennenlernen durfte dank „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ und Shazam. (Damit auch „neue Dinge“ und in dieser Kategorie hier richtig)

Meine Favoriten in diesem Jahr:



„Sweet but Psycho“ von Ava Max – laut YouTube vom August 2018, ging aber bis jetzt vollkommen an mir vorbei, wodurch ich aber um so fröhlicher bin, dass ich jetzt kennenlernen durfte und es in den Soundtrack des Hoffnungsjahres 2019 gesellt. Grandios, sowohl in der Original-Version als auch in der Acoustic-Version, aber auch in 1,25facher Geschwindigkeit, wenn man Aerobic dazu machen möchte.



Und in die gleiche Kategorie wie „Sweet but Psycho“ - die Kategorie „Songs, bei denen mir plötzlich egal wird, dass ich Single bin und die mich dazu bringen, dass ich es eigentlich auch gar nicht anders möchte“, würde ich auch „Tell me how it is“ von HOLYCHILD einsortieren. Bei YouTube im Oktober hochgeladen, hat bis jetzt 55 Aufrufe. Völlig zu Unrecht.

Weitere musikalische Schmankerl, die zumindest ich neu (bzw. fraglich wieder nach vergessen) kennengelernt habe im diesjährigen Dschungelcamp:




Und das war‘s auch schon wieder mit meinen kurzen Ausführungen zu Monat 1 einer besseren Zukunft. Ich krieg‘s aber irgendwie auch nicht kürzer. Wäre natürlich eine schöne Lösung, wöchentlich zu posten, aber nachdem ich 18 Monate gar nisht gepostet habe, möchte ich auch nicht all zu ambitioniert im Schreibstübchen rödeln, nur um das am Ende wieder als Stress zu empfinden… denn so wie bereits all die guten Vorsätze, die sich keine zwei Wochen gehalten haben, wird auch alles andere, was nicht glücklich macht, vorerst abgelehnt. Von mir. Für mich.

Wir werden sehen, und wir werden staunen.

*plöpp*

31.12.2018

Little did you know that I was still alive:
Ein alphabetischer Jahresrückblick.



Habe ich also das letzte Mal im April 2017 etwas gepostet. Das ist nun wirklich mal lange her. Sie sehen: schlimmer geht immer, und meine kontinuierlichen Beteuerungen, hier endlich wieder aktiver werden zu wollen, sind genau so viel Wert wie gestempelte Briefmarken aus dem Briefmarkenautomaten. Da ich aber nach wie vor ein bisschen an meinem kleinen Tagebuch (respektive Jahresbuch) hier hänge und es gerne mag, hier ab und an nachlesen zu können, wie ich vergangene Jahre so bewertet habe, gibt es dieses Jahr als den einen Post des Jahres mal wieder einen Jahresabschlussbericht. Und um sie nicht zu langweilen auch mal in peppiger neuer Struktur, die mich zwar irgendwie nicht so richtig überzeugt, weil sie nicht chronologisch ist, aber ich hatte einmal angefangen, und hatte keine Lust, dann nochmal alles neu… und… sie wissen schon.

Wird wieder was länger, aber sie haben ja auch genug Zeit zum Lesen, bis hier mal wieder was erscheint ;) Geht das also los da rein mit dem ABC des Jahres 2018:

A wie Alkohol

  

Es gibt ja so Dauerbrenner-Themen, die die Jahre überdauern, jedes Jahr aufs Neue aktuell sind aber jedes Jahr aufs Neue irgendwie gleich klingen. Als ich das letzte Mal aus meinem Leben berichtet habe (einfach weiter runter scrollen), war ich ja gerade frisch zurück aus der stationären Therapie, in der es zum verpflichtenden Programm gehörte, keinen Alkohol zu trinken. Und wie ich bereits berichtet hatte, ging es mir entweder trotzdem oder gerade deswegen blendend. Dementsprechend habe ich mir im Jahr 2017 auch Mühe gegeben, immer mal wieder alkoholfreie Abende einzulegen und hatte Ende des Jahres errechnet, dass es an 40% der Tage des Jahres 2017 keinen Alkohol gab bei mir. Was dann auch so als Mindest-Zielvorgabe auf der Liste der guten Vorsätze für das Jahr 2018 stand. Im Januar hab‘ ich mir dann auch noch ein bisschen Mühe gegeben, aber dann… irgendwie… was soll ich sagen.

Alligatoah, der mir musikalisch auch mit anderen Stücken das Jahr 2018 versüßt hat, singt Ihnen mal ein Lied darüber. Siehe oben. (Gute Nachricht schonmal vorab: Mir geht es nicht schlecht, mir schmeckt es einfach nur ^_^)

B wie Bachelorarbeit

Studiert habe ich auch schon, als wir uns das letzte mal gelesen haben. Kann allerdings sein, dass ich nie viel davon erzählt habe, weil es noch nie mein Lieblingsthema war. Generell wird nichts zu meinem Lieblingsthema, was mir regelmäßig einen Strich durch die Feierabend-Rechnung macht. Aber nach 7 mürben Semestern der berufsbegleitenden akademischen Weiterqualifikation neigt sich dieses Projekt nun (hoffentlich) dem Ende zu. Voraussetzung dafür ist/ war, dass ich meine Bachelorarbeit am 17.12. abgebe, dass diese mit 4,0 oder besser bewertet wird und dass ich sie im Februar noch erfolgreich verteidige. Und auch, wenn Menschen, denen so etwas liegt, nur müde schmunzeln über eine 30seitige, wissenschaftliche Arbeit – mir lag sowas noch nie. Ich hatte nicht nur einfach keine Lust darauf, ich habe Beklemmungen und körperliche Symptome bekommen, sobald ich gezwungen war, mich mit irgendeinem Thema wissenschaftlich auseinandersetzen zu müssen, unabhängig davon, ob das Thema interessant war oder nicht. Und so wollte ich am 17.09. dann endlich mal anfangen, an der BA zu schreiben und mir wurde schlecht, dann wollte ich am 17.10. endlich mal anfangen, ordentlich daran zu schreiben und mir wurde schlecht, und schließlich habe ich im November und Dezember begleitet von chronischer Übelkeit irgendwas zusammen gepfeffert, hatte mich zwischendurch auch schon erkundigt, wie das Procedere ist, wenn ich meine Bachelorarbeit nicht fristgerecht abgebe, war mir bis zum Schluss auch wirklich nicht sicher, ob ich es schaffe und war dann trotz einer wirklich schlechten Arbeit sehr erleichtert, als ich am 17.12. um 21 Uhr 33 Seiten zur „Implementierung von Case Management im Akutkrankenhaus unter besonderer Berücksichtigung von Rollenkonflikten“ hochladen konnte, die ich mir einen Tag später als Geburtstagsgeschenk an mich noch binden ließ, um sie auch haptisch in der Hochschule abgeben zu können. Für die Bestandteile 2/3 und 3/3 auf dem Weg zum Abschluss meines Studiums heißt es nun weiter Daumen drücken.

C wie Case Management



Das sind quasi noch „old news“ aus dem Jahr 2017. Kann allerdings sein, dass ich schon eher davon erzählt habe, denn spätestens mit dem Beginn meines Studiums im Jahr 2015 war die Arbeit im Bereich des Case Management mein berufliches Ziel, für das ich mich dann auch nach Abschluss des Studium eindringlich empfehlen wollte. Die Vorarbeit dafür bestand darin, dass ich auf Arbeit schon seit Jahren darüber geredet habe und auch auf Fachkongressen war das Schlagwort wohl immer mal wieder in verschiedener Munde, und so kam es schließlich, dass sich die Viszeralchirurgie im Diako Dresden bereits 2017 dazu entschloss, für ihre Fachrichtung Case Management einzuführen. Lange wurde an einer Aufgaben- und Stellenbeschreibung geknobelt, irgendwann hing dann die offizielle Ausschreibung aus und das Ende der Geschichte war, dass ich seit November 2017 mit einer Beschäftigungszeit von 75% im Case Management der Viszeralchirurgie des Diako Dresden tätig bin – die restlichen 25% meiner Zeit übrig für schulische Aktivitäten. Die Stelle wurde als neu geschaffene Stelle zunächst zur Erprobung auf ein Jahr befristet, und die erfreulichen Neuigkeiten aus dem Jahr 2018 sind nun, dass die Stelle aufgrund allgemeiner Zufriedenheit entfristet wurde und ich damit Case Manager bleiben und weiter an der Ausgestaltung des Case Management basteln darf. Ein Rückblick auf mein erstes Jahr im Case Management und ein Ausblick auf die kommende Zeit ist auch noch geplant, ist aber noch nicht verfasst und gehört und so oder so nicht in einen „kurzen“ Jahresrückblick. Stay also tuned, vielleicht poste ich ja in anderthalb Jahren schon wieder was dazu ;)

D wie Disco

Den Buchstaben kann ich relativ kurz halten, denn in der Disco war ich leider viel zu selten. Einmal habe ich es ins objekt klein a geschafft, einmal in den Klub Neu und wenn ich das richtig dokumentiert habe tatsächlich nur ein einziges Mal zum Zielgruppentanz in die Gisela, und das ganz alleine (sowohl hin- als auch rückzu), aber diese drei Abende waren jeweils schön und deswegen steht „mehr Disco“ ganz weit oben auf der Liste der guten Vorsätze für das Jahr 2019.

E wie Echse



...die stellvertretend für Schaubudensommer steht, der nicht unter S wie Schaubudensommer geführt werden kann, weil dort schon S wie Schottland steht, das aufgrund der zeitlichen Überschneidung Schuld daran war, dass ich den Schaubudensommer 2018 gar nicht so oft besuchen konnte, wie ich es gern gewollt hätte. Die Besuche, die ich durchführen konnte, waren dafür um so schöner, allen voran mein Abend, den ich ohne Begleitung nur mit der Echse, den Razzones, The Equipment und The Royal High Jinx verbrachte, die dann auch die einzige Mitternachtsüberraschung anführten, die ich in diesem Jahr mit gelaufen bin. Als Resultat dieses Abends steht auf der Liste der guten Vorsätze für 2019 unter anderem auch „mehr alleine machen“ und „mehr Schaubudensommer“ - wenn ich darf, werde ich wahrscheinlich sogar Schaubudensommerurlaub nehmen.

F wie Freunde





Was wäre ein Jahr ohne Freunde. Die abgebildeten Freunde sind natürlich nicht alle Freunde, die ich habe, weitere Freunde finden sie unter diversen anderen Buchstaben. Aber [Spoiler Alert] unter I wie Immergleicher Beziehungsstatus werden sie erfahren, dass es in diesem Bereich auch seit April 2017 nichts Neues zu berichten gibt, und gerade in diesem chronischen Zustand bin ich immer wieder dankbar für liebe Freunde, die ab und zu ein bisschen Zeit entbehren können, um meinen alleinstehenden Alltag mit etwas Gesellschaft aufzupeppen. Weitere Highlights neben denen, die hier einen eigenen Buchstaben bekommen haben waren mein Badeurlaub in Berlin im Mai, die Bunte Republik Neustadt mit der Lieblings-Mitbewohnerin oder ein Endlich-mal-Wiedersehen inklusive Übernachtung mit lieben Freunden von ganzganzfrüher im November, aber generell kann ich mich an keinen Tag erinnern, an dem ein* Freund* mit mir Zeit verbracht hat und ich danach dachte „Das war jetzt irgendwie für‘n Arsch“. Guter Dauervorsatz daher: „Oft Freunde treffen“.

G wie Great Gatsby




[Zweites Bild in erster Linie beigefügt, damit sie meine Schuhe bewundern können ^_^]

 ...womit wir direkt bei einem weiteren Highlight mit Freundinnen* waren. Gleich mehrere liebe Menschen in meinem Freundeskreis hatten im Jahr 2018 runde Jubiläen, die entsprechend begangen wurden – bei der lieben Elli unter dem Motto „The Great Gatsby“ in einem Berliner Café, das die Elli unter Einsatz all ihrer kreativen Fähigkeiten so richtig aufge-gatsby-t hat. Mal abgesehen davon, dass ich am nächsten Tag ein bisschen enttäuscht darüber war, dass nichts, was aus mir heraus kam, glitzerte, nachdem ich so viel Glitzer-Berliner Luft getrunken hatte, war das ein sehr schöner Abend. Und auch wenn ich mir nicht „mehr Mottoparties veranstalten“ als guten Vorsatz nehmen möchte, da ich nach wie vor nur ein sehr widerwilliger Gastgeber bin - sollte ich irgendwann mal unbedingt irgendwas feiern wollen, stellen sie sich schonmal auf ein Motto ein.

H wie Handy

Das war weg. Hatten wir Betriebsausflug, in diesem Jahr nach Kamenz, haben sich andere viel auffälliger verhalten als ich, während ich mich diszipliniert zurückgehalten habe (oder wegen höherer Alkoholtoleranz einfach weniger daneben war), aber am Ende des Abends war trotzdem ich derjenige, der ohne sein Handy zu Hause ankam. Was es jetzt nicht unbedingt wert ist, in einem Jahresrückblick aufgenommen zu werden, aber der Umgang mit verlorenen Wertsachen bzw. mit Anfragen bezüglich verlorener Wertsachen war eins meiner zwei Schlüsselerlebnisse bezüglich Flexibilität im Alltag sowie der Erkenntnis, dass ich Menschen, die einzig und allein nach Dienstvorschrift/ Verfahrensanweisung/ Schema F arbeiten können und wollen, furchtbar finde.

Fallbeispiel Handy: Verloren in einem Bus der Taeter Tours GmbH, hab‘ ich bei denen angerufen, ging direkt eine echte Person an den Apparat, habe ich mein Problem geschildert, antwortete die Person „Da hat keiner was abgegeben, ich geh‘ dann gleich mal in den Bus schauen, wenn sie in einer Stunde nochmal anrufen, kann ich ihnen sagen, ob ich Erfolg hatte oder nicht.“ Gesagt, getan – rufe ich wieder an: „Ich hab‘ das Handy gefunden, war zwischen die Sitze gerutscht, können sie gern abholen kommen bei uns, wir sind auch am Wochenende da.“ Am Tag dieser Telefonate war ich zwar gerade in Berlin (siehe „G wie Great Gatsby“), aber als ich am Sonntag wieder zurück in Dresden war, fuhr ich direkt zu Taeter Tours und hatte mein Telefon wieder.

Fallbeispiel Portemonnaie: Ich mache ja dumme Dinge gern doppelt, weswegen ich wenig später auch noch mein Portemonnaie im Flixbus liegen ließ. Rufe ich also bei Flixbussens an, schildere mein Problem und frage, wie ich jetzt verfahren könnte, um schnellstmöglich wieder an mein Portemonnaie zu kommen. Der Gesprächsverlauf hier mal im Original-Gedächtnisprotokoll, das ich allerdings direkt nach dem Gespräch festgehalten habe:

„Naja, am schnellsten würden sie wahrscheinlich ran kommen, wenn sie hinterher fahren.“
-
„Gut, okay, danke für den Hinweis. Was wäre die zweitschnellste Option?“
-
„Nee, ansonsten, da haben wir unser Verlustformular auf der Website, das müssen sie ausfüllen, da können sie reinschreiben was weg ist, und dann melden wir uns bei Ihnen, wenn der Fall bearbeitet wurde, aber da sage ich ihnen ganz ehrlich, das dauert ungefähr eine Woche, also, das sage ich ihnen da ganz ehrlich.“
-
„Das finde ich jetzt aber ein bisschen schwierig, so lange auf mein Portemonnaie verzichten zu müssen, in dem sämtliche Dokumente sind. Hat der Fahrer kein Telefon einstecken, dass man den irgendwie kontaktieren kann?“
-
„Nee, also, ja, also, das sind ja Diensttelefone, die sind nur für die dienstlichen Absprachen und den absoluten Notfall, also nee, und der muss ja auch Bus fahren.“
-
„Das ist mir schon klar, aber kann man den dann nicht mal darum bitten, dass er am Ende der Fahrt nachsieht, ob er ein Portemonnaie findet und dann Bescheid geben, ob ich es in irgendeinem Fundbüro in Dresden oder Berlin abholen oder abholen lassen kann?“
-
„Nee, also, nee, das geht gar nicht, der ist ja, der hat ja Pause dann, und nee. Da müssen sie das Formular ausfüllen.“
-
„Und werden die Formulare dann je nach Wert der Fundsache priorisiert abgearbeitet, oder gibt es die Möglichkeit, da einen Vermerk zu machen, oder geht das streng nach Nummer?“

-
„Das geht nach Nummer.“
-
„Wenn also vor mir noch 12 liegen gelassene Regenschirme und 17 vermisste Sonnenbrillen sind, dann habe ich Pech, ja?“
-
„Ja.“
-
„Okay, dann danke für nichts.“


Habe ich also das Formular ausgefüllt und erhielt auf der Homepage den Hinweis, dass die Bearbeitung des Falles zwei bis drei Wochen in Anspruch nimmt und hatte 18 Tage später eine Mail im Postfach, dass „davon ausgegangen wird“, dass mein Geldbeutel gefunden wurde und dass er mir gegen die Überweisung von 15,90€ zugesandt werden kann. Immerhin war es dann auch wirklich mein Portemonnaie und nicht eine der vermissten Sonnenbrillen, aber was ich im Verlauf dieses frustrierenden Unprozesses geflucht habe, da geht jedem Rohrspatz die Spatzenmuffe.

Für alle, die den langen Text übersprungen haben: Bloß nix im Flixbus liegen lassen! Mehr gab es eigentlich nicht zu lernen.

I wie Immergleicher Beziehungsstatus





Ja. Wie gesagt. Auch dieser Abschnitt kann sehr kurz gehalten werden. Aber weil immer mal wieder jemand fragt: Aktueller Beziehungsstatus: Knautschi, Heizlüfter und immer mal die Nachbarskatze. Rein platonisch natürlich, nur mit ausgedehnten Schmuseeinheiten. Ansonsten hatte ich bereits 2017 einen Traummann kennen gelernt, mit dem ich mich auch 2018 ab und zu zur gemeinsamen Freizeitgestaltung getroffen habe, allerdings passt da auch im Jahr 2018 seine Sexualität nicht zu meinen Hochzeitsplänen, und einen Traummann habe ich im Jahr 2018 ertindert, der wohnt allerdings 550 km entfernt. Die Herrenbesuche ohne Hochzeitsabsichten waren überschaubar und wie jedes Jahr nicht wirklich erfüllend für jemanden, der eigentlich mehr als Knickknack möchte, aber manchmal hilft das als kurzfristige Maßnahme halt trotzdem. Deswegen steht „keine 6dates“ auch nicht auf der Liste der guten Vorsätze für 2019.

J wie Jubiläum



Hab ich gehabt. Nämlich 10jähriges Dienstjubiläum. Die Ausbildungszeit mit eingerechnet. Und habe sogar Blümchen bekommen. Wenn man Kinder hat, sieht man daran, dass die Kinder so schnell groß werden, dass man selbst auch immer älter wird – wenn man keine Kinder hat, muss man sich an anderen Indizien wie der Fähigkeit, einfach mal lange wach zu bleiben, dem Nicht-mehr-Verstehen der jungen Leute oder eben Dienstjubiläen orientieren, um sicher zu gehen, dass man nicht aus Versehen zwischendurch aufgehört hat, zu altern. Und 2018 durfte ich mir so ganz sicher sein, dass der Zahn der Zeit auch an mir erbarmungslos nagt.

K wie Kultur

Ein weiterer Punkt, in dem ich schwach angefangen und dann stark nachgelassen habe im Jahr 2018. Hab grad nochmal durchgezählt: Immerhin 8 Konzerte habe ich besucht, was für meinen Geschmack aber immernoch viel zu wenig ist; wenn meine Aufzeichnungen stimmen, habe ich ganze 4 Filme im Kino gesehen; im Theater und in der Staatsoperette war ich jeweils einmal und dann habe ich die Reisevorträge in der Reisekneipe und den Besuch der Whiskymesse auch noch unter „Kultur“ verbucht, damit überhaupt ein bisschen was zusammen kommt. Eine insgesamt sehr magere Bilanz, aus der ich meinen einzigen konkreten Vorsatz für das Jahr 2019 abgeleitet habe: Inspiriert von meinem „52 Filme in 52 Wochen“-Projekt aus dem Jahr 2014 möchte ich 2019 52 Unternehmungen in 52 Wochen… äh… unternehmen. Und da das Kinoprojekt vor 4 Jahren Spaß gemacht hat, bin ich guter Dinge, dass mir das gelingt. Ich werde berichten.

L wie Leipzig





Das war eins der Konzerte, die ich besucht habe, verbunden mit einem Wiedersehen mit einer lieben Freundin und der Übernachtung bei einer anderen lieben Freundin/ Kommilitonin. Viele Buchstaben also, die hier in das L mit hinein spielen. Bei meinem ersten Besuch im Gewandhaus Leipzig habe ich endlich mal Ólafur Arnalds live gesehen – ein zauberhaftes Erlebnis, das durch die bereits genannten, lieben Menschen zu einem sehr sehr schönen Tagesausflug mit Programm wurde. Sollte man viel öfter machen, sowas.

M wie Malá Fatra





Der erste Urlaub des Jahres kommt erst unter M! Skandal! Liegt aber eher an der Verteilung der Buchstaben im Alphabet. Jetzt geht‘s dafür Schlag auf Schlag. Und ich beginne mit dem letzten meiner 5 Urlaube im Jahr 2018: 8 Tage Malá Fatra (Gebirge in der Slowakei, zwischen Hoher und Niederer Tatra) mit meinem Lieblingsvati, mit dem ich auch sonst viel Zeit im Jahr 2018 verbracht habe – im Rahmen der WM und diverser Public Viewings, vor allem im Elbegarten sowieso, und auch gewandert sind wir hier und da, aber so grundsätzlich finden wir inzwischen fast wöchentlich immer einen Anlass, auf den ein Bier und/ oder ein Glühwein an der frischen Luft getrunken werden müssen. Neben uns beiden waren außerdem noch weitere Reiseteilnehmer der Reise „Naturreise Malá Fatra: Auf den Spuren von Wolf, Bär und Luchs“ sowie unser Reiseleiter Vlado Trulík dabei, da es sich um eine fix und fertig durch Schulz Aktiv organisierte Reise handelte. Was zwar den Altersschnitt immer ein bisschen hebt, aber sich lediglich um An- und Abreise kümmern zu müssen ist schon sehr komfortabel. Ein ausführlicher Reisebericht wäre zwar schöner, aber im Jahresrückblick muss ich mich darauf beschränken, die Reise jedem ans Herz zu legen, der gern in kommerziell nur sehr spärlich erschlossener Natur unterwegs ist. Weniger ans Herz legen würde ich ihnen dagegen, direkt nach einem oppulenten Fisch-Dinner mit ebenso oppulenter Rotweinverkostung in einen 35 Grad warmen Badezuber zu steigen. Aber ansonsten war das ein wirklich schöner Urlaub.

N wie Nanoaquarium





Hab ich eins. Seit Mai. Die Bewohner dazu nach und nach seit Juni. Wenn ich jemand wäre, der mich kennt und jetzt zum ersten Mal davon lesen würde, dass Andre ein Aquarium hat, würde ich wahrscheinlich auch nur „Hä?“ sagen. Denn Aquarien haben mich nie interessiert und ich habe nie verstanden, wie sich irgendjemand dafür begeistern kann, Tiere zu beobachten, die man weder streicheln noch Gassi führen kann. Aber entweder geschah es im Rahmen der wirklich aufwendigen Bemühungen meines Kopfes, immer wieder neue Prokrastinations-Anlässe zu finden, um nicht an Hausarbeiten oder der Bachelorarbeit arbeiten zu müssen, oder es liegt daran, dass im Alter wirklich neue Interessen aufkommen, die man vorher nie erwartet hätte, denn im Mai wollte ich plötzlich ein Aquarium, nachdem ich mich in der Kosten- und Leistungsrechnung damit auseinandersetzen musste, wie man ein Piranha-Becken finanziert. Das klingt schon eher nach mir, oder? Ausführlich möchte ich die ersten Monate meiner Aquarianer-Karriere auch nochmal beleuchten, allein schon für das Garnelenforum, in dem ich mich damals angemeldet habe und in dem jetzt schon mehrfach die Rückfrage kam, wie sich denn die letzte Monate so entwickelt haben, aber hier würde ich mich jetzt auch erstmal auf die groben Eckdaten beschränken:

Größe des Aquariums:
40x40x40 cm, Volumen 60 Liter (daher auch Nano-Aquarium, weil der Platz nur für Mini-Bewohner reicht)

Bewohner des Aquariums:
Zwergarnelen (Neocaridina „Green Jade) – ursprünglich mal 20, inzwischen auch nicht mehr an 20 Händen abzuzählen, Tendenz ständig schwanger
Moskito-Bärblinge (Boraras brigittae) – ursprünglich 8, dann noch 10 dazu gekauft, weil sehr angenehme Gesellen, noch kein Nachwuchs, ob alle 18 noch leben kann ich nicht genau sagen, weil sie nie als geschlossene Gruppe vor einer Scheibe schweben und darauf warten, dass ich sie gezählt habe
Neon-Bärblinge (Microrasboras kubotai) – ursprünglich 8, inzwischen nur noch 5, einer hatte gleich am Anfang keine Lust mehr und zwei weiteren war die komplette Ausräumung des Aquariums, die im November zwingend erforderlich war, zu stressig Ohrgitterharnischwelse (Otocinclus) – die neuesten Bewohner, ursprünglich 6, immernoch 6, waren am Anfang ein bisschen genervt von den Garnelen, haben sich aber inzwischen hervorragend arrangiert
Rennschnecken
Geweihschnecken
Apfelschnecken
...und die obligatorischen Blasenschnecken, die immer irgendwo her kommen, egal, wie viel Mühe man sich gibt, sie abzusammeln.
Außerdem gibt es inzwischen bereits zwei voll ausgestattete „Restebecken“, in denen unter anderem überschüssige Pflanzen und Schnecken, für die im „großen“ Aquarium kein Platz ist, weil sie sich zu rasant vermehren (Blasenschnecken, Posthornschnecken, Turmdeckelschnecken), mittlerweile aber auch schon einige Garnelen ein Zuhause gefunden haben.

O wie Orchester



Auch unter O findet sich ein weiterer, wunderschöner Kurztrip, der Kultur, Freunde und ein kleines bisschen Reisen miteinander verbindet. Einen besonderen Mehrwert für dieses Blog hat das O außerdem, weil Balbina darin vorkommt. Bereits 2015, als ich schon nicht mehr so der konsequente Blogger war, war Balbina einer der wenigen Anlässe, die es mir doch wert waren, einen Blogpost zu verfassen, und 2017 strukturierte ich meine bislang letzten Einträge über meine Therapie und deren Erkenntnisse und Erfolge mit Balbina-Songs. Und 2018 haben wir sie nicht zum ersten Mal live, aber zum ersten Mal live mit Orchester gesehen, und das im Nikolaisaal in Potsdam, so dass wir das Konzert sogar noch mit einem kleinen Ausflug nach Potsdam inklusive Schnitzel mit Spargel verbinden konnten. Sollte man viel öfter machen, sowas.

P wie Paris





Der zweite von fünf Urlauben, anlässlich meines Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenkes (weiß ich gar nicht mehr genau) an den fröhlichen Mitreisenden: Eine Konzertkarte für den venezolanischen Dirigenten Gustavo Dudamel in der Philharmonie de Paris. Wo ich jetzt das Konzert nicht wirklich gut beurteilen kann, weil mir die Vergleiche fehlen, schön war es auf jeden Fall, aber was auch schön war, war die Stadt drumrum. Ich mag ja die französische Mentalität nicht so gerne und habe dementsprechend auch Frankreich nicht wirklich auf meiner Urlaubsliste. In Paris war ich in der etwas länger zurück liegenden Vergangenheit auch schon dreimal (zuletzt 2011 mit ihm), meine „Muss man mal gesehen haben“-Pflicht habe ich also auch schon mehrfach abgegolten, und nur, weil Gustavo Dudamel da gastierte, war ich mal wieder da und war wider Erwarten mehr als angetan. Ich hatte Paris nicht so schön, so sauber und so grün in Erinnerung, und wenn mich jetzt mal wieder jemand fragt, ob ich mit nach Paris kommen möchte, bin ich sofort dabei.

Q wie Qualle

Das Q war noch übrig, und so ergab es sich, dass ich das Thema meines Körpergewichts an dieser Stelle aufgreifen kann. Unter A konnten sie bereits in Erfahrung bringen, dass mir Alkohol nach wie vor gut schmeckt, und unter V werden sie noch etwas über meine Dauermedikation im Jahr 2018 lesen, wer oder was Schuld an den Entwicklungen auf meiner Waage war, das wird wohl ein ewiges Rätsel bleiben (Sport hab ich fleißig gemacht), aber Fakt ist, dass ich vom niedrigsten Stand im Jahr 2017 (60 kg) zum höchsten Stand im Jahr 2018 18,8 kg zugenommen habe. Sie dürfen selbst addieren. Zugegebenermaßen waren 60 kg ein bisschen wenig und da kamen dann auch Kommentare wie „Iss mal wieder was“, obwohl ich mir überhaupt keiner Schuld bewusst war und auch nicht gezielt darauf hingearbeitet hatte, aber mein Angstgegner war eigentlich immer die 7 vorne. Inzwischen passt mir ein Großteil meiner alten Garderobe nicht mehr und auch wenn es immernoch Menschen gibt, die felsenfest behaupten, dass man „das gar nicht sieht“, hätten zum Beispiel die Fotos unter G oder unter R im Jahr 2016 noch ganz anders ausgesehen. Guter Vorsatz fürs neue Jahr also „weniger Gewicht“ - die Ermittlung des Start-Kampfgewichts am 01.01.2019 ergab glatte 80,0 kg.

R wie Rewe Team Challenge



An der zehnten Rewe Team Challenge in Dresden habe ich endlich mal teilgenommen, und das zum ersten Mal. Ich war ja sehr lange Zeit überzeugt davon, dass Joggen nichts für mich ist, weil ich es mehrfach ausprobiert hatte und danach immer furchtbare Schmerzen in den Sprunggelenken hatte, egal, wie lange ich unterwegs war und auf welchem Untergrund. Und so hatte ich diesen Freizeitspaß eigentlich schon für mich abgeschrieben und als meine Mitbewohnerin mich dann 2017 fragte, ob ich mitkommen wöllte, eine Runde durch den Prießnitzgrund joggen, dachte ich nur, dass ich‘s lange nicht mehr probiert habe und dass ich‘s ja spaßeshalber mal wieder testen kann, hatte aber keine großen Hoffnungen. Und plötzlich ging es. Seitdem bin ich häufiger mal die 6km-Runde im Prießnitzgrund gelaufen, habe mich sehr gefreut, endlich auch mal bei der Rewe Team Challenge mit laufen zu können, habe mich über meine Zeit von 25:43 (mit Rucksack auf dem Rücken), meinen 5996. Platz und unsere 882. Teamplatzierung gefreut und plane, meine Teilnahme an irgendwelchen Läufen im kommenden Jahr noch auszuweiten.

S wie Schottland





Schottland war Urlaub 3/5 im Jahr 2018. Von langer Hand geplant und hervorragend organisiert durch nicht-mich ging es mit der gleichen Reisegruppe, mit der ich im Jahr 2016 bereits Irland erkundete, diesmal quer durch Schottland, wo ich außer Edinburgh und Glasgow bisher noch gar nichts kannte (siehe 2013, da sahen meine Reiseberichte noch anders aus: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6). Und auch von den diesmal kennengelernten Gegenden (Dufftown, Loch Ness, West Highlands) war ich genau so angetan wie von einigen der Whiskys, die wir auf unserer 4 Stunden – 8 Destillerien – 16 Whiskys – Tour verkosten durften. Bis jetzt war ich ja mehr so der „Ich komme eher aus Gründen der Geselligkeit mit zur Whiskyverkostung, hätte gern als erstes ein Bier und schmecke hier keinen Unterschied“-Typ, habe nun aber in Schottland endlich die Schwelle zum Whiskygenießer überwunden, schmecke Unterschiede und kann gar nicht genug Rauch und Torf in meiner Whiskyflasche haben. Gekauft habe ich in Pitlochry (zauberhafte Stadt mit einem unglaublich gut aussehenden Whisky-Verkäufer im Drinkmonger) The Ben Riach Peated Single Malt Scotch Whisky, aged 10 yearsunser Favorit von der Whisky-Tour war leider nirgendwo käuflich zu erwerben, Amazon hat ihn aber. Falls mal einer ein Geschenk für mich braucht ;)

T wie Todrick Hall






Noch ein Konzert. War ich gerade erst in Berlin (siehe Buchstabe G), hatte mein Handy verloren und wieder zurück (siehe Buchstabe H), war eine Woche arbeiten und hatte bereits meinen nächsten Termin in Berlin – diesmal war Todrick Hall zu Gast in Huxleys Neuer Welt. Den meisten Lesern wird der nix weiter sagen, denn wenn man zu alt ist für YouTube und RuPaul‘s Drag Race nicht verfolgt, kann man ihn eigentlich auch gar nicht kennen in Deutschland. Da ich RuPaul‘s Drag Race allerdings leidenschaftlich verfolge und in dem Zusammenhang dann auch mal bei YouTube geschaut habe, was Todrick Hall, seines Zeichens häufiger Gast-Choreograph, -Coach und -Juror in der Sendung, eigentlich sonst so macht, bin ich seit gewisser Zeit Fan, habe einen Großteil seines Albums „Straight Outta Oz“ aus dem Jahr 2016 sowie einen kleineren Teil seines aktuellen Albums „Forbidden“ dieses Jahr häufiger in meiner Playlist gehabt, war ganz aufgeregt, als ich las, dass er nach Berlin kommt und wurde nicht enttäuscht. Ich finde es zwar immer schwierig, zu sagen, welches Konzert das Beste des Jahres war, weil Konzerte ja unterschiedlich schön sein können, aber am lautesten gejubelt, die meiste Gänsehaut gehabt und am häufigsten „Yaaaassss, gurrrrrlllll“ (kommt weiter unten nochmal, Buchstabe X) gedacht habe ich am 30.05. bei Todrick Hall. Wenn‘s mal wieder so klappt.

U wie Urlaub in Amsterdam







Wie bereits kritisch angemerkt ist die alphabetische Strukturierung nicht chronologisch, so dass nach dem fünften, dem zweiten und dem dritten Urlaub des Jahres 2018 jetzt der erste kommt: ein verlängertes Wochenende in Amsterdam mit den Mädels anlässlich eines weiteren Jubiläums. Von Amsterdam musste ich nicht mehr überzeugt werden, das war schon immer schön und wird hoffentlich auch immer schön bleiben, aber nachdem ich auch 2017 schon in Amsterdam war, die höchste Schaukel Europas aber nur von unten bewundern konnte, habe ich es diesmal neben vielen weiteren Highlights auch geschafft, mich auf die höchste Schaukel Europas zu setzen um mir Amsterdam von oben anzusehen. Dazu die Gesellschaft von vier bezaubernden Mitreisenden und ein Selfie mit einem völlig beliebigen Hahn – mehr kann man sich nicht wünschen von einem langen Wochenende.

V wie Venlafaxin



Jetzt hier einen kurzen Abriss zu bieten über den weiteren Verlauf nach meiner stationären Psychotherapie 2017 wird dem Prozess eigentlich nicht gerecht, aber da die Details auch nicht wirklich etwas zum Verständnis beitragen, hier die kurze Kurzversion:

Eine ambulante Therapeutin für die Zeit nach meinem Aufenthalt in Haus 18 hatte ich mir auf Anraten der Therapeuten im Haus 18 bereits im Vorfeld gesucht. Bei 5 verschiedenen Therapeutinnen* hatte ich Probesitzungen (probatorische Sitzungen), mit einer kam ich am besten zurecht, und die übernahm dann nach Abschluss der stationären Therapie die ambulante Weiterbehandlung. Zuerst lief das auch noch relativ gut, aber mit der Zeit traten wir mehr und mehr auf der Stelle. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich nicht versteht, sie hatte das Gefühl, dass mein größtes Problem wäre, dass ich gern verstanden werden möchte statt mich damit zu begnügen, mich selbst zu verstehen und im Sommer war ich auch noch einmal in ein etwas tieferes Loch gefallen, und so hatte sie schließlich die Idee, vielleicht doch mal eine Therapie mit Antidepressiva zu testen. Und auch, wenn ich die Idee nicht mochte, weil ich im stationären Aufenthalt ja auch ohne Antidepressiva fröhlich geworden war, war mir zu dem Zeitpunkt, als sie das vorschlug, alles egal, und so knusperte ich ab Juli 2017 einmal täglich Venlafaxin. Erst 37,5 mg, dann 75 mg, höher ging‘s nicht. Außerdem waren wir uns beide einig, dass ein Therapeutenwechsel vielleicht eine schlaue Maßnahme wäre und im Sommer hatte ich sowieso noch einen Termin zur 3-Monats-Katamnese bei meiner Bezugstherapeutin aus Haus 18, die mir eine andere Therapeutin vorschlug, die sie für geeignet hielt. Mit einem kleinen bisschen Wartezeit übernahm die dann auch ohne Probleme meine weitere Behandlung, allerdings zu einem Zeitpunkt, an dem es mir schon wieder etwas besser ging, so dass ich in einigen unserer Sitzungen gar nicht so richtig wusste, was ich erzählen sollte und wir uns am 14.11.2018 in unserer letzten Sitzung einig darüber waren, dass eine weitere Behandlung vorerst nicht nötig ist, weil mir weitere Psychotherapie auch nicht dabei helfen kann, meine Bachelorarbeit bis zum 17.12. fertig zu bekommen und alle anderen Problembereiche so weit im Lot sind. Und im Nachhinein denke ich, dass meine Medizin doch eine sehr große Hilfe war. Zwar ist es trotzdem ärgerlich, wenn man weiß, dass es eigentlich auch schonmal ohne Medizin ging, aber unter stationären Bedingungen und unter Eliminierung sämtlicher vermeidbarer Stressoren bearbeitet sich so eine Psyche einfach besser, als während einer Werktätigkeit, die von einem Studium begleitet wird. Und während ich früher an Situationen, die mir ausweglos erschienen oder die mich überfordert haben, sehr oft verzweifelt bin und dann erst recht nicht mehr in Aktion treten konnte, habe ich seit der regelmäßigen Einnahme meiner Zauberkapsel keine hoffnungslose Verzweiflung mehr gespürt, nicht einmal kurz vor Abgabetermin der Bachelorarbeit. Und auch mein Single-Dasein, das mich besonders in der Vorweihnachtszeit sonst gern mal dazu verleitet hat, wieder die alten Fotos anzusehen, die alten Lieder zu hören und furchtbar traurig darüber zu werden, dass ich den einen Mann, der für mich gedacht war, zu früh kennengelernt habe und nun leider kein Reserveexemplar mehr bereit steht, war mir das dieses Jahr ganzjährig relativ egal. Also, ist schon trotzdem schade, und nach wie vor würde ich gern morgens neben jemandem aufwachen und faule Sonntage zu zweit auf der Couch verbringen, aber mit der Situation, dass es halt aktuell nicht so ist, hatte ich in diesem Jahr erstmals durchgängig meinen Frieden.

Nichtsdestotrotz habe ich a) 20 kg zugenommen und b) auch die Hoffnung, dass es irgendwann wieder ohne Dauermedikation geht, deswegen habe ich nach Rücksprache im Dezember die Dosis wieder reduziert und nehme seit 01.01.2019 nix mehr. (Wobei ich glaube, dass ich es am 31.12. auch schon vergessen habe)
Auch an dieser Stelle dürfen überschüssige Daumen gern gedrückt werden.

W wie Wandern im Allgäu





Und schließlich unter W Urlaub 4/5: Wandern im Allgäu mit der lieben Paula, und der fünfte Bericht darüber, wie angetan ich von unserem Urlaubsziel war. Diesmal Bayern. Ein Bundesland, bei dem ich auch gut damit hätte leben können, hätte ich es niemals kennengelernt, so von den persönlichen Sympathien her betrachtet, aber wir wollten gern wandern und wollten dafür nicht zu weit fahren müssen. Da uns bzw. mir aber mehrfach zurückgemeldet wurde, dass nur 80jährige in den Harz fahren (eine These, die ich irgendwann doch nochmal selbst überprüfen möchte), wollten wir doch gern ein Ziel ansteuern, wo es ein paar höhere Berge gibt, und das war dann das Allgäu. Genauer gesagt Schwangau – ich wollte gern irgendein Wasser in der Nähe haben und bezahlbar sollte es sein, und so erhielt das Hotel Weinbauer in Schwangau den Zuschlag. Und auch wenn die Wanderinfrastruktur dort irgendwie weniger ausgebaut war, als wir uns das vorgestellt hatten, konnten wir unsere Woche mit schönen Touren und Ausflügen füllen und nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich dem Charme von bayrischen Kuhglocken und Brauhäusern, die mich in den Urlaubsreportagen meiner Großeltern immer schrecklich langweilen, erliegen könnte. Doch ich tat‘s. Und hab sogar das Zugspitz-Gipfelkreuz gestürmt. Wenn das nix ist für meine Wander-Credibility, dann weiß ich auch nicht.

X wie 10te Staffel RuPaul‘s Drag Race







[Oben: Bonusclip zum Snatch Game of Love der aktuellen, vierten All-Stars Staffel | Mitte: Der Cast der vierten All-Stars Staffel | Unten: Sehr schöne Pep Speech der Gaga für die Kandidatinnen der neunten Staffel]

Ich hatte nix fürs X, und dann hab ich zum Einschlafen die zehnte Staffel RuPaul‘s Drag Race angefangen, nochmal zu schauen, und da fiel mir auf, dass die Kandidatinnen in der ersten Folge über einen Laufsteg in Form eines X laufen mussten, wegen zehnter Staffel, und dann hatte ich was fürs X. Und eigentlich macht das auch ganz viel Sinn, weil meine ganzen Serien einen viel zu großen Teil meines Alltags ausmachen, als dass man sie einfach unter den Tisch fallen lassen könnte im Jahresrückblick. RuPaul‘s Drag Race ist in diesem Bereich ganz vorn mit dabei. Nach wie vor mag ich am allerliebsten US-amerikanische Reality-Shows, die irgendeine Form von Wettbewerb beinhalten, und da RuPaul‘s Drag Race sich als Symbiose aus America‘s Got Talent (schaue ich nicht), America‘s Next Top Model (schaue ich nicht mehr), Project Runway (schaue ich jede Folge) und Survivor (schaue ich jede Folge) versteht, ist sie auch die ideale Repräsentantin für meine Serienleidenschaft. Mal abgesehen davon, dass ich erschrocken war, dass es diese Sendung jetzt auch schon 10 Jahre gibt, und ich von Anfang dabei war. RuPaul‘s Drag Race gibt es quasi schon genau so lange wie mich im Diako (siehe Buchstabe J). Ich habe noch nie versucht, zu beschreiben, warum mich gerade diese Sendung so fasziniert und so begeistert, aber wer die Kunst des Drag schätzen und würdigen kann, der wird es auch nachvollziehen können, und wer das nicht kann, dem muss ich es eigentlich auch nicht versuchen, zu erklären. Für mich steht Drag wie kaum eine andere Ausdrucksform für den Gedanken, dass jeder Mensch sein Leben genau so leben dürfen sollte, wie er es möchte, ohne dabei übertriebene Rücksicht nehmen zu müssen auf gesellschaftliche Konventionen und Dinge „die man nunmal so macht“. Vielleicht einer der Gründe, warum ich einige Ausdrücke aus dem Drag-Wortschatz inzwischen auch ganz selbstverständlich in meinen Sprachgebrauch integriert habe, wenn nicht unter anderen Menschen, weil die mich nicht verstehen würden, dann aber zumindest in meinem Kopf und in meinen Selbstgesprächen. Meine Favoritinnen sind „Yaaaaasssssss!“ bzw. „Yaaaaasssssss, gurrrrrrrrllllllllll!“ (Ausdruck großer Begeisterung), „Gurrrrrrrl“ (anders betont als in „Yaaaaasssssss, gurrrrrrrrllllllllll!“, in dieser Verwendung Ausdruck von Unverständnis, am besten zu übersetzen mit „ernsthaft?“ oder „Dein Ernst?“), „Shade!“ (Hinweis auf einen durch eine andere Person geäußerten, zynischen, gern passiv-aggressiv-kritischen bzw. hinterf*tzigen Kommentar, der Kommentar wäre in dem Fall dann „shady“) sowie das Fingerschnippen mit einer Hand, die sich mit jedem Schnipp wieder in die andere Richtung bewegt (das klingt irgendwie umständlich, aber ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll) anstelle von Applaus. Passt auch sehr gut in Verbindung mit „Yaaaaasssssss, gurrrrrrrrllllllllll!“. Wer Näheres zu diesen und weiteren Ausdrücken der Drag-Kultur wissen möchte, der bemühe YouTube. Dort können sie sich selbst aussuchen, welche Drag Queen ihnen „Drag Lingo“ erklären soll.

Y wie Years & Years



[Oben: Years & Years - "Sanctify" | Mitte: Image-Film für den H&M-Gastauftritt von ERDEM unter Verwendung des großartigen "Hypnotised" von Years & Years | Unten: Hozier - "Movement"]

Musikalisch war 2018 irgendwie nicht so mein Jahr. Normalerweise gab es am Ende jedes Jahres ein paar Songs oder Alben oder Künstler, die sich für mich so angefühlt haben, als hätten sie mein Jahr geprägt oder als wären sie mit Ereignissen verbunden, an die ich mich entweder besonders gern oder besonders ungern erinnern möchte. Aber vielleicht auch, weil ich 2018 tiefenentspannt mit Tendenz zur Gleichgültigkeit war (siehe Buchstabe V), gibt‘s in Sachen Musik irgendwie nix, was sich für mich 2018 anfühlt. Alligatoah hatte ich unter Buchstabe A bereits erwähnt, Todrick Hall unter dem Buchstaben T, und darüber hinaus kamen die meisten meisten meiner Lieblingssongs in diesem Jahr vom Years & Years-Album „Palo Santo“ und von Hozier. Über Netta‘s Sieg beim ESC habe ich mich sehr gefreut, weil ich sie und ihren Song „Toy“ sehr gern mochte und Fall Out Boy und Dessa haben auch ein paar schöne Songs gemacht, aber so generell sehe ich da für 2019 viel Luft nach oben und habe mir auch ganz fest vorgenommen, den New Music Friday wieder konsequenter durchzuhören.

Z wie Zukunft



Da könnte man jetzt einen eigenständigen Post draus machen. Aber den größten Teil meiner guten Vorsätze habe ich in den 25 bisher bearbeiteten Buchstaben schon erwähnt, und dass ich mir endlich angewöhnen möchte, täglich zweimal Zähne zu putzen, interessiert wahrscheinlich keinen. 2018 hatte ich schon abgeschrieben, bevor es überhaupt begann, weil ich studienbedingt so gar kein Potenzial für das Jahr erkennen konnte – für 2019 sind meine Hoffnungen dafür um so größer. Vorausgesetzt, man lässt mich mein Studium abschließen. Sehr gefreut habe ich mich, als ich kürzlich Bridget Jones: Am Rande des Wahnsinns schaute und Bridget gegen Ende des Filmes meinte „I truly believe that happiness is possible... even when you're 33 and have a bottom the size of two bowling balls.“, und da ich mir ja immer gern Songs aussuche, deren Aussage mich im neuen Jahr begleiten soll, präsentiere ich an dieser Stelle noch „High Hopes“ von Panic! At the Disco und „Love me more“ von zwei meiner All-Time-Favorites, Emeli Sandé und Chase & Status, das zwar eigentlich aus dem Jahr 2017 stammt, mir aber erst 2018 begegnet ist und das eine schöne Botschaft in einen schönen Song packt, den ich mir im neuen Jahr immer dann anhören möchte, wenn wieder irgendjemand versucht, mich für dumm zu verkaufen.

„I made a vow today that I'm gonna love me, I'm gonna fly so high that nothing can touch me and the best part is, I'm not sorry anymore. I made a vow today that I'm gonna trust me, I'm gonna take my time, nobody can rush me and the best part is, I'm not sorry, I'm not sorry anymore. I'm gonna love me and then I'mma love me some more.“

Inwieweit sich meine Hoffnungen bestätigen und erfüllen, davon werde ich berichten, hier, bestenfalls schon im Laufe des Jahres, und ansonsten dann wieder pünktlich zu Silvester 2019/ Neujahr 2020.

Bis dahin, ein fröhliches, gesundes und erfülltes Jahr 2019 und natürlich

*plöpp*

17.04.2017

Patient glücklich entlassen // Gestatten: Narziss.
[Part V]



...und wie sie lasen, lasen sie nichts. Denn wider Erwarten passiert  in so einem Leben doch mehr, als man wahrhaben möchte, selbst wenn man alles Abwehrbare abwehrt. Aber mehr dazu vielleicht an späterer Stelle – jetzt möchte ich meiner Geschichte hier erstmal zur lange angekündigten, fröhlichen Wendung verhelfen.

Andre erzählt von 9 Wochen stationärer Psychotherapie und lädt sich zur besseren Strukturierung muntere Musikantinnen ein, heute wieder Balbina und als Stargast zur musikalischen Untermauerung meiner Kernerkenntnis Emeli Sandé – Teil 5.

An anderer Stelle finden sie: Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 | Teil 4.

Balbina singt: "Der Dadaist"

da da sind
dinge die ich
einfach finde-
die ich einfach gut finde
die mich faszinieren…
obwohl sie ständig ignoriert - werden
warum nicht
da da ist
was

Damit ging es los. Denn so einfach und banal, wie das für kopfgesunde Menschen klingen mag, ist das Benennen von Dingen, die man mag und die man gerne macht nicht, wenn man seine komplette Existenz für einen Fehler hält. Und sich selbst dafür gut zu finden, dass man bestimmte Dinge mag, unabhängig davon, was andere darüber denken und unabhängig davon, ob man seine Faszination rational erklären kann, ist dann schon für Fortgeschrittene.



Balbina singt: "Der Scheitel"

nirgends, bin ich so frei,
wie unter meinem scheitel.
und da bleib ich ein weilchen,
und da bleib ich ein weilchen!
ich stehe drüber, über dem über.
ich fühle nichts, das mich betrübt.
alles was mir grenzen setzt ist nicht echt,
ich grenz mich ab von dem schlechten.
mit jedem atmer werden fakten egaler.
das da um mich rum ist nicht real!
in meinem kopf lebt die realität,
ich kann es hinter den augen doch sehen!

Was wunderbar an meinen vorhergehenden Absatz anknüpft. Denn zunächst zu akzeptieren, dass das, was  in meinem Kopf stattfindet, meine Realität ist, die genau so, wie sie stattfindet, gut ist, und die vor niemandem gerechtfertigt werden muss, das war anstrengend, und es brauchte auch mehrere Anläufe, bis ich in der ein oder anderen Situation die Rechtfertigung meiner Gefühle auch mal weglassen konnte. Und wenn man dann erstmal an einem Punkt ist, an dem man seine eigene Realität und damit sein Selbst erkennen und lieb haben kann, macht es plötzlich auch Spaß, eine Weile unter dem eigenen Scheitel zu verweilen. Und dann macht das Setzen von Grenzen auch Sinn, denn wer sein eigenes Territorium auf einmal liebt, der möchte auch nicht, dass jeder Honk darauf rum trampelt.



Und genau so ging es mir, als mir in der siebten Therapiewoche an meinem vierten Wochenende zu Hause aus dem Nichts heraus die große Erkenntnis kam. Oder wenigstens das, was sich für mich unglaublich groß und befreiend angefühlt hat. Es gab Vorboten, denn ich hatte schon einige Tage zuvor plötzlich wieder angefangen, unglaublich viel aufzuschreiben. Und auch zu Hause kamen die Gedanken und Gefühle nur so gesprudelt und ich kam gar nicht hinterher mit aufschreiben – ich nehme an, dass das die große Erkenntnis war, die sich langsam ihren Weg bahnte. Und dann war Sonntag, und sonntags mussten wir immer Wochenbericht für unsere Therapeuten schreiben, in dem ich mich in Woche 7 mit der Frage "Wo ist der Kern???" auseinander setzen wollte. Meine Therapeutin hatte mich schon mehrfach darauf hingewiesen, dass ich immer sehr viel schreibe, und dass das sicher auch alles sehr relevant für mich ist, aber dass noch irgendein Element fehlt, dass alles verbindet. Und ich wusste nicht, welches das sein soll. Und schrieb dann auch genau diese Frage in Großbuchstaben in die Mitte meines Wochenberichts. Aber dann kam nach diversen Überlegungen über kaputten Selbstwert, über kaputte Gesellschaften und über ungesunde Kompensationsmuster auch das Thema Narzissmus immer wieder in meinen Kopf geschossen. Ich hatte genau zwei Erzfeinde in meiner stationären Therapie, und beide waren Narzissten vor dem Herrn. Oder Spiegelwichser. Oder wie auch immer sie einen Menschen bezeichnen möchten, der von sich selbst dermaßen überzeugt ist, dass er sich an sonnigen Tagen als der Messias fühlt, und an regnerischen Tagen die Schuld am Regen allen anderen gibt, nur nicht sich selbst. Und auch in Begegnungen mit anderen Patienten oder mit Personal haben mich solche Charakterzüge immer am meisten aufgeregt, und das in einer Art und Weise, die ich nicht erklären konnte. Spannenderweise kann man aber an den Dingen, die einen am meisten aufregen, oft auch am meisten über sich selbst lernen, denn die wenigsten Dinge regen einen ohne Grund auf, und auch nicht nur, weil sie halt einfach scheiße sind. Und dann, ganz plötzlich, fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Der Grund, warum ich Hardcore-Narzissten jedes mal ohne Verhandlung unangespitzt in den Boden rammen könnte, wenn sie wieder raus hängen lassen, wie geil und allwissend sie doch sind, ist der, dass ich selbst ein geborener Narzisst bin. Und damit in den Spiegel schaue, wenn ich einem anderen Narzissten begegne, und dieses Spiegelbild einfach nicht ertrage (schöne Analogie auch, denn an den Tagen, an denen es mir am schlechtesten ging, konnte ich nie in den Spiegel schauen). Denn ich habe mir in den letzten 20 Jahren nicht erlaubt, mich geil zu finden. Ich weiß noch, dass ich in der Schule ein kleiner Klugscheißer war, der schon immer gern Rechtschreibung, Grammatik und Ausdruck korrigiert hat, was aber selten gut ankam, und auch an anderen Stellen wurde mir kommuniziert, dass ich mal schön die Bälle flach zu halten habe, und dann habe ich mir verboten, mich, meine Gedanken und meine Gefühle super zu finden. Woraus über die Jahre ein permanentes Zweifeln und Infragestellen sämtlicher Gedanken und Gefühle und damit die totale Selbstentwertung wurde. Und erst 20 Jahre später erkenne ich das und darf mich auf einmal wieder geil finden. Ich weiß nicht, ob meine Schilderung hier das auch nur halbwegs vermittelt, aber ich hatte den Rest meines Sonntags das Gefühl, die Erleuchtung gefunden zu haben.

Und auch, wenn da sicher viel Euphorie dabei war, denke ich trotzdem nach wie vor, dass das für mich die große Kern-Erkenntnis war. Neben einigen weiteren Kern-Erkenntnissen, die auch wichtig für meinen weiteren Lebensweg sind. Aber die Erkenntnis, dass ich mich selbst eigentlich ziemlich geil finde hat sich angefühlt, wie das eine, fehlende Element, das alle anderen Elemente zusammen führt und verbindet. Alles, worüber ich danach nachgedacht habe, hat vor diesem Hintergrund auf einmal Sinn gemacht. Gefühle, die ich vor dieser Erkenntnis noch hatte, waren nach der Erkenntnis auf einmal verschwunden oder haben sich gänzlich anders angefühlt. Ich habe meinen Herzschlag gespürt… es war… traumhaft schön.

Als sich die Euphorie dann wieder ein klein wenig gelegt hatte, habe ich auch noch lange darüber nachgedacht, wo diese Erkenntnis herkam. Welchen Gedanken ich richtig gedacht habe, welche Fragen ich mir richtig gestellt habe, welche Umgebungsfaktoren eventuell Einfluss darauf hatten, was ich zum Frühstück hatte. Aber so, wie auch schon 2009 und 2011, als es mir jeweils für einige Wochen außergewöhnlich gut ging und ich danach ewig gerätselt habe, was ich damals richtig gemacht habe, wird es auch diesmal gewesen sein: Es kam einfach aus mir heraus. Und zwar in dem Moment, in dem ich mich nicht mehr darüber geärgert habe, dass es nicht kam. In dem ich mich nicht mehr gezwungen gefühlt habe, etwas erkennen zu müssen. In dem ich mir erlaubt habe, einfach zu fühlen. In dem ich frei war.
Und es kann auch gut sein, dass "Narzissmus" jetzt nicht das richtige Wort ist. Denn genau wie ich 2009 und 2011 das Gefühl hatte, manisch zu sein, weil ich glücklich war, und dieses Gefühl für mich so ungewohnt war, dass ich dachte, dass das eine Manie sein muss, obwohl es einfach nur gute Laune war, kann es auch gut sein, dass ich nach vielen Jahren der Selbstzerfleischung plötzlich wieder Selbstbewusstsein empfinde, und das fühlt sich für mich dermaßen unnormal an, dass ich direkt der Meinung bin, das ist Narzissmus. Und tatsächlich fehlen zum "echten" Narzissmus noch einige Merkmale, denn ich freue mich zwar, wenn ich andere Menschen von meiner Meinung überzeugen kann, kann es aber auch akzeptieren, wenn sie lieber eine andere behalten wollen. Ich bin auch in der Lage, mir andere Meinungen anzuhören und mich gegebenenfalls auch von meiner Meinung abbringen zu lassen. Ich gestehe anderen Expertise zu in Feldern, in denen ich einfach keine Ahnung habe. Und ich bin jederzeit in der Lage, auch bei mir die (Mit-)Schuld zu suchen und sie dort, wo sie gegeben ist, offen einzugestehen. Aber nach Gesprächen mit diversen Therapeuten war der Konsens so ungefähr das, was mir die große Lichtgestalt von Haus 18, Frau SWS, bereits so in der Psychotherapeutischen Visite gesagt hatte: "Es gibt nicht den einen Narzissten, Herr Weise. Sie sind halt ein diplomatischer Narzisst." Und genau so wollte ich das hören: Lasst mir doch einfach mein Wort, wenn ich das gerade für mich beanspruchen möchte. Und traut mir zu, dass ich auch noch selbst drauf komme, wenn es das doch nicht ist. Ich habe das jetzt auch nirgendwo als Diagnose stehen, und es geht auch gar nicht darum, da jetzt eine narzisstische Persönlichkeitsstörung draus zu zaubern, aber aus der Position, dass ich mich selbst wieder geil finden darf, möchte ich gern versuchen, den Begriff des Narzissmus etwas positiver zu belegen. Gestatten, Narziss. Aber nicht Narziss, der Spiegelwichser, sondern sein lange verschollen geglaubter, lieber und rücksichtsvoller Zwillingsbruder. (Der den selben Namen trägt, weil die Eltern der beiden wenig kreativ waren. Schreiben sie erstmal selbst 'ne gute Headline.)

Und damit nach dieser scheinbar niemals enden wollenden Textpassage erstmal alle wieder kurz durchatmen können, begrüße ich jetzt unseren Stargast, die mir schon am Sonntag meiner Erkenntnis und seitdem immer mal wieder die Hymne meines neu entdeckten Selbstbewusstsein schmetterte, die eins zu eins zu meinen Empfindungen an diesem Sonntag passt (weswegen ich mich auch freuen würden, wenn sie dem Text lauschen oder ihn mitlesen würden).

Emeli Sandé singt: "Read all about it"



You've got the words to change a nation
But you're biting your tongue
You've spent a life time stuck in silence
Afraid you'll say something wrong
If no one ever hears it how we gonna learn your song?
So come on, come on.
Come on, come on.
You've got a heart as loud as lions
So why let your voice be tamed?
Maybe we're a little different
There's no need to be ashamed
You've got the light to fight the shadows
So stop hiding it away
Come on, come on

I wanna sing, I wanna shout
I wanna scream 'til the words dry out
So put it in all of the papers,
I'm not afraid
They can read all about it
Read all about it, oh.

At night we're waking up the neighbors
While we sing away the blues
Making sure that we're remembered, yeah
'Cause we all matter too
If the truth has been forbidden
Then we're breaking all the rules
So come on, come on
Come on, come on.
Let's get the TV and the radio
To play our tune again
It's 'bout time we got some airplay of our version of events
There's no need to be afraid
I will sing with you my friend
Come on, come on.

I wanna sing, I wanna shout
I wanna scream 'til the words dry out
So put it in all of the papers,
I'm not afraid
They can read all about it
Read all about it, oh.

Yeah, we're all wonderful, wonderful people
So when did we all get so fearful?
Now we're finally finding our voices
So take a chance, come help me sing this
Yeah, we're all wonderful, wonderful people
So when did we all get so fearful?
And now we're finally finding our voices
Just take a chance, come help me sing this

I wanna sing, I wanna shout
I wanna scream 'til the words dry out
So put it in all of the papers,
I'm not afraid
They can read all about it
Read all about it, oh.

...und seit ich es in mich selbst hinein und von da aus in alle Welt hinaus rufe (oder, wie meine Mutter es im Bezug auf mein Outing formulierte, seit ich mir "ein Schild umhänge"), flutscht das.

Balbina singt: "Der gute Tag"



ich wache auf auf dem bauch,
und der ist schon mal gut drauf!
auf der matratze,
ich tanze
mit den fingern chachacha.
der flur trägt mich raus aus dem haus
und ich tret erstmal nicht auf,
denn meine sohlen schweben
einen millimeter über der allee.
es läuft wie am schnürchen.
nichts geht schief.
ich renn durch offene türen.
denn denn denn denn denn denn.
der tag hat einen guten tag.
„guten tag guten tag tag!“
und ich mach das nach!
denn ich hab  keine wahl!
„guten tag guten tag!“
und ich mach das nach:
„guten tag!“
und der bus wartet auf mich bis ich lust hab,
nicht mehr zu trödeln,
denn ich höre den vögeln zu beim klönen.
die grauen zellen schließen ihre türen auf
und geben allen zweifeln ausgang.
sie brauchen auch mal frei,
weil sie so schlecht drauf waren.
[...]
und die mundwinkel sind im rechten winkel,
sind im rechten Winkel und winken
dem tristen zum abschied!
und tschüss!
dem tristen zum abschied!
und tschüss!
und der augenblick hat gute aussicht,
hat gute aussicht auch ohne brille!
hat gute aussichten!
und ich:
hab gute aussichten-
für mich!

Kennen sie das, wenn plötzlich alle Ampeln, an die man heran fährt, grün werden? Wenn man auf eine Menschenmenge zusteuert, von der man keinen Plan hat, wie man sie jemals durchdringen soll, und dann tut sich wie von allein eine Gasse von Lücken auf, durch die man ungebremst hindurch schnipst? Wenn man im Supermarkt das wichtigste vergisst, um zu Hause festzustellen, dass man noch genug davon da hat? Ich kenne das, vor allem vom Sommer 2009. Und damals hat das viele viele Glück mich in den Nervenzusammenbruch begleitet. Weswegen ich vor zu viel Glück auch schon wieder Angst bekomme. Aber selbst da hatte ich glückliches Unglück, denn direkt am Tag meiner stationären Entlassung bin ich direkt von meinem Fahrrad über eine Motorhaube abgestiegen und musste einer äußerst aufgebrachten Dame die Daten meiner Haftpflichtversicherung ansagen, nachdem sie sich (ich sie?) beruhigt hatte. Und als mir dann in der darauf folgenden Woche kein Auto vors Fahrrad fuhr, schob mir meine Therapeutin ein sinnbildliches Auto vors sinnbildliche Fahrrad, indem sie mich darüber informierte, dass meine Mutter schon zweimal im Haus 18 angerufen hat, um mal irgendeinen Verantwortlichen zu sprechen. Aber so, wie es in allen Bereichen nicht darum geht, nur das eine oder nur das andere zu haben/ machen/ sein, geht auch Glück nicht ohne Unglück und auch Freude nicht ohne Frust, und die Kunst besteht vielmehr darin, so in seiner Mitte zu ruhen, dass einen die Granateneinschläge links und rechts der Allee nicht aus der Bahn werfen. Und ich glaube, da bin ich gerade ziemlich nah dran.

Und auch, wenn ich noch so viel mehr zu erzählen hätte, ist ja an dieser Stelle auch nicht Schluss, und meine Themen laufen mir nicht davon. Ganz im Gegenteil – sie verfolgen mich. Und ich hoffe, das in Zukunft auch wieder öfter mit ihnen teilen zu können. Oder mit euch? Ja, ich glaube mit euch. Denn wer sich diese Geschichte bis zu Ende durchgelesen hat, der hat sich mein du verdient.

Und als ob sie meinen Freudenschrei in die Welt bereits vernommen (bzw. mein Schild gelesen) hätten, haben Balbina und MIA. gleich noch einen Liedbeitrag für meine Fahrt in die Sonne beigesteuert: "Alles Neu 2017".



Gesundes neues Leben!

*plöpp*