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01.02.2019

Statusreport 2019 - 1/12.
(Denn wenn ich muss, fallen mir keine lustigen Titel ein)



Und kaum ist ein Monat vergangen, kommt auch schon der nächste Blogpost! Ich hoffe, das überfordert jetzt keinen. Aber ich möchte gern berichten von meinen vielen guten Vorsätzen sowie den 2einhalb, die nach einem Monat noch übrig sind.

Habe ich also das große Jahr der Hoffnung begonnen mit einem regelrechten Buch der guten Vorsätze. Alles wollte ich revolutionieren, optimieren und bunt lackieren. Aber wie das so ist mit den guten Vorsätzen, werden sie jedes Jahr aufs Neue für eine kurze Zeit müde lächelnd beobachtet vom inneren Faultier und der Realität, die sich ja auch irgendwann mal ausruhen müssen, die sich aber spätestens nach zwei Wochen so sehr langweilen, dass sie die Geschäfte wieder in die Hand nehmen und diesen guten Vorsätzen, die sich immer zu Jahresbeginn ins Leben der betreffenden Person drängeln und so tun, als ob sie etwas zu sagen hätten, zeigen, wer die Hose und den Rock anhat. Und so stellte ich erst fest, dass ich eigentlich doch keine Lust habe, weniger Alkohol zu trinken, wenig später, dass ich eigentlich auch gern nach 20 Uhr esse, Obst und Gemüse hing mir schon nach drei Tagen zum Hals raus, mehr schlafen ging irgendwie auch nicht (wobei ich daran auch ein bisschen RTL die Schuld gebe), mich täglich mit den aktuellen Nachrichten auseinander zu setzen hat mich spätestens an den Tagen wieder genervt, an denen es darum ging, ob Frank Magnitz nun von vorn, von der Seite oder von hinten angesprungen wurde und was auf den Nikkis der Angreifer stand; an den guten Vorsatz, einmal pro Woche joggen zu gehen, habe ich 5 Minuten gedacht, dann aber aufs Thermometer geschaut und ihn direkt wieder verworfen, und so dauerte es keine drei Wochen, bis schließlich nur noch die Vorsätze übrig waren, die mir wirklich erstrebenswert erschienen:

Abnehmen (idealerweise 11kg),

und außerdem „52 Unternehmungen in 52 Wochen“ sowie „52 neue Dinge in 52 Wochen“.
1 kg hatte ich schon abgenommen, dann habe ich aber vor lauter Freude drei Nutella-Brötchen gegessen, und jetzt bin ich wieder beim Startgewicht… an dem Vorsatz arbeite ich noch. Und hoffe darauf, in meinem großen Urlaub im März nichts zu Essen zu bekommen. Den zweiten Vorsatz hatte ich ja im Jahresrückblick 2018 schon erwähnt (unter „K wie Kultur“), als Unternehmung zählt dabei alles, was sich irgendwie als aktive Freizeitgestaltung abseits des alltäglichen Trotts abrechnen lässt.

„52 neue Dinge in 52 Wochen“ kam noch dazu, weil ich es eigentlich liebe, Dinge auszuprobieren, die ich noch nie gemacht habe, das aber viel zu selten mache und auch immer wieder feststelle, dass ich mir die Zeit dafür nicht nehme, weil mein Leben so voll gepackt ist mit all den Dingen, die schon da sind und gemacht werden müssen. Da ich aber sowohl auf Arbeit als auch zu Hause festgestellt habe, dass bei mir alles, was nicht akut ist, auf der „Irgendwann-Mal-Machen-Liste“ stehen bleibt, bis es irgendwann so verblichen ist, dass man es nicht mehr lesen kann, weil jede Woche alle 7 Tage schon gefüllt sind mit den Dingen, die akut sind (oder akut zu sein scheinen), möchte ich mich jetzt bewusst zwingen, mir wenigstens ab und an auch ein kleines bisschen Zeit zu nehmen für die subakuten Dinge im Leben. Dieser Vorsatz läuft allerdings nur schleppend an, weil die akuten Dinge nach wie vor sehr akut tun. Am kommenden Dienstag geht aber ein Abschnitt meines Lebens, der 4 Jahre lang permanent akut war, endlich zu Ende, und dann hoffe ich, dem Vorsatz auch gerechter werden zu können. Bis dahin muss ich noch Dinge als „neue Dinge“ verkaufen, die ich eigentlich gezwungenermaßen machen musste, die aber trotzdem irgendwie neu waren und deswegen trotzdem gelten. Dem Ansinnen des Vorsatzes entspricht das allerdings nur so mittel.

Sag ich euch jetzt also mal, was ich 4mal in 4 Wochen erlebt habe:


Kalenderwoche 01 (01.-06. Januar 2019)

Die Unternehmung(en):


Neujahrsumtrunk mit Vati an unserem Stammtreffpunkt in der Off-Biergarten-Saison: der Schirmbar des Schillergartens. Wobei ich „Was trinken mit Vati“ wahrscheinlich an 40 von 52 Wochen als Unternehmung aufführen kann, ein bisschen kreativer darf‘s dann schon werden, aber da es ein Neujahrsumtrunk war, zählt das für die erste Kalenderwoche, und außerdem:


war ich auch noch im Kino. „100 Dinge“ hab‘ ich mir angesehen, obwohl ich ja den Schweighöfer nach wie vor menschlich ablehne, so sehr ich ihn auch optisch verehre, aber das weiß der, und deswegen zerrt der Florian David Fitz mit vor die Kamera, zieht sich gemeinsam mit ihm aus und dann beackern die nackt ein Thema, das mir ja auch immer wieder ans Herz geht, und schon hat er mich. Schlingel, der. Und war auch wirklich schön, der Film, und hat in mir wieder den Wunsch geweckt, einfach mal die Bude anzuzünden und dann in aller Schnelle nur das zu retten, was mir wirklich wichtig ist. Da ich mir aber noch kein eigenes Haus leisten kann, das ich abbrennen lassen kann, ohne dass jemand anders Schaden nimmt und ohne dass es mir im Portemonnaie wehtut, werde ich eine andere Option des kontrollierten, vielleicht auch nur sinnbildlichen Abfackelns finden müssen – ob mir da entsprechende Ideen kommen, und wie gut die sich umsetzen ließen, davon werde ich selbstverständlich auch berichten.

Das neue Ding:


YouTube-Yoga! Kalenderwoche 1 war bisher die einzige Woche, in der ich dem guten Vorsatz wirklich korrekt entsprochen habe, indem ich etwas gemacht habe, was ich vorher noch nicht gemacht habe, aber irgendwie schon immer mal machen/ testen wollte. Ist die YouTube-Tutorial-Landschaft ja eh eine Fundgrube 'für. So richtig begeistert war ich zwar nicht, aber ich hab‘s probiert, und darauf kam‘s an.

Und abgesehen davon habe ich meinen oben genannten Kinofilm im neuen Andrej-Tarkowski-Saal der Schauburg gesehen. War ich vorher auch noch nie drin. Bin aber nach wie vor nur mäßig angetan vom neuen Design der Schauburg, die mich irgendwie daran erinnert, wie gemütlich der Scheune-Vorplatz früher mal war, und was dann daraus geworden ist. Macht mich ein bisschen melancholisch, aber dafür kommen bestimmte Erinnerungen auch nicht mehr hoch, wenn alles anders aussieht, und vielleicht wird es ja (im Gegensatz zum Scheune-Vorplatz) irgendwann auch noch gemütlich. Hoffnung macht den Meister.


Kalenderwoche 02 (07.-13. Januar 2019)

Die Unternehmung:


Skifahren mit dem Vati. Weil ich ja so gern Zeit mit meinem Vati verbringe, sehr gern auch draußen in der Natur (unter anderem, weil mein Vati im Gegensatz zu mir auch nach zwei Weggabelungen noch weiß, wo wir sind), und weil mein Vati so gern Zeit auf Langlaufskiern verbringt, wenn irgendwo Schnee liegt für unter den Langlaufskiern drunter, hatte er, nachdem er sich neue Skier gekauft hatte und nun ein Paar inkl. Schuhen übrig hatte die Idee, mich mal wieder mit auf eine kleine Langlauf-Tour zu nehmen, nahm all seinen Mut zusammen und unterbreitete mir diesen Vorschlag. Denn er weiß, dass ich Langlauf dumm finde. Da ich mich davon, dass Langlauf wirklich dumm ist, aber das letzte Mal vor geschätzten 20 Jahren überzeugen konnte (eher vor mehr als 20 Jahren, bin noch nicht dazu gekommen, nach datiertem Fotoproof zu suchen), und da ich meinen Vati mag und mit meinem Vati gern auch Dinge unternehmen möchte, die ihm viel Freude bereiten, selbst wenn es Dinge sind, die ich jetzt nicht freiwillig unternehmen würde, wenn ich die Wahl hätte, dachte ich, ich geb‘ der Sache mal wieder eine Chance. Und es ging. Ich kam mir zwar vor, wie der erste Mensch auf Skiern, aber der Vati meinte, dass es gar nicht danach aussah, als hätte ich das länger nicht mehr gemacht, und bis auf zwei elegant gesessene Bremsmanöver lief auch alles wie am Schnürchen. Obwohl ich bergab manchmal stark daran gezweifelt habe. Die Runde, die wir gemacht haben, war dann auch umfangreicher, als der Vati ursprünglich geplant hatte, worüber er sich sehr gefreut hat, die Biere in der Beerenhütte, der Wittichbaude und im Lugsteinhof haben geholfen und am Ende des Tages war das ein wirklich schöner Ausflug, den ich sogar bereit wäre, zu wiederholen.

Das neue Ding:

Irgendwas anderes war zwar auch noch in der Woche, aber das hab ich wieder vergessen.. war aber auch nicht viel besser, als das Ding, das ich an dieser Stelle anbiete, und das heißt „siehe oben“. Zwar stand ich früher schonmal auf Langlaufskiern, aber das war sehr früher. Volljährig stand ich noch nie auf Langlaufskiern, und deswegen lasse ich für Kalenderwoche 2 „Volljährig Langlaufski fahren“ als neues Ding gelten.


Kalenderwoche 03 (14.-20. Januar 2019)

Die Unternehmung(en):


Wenn ich es als eine Unternehmung zusammenfassen sollte, würde ich sie „das perfekte Wochenende“ nennen, das aber eigentlich aus mehreren Unternehmungen bestand, und die gingen so:
Samstag gemütlich ausschlafen, 14 Uhr zum Sport beim Lieblings-Laci, danach mit dem Vati einen letzten Glühwein in der sich für diesen Winter verabschiedenden Neustädter Winterhüttn nehmen, abends dann tanzen in der Gisela mit wunderschöner Begleitung (was immer besser aussieht, als anmutig aber allein über die Tanzfläche zu schweben) und schließlich die Lokalität verlassen, bevor der Abend kippt.


Sonntag dann wieder gemütlich ausschlafen, danach einen Kaffee trinken, noch einen Kaffee trinken und dann aufbrechen zum Bahnhof, um mit der Tanzbegleitung vom Vorabend nach Rathen zu fahren, dort bei bestem Wanderwetter die Bastei zu stürmen, im Aussichtsrestaurant eine köstliche Roulade zu essen und schließlich pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit wieder in den Zug zurück nach Hause zu steigen, wo der Lieblingsasiate schon den Ofen angeworfen hat für meine T19. Wobei ich ehrlicherweise nicht mehr sagen kann, ob ich wirklich eine T19 hatte – seit wir uns hier das letzte Mal lasen, hat sich da einiges getan. Ich wechsle inzwischen zwischen T19, V16, T63 und T74, und welche Nummer ich an diesem Sonntag Abend hatte, kann ich leider nicht mehr rekapitulieren.
Aber kommt rüber, warum ich das als „das perfekte Wochenende“ bezeichne, oder gibt das die Schrift eher nicht her? Ich finde nämlich, dass sich die Erinnerung viel schöner anfühlt, als der Text das wiedergeben kann, aber irgendwie ist das so mein Wunschwochenende, mit ein bisschen Sport, lieben Menschen, einem echten Vorhaben am Samstag Abend und einem Ausflug in die Natur am Sonntag… und um den Genuss eines solchen Wochenendes nachvollziehen zu können, muss man wahrscheinlich auch dabei sein.

Das neue Ding:


Wieder mehr so ein Beschiss-Ding, denn ich kann auch für diese Kalenderwoche nur zwei Dinge angeben, die ich aus Notwendigkeiten heraus gemacht habe, die aber trotzdem neu waren:
Am Samstag war ich ja nachmittags mit dem Vati schon den ein oder anderen Alkohol trinken, und normalerweise trinke ich gern weiter, wenn ich einmal angefangen habe, aber da ich abends in der Gisela nicht schon hackedicht aus Versehen gegen den Türsteher stolpern wollte, habe ich zum ersten Mal probiert, nach dem Genuss von Alkohol eben jenen wieder aus dem System zu bekommen, indem ich mit Kaffee und Wasser gekontert habe. Hatte ich mir aber irgendwie erfolgreicher vorgestellt so im Vorfeld, ich wurde weder wacher noch nüchterner und bin stattdessen irgendwann eingeschlafen, aber in der Gisela war ich wieder fit, und das war ja eigentlich das Hauptziel. Häufiger werde ich das jetzt trotzdem nicht machen. Und zum zweiten, neuen Ding gehört das Bild zum Text, das am Mittwoch entstanden ist, als ich nach Feierabend schnell zum Bahnhof geradelt bin, um mit dem Zug nach Leipzig zu fahren, mich dort mit zwei Kommilitonen zu treffen, mit denen ich unsere letzte gemeinsame Modulprüfung vorbereitet habe und zweieinhalb Stunden später wieder in den Zug zurück nach Dresden zu steigen. Nach Feierabend einfach mal 100 km fahren für ein nettes Treffen und dann wieder zurück, könnte man eigentlich auch häufiger machen, wenn es nicht jedes Mal so viel Geld kosten würde. Das Imperii, in dem wir uns getroffen haben, könnte ich zwar theoretisch auch als neues Ding verkaufen, allerdings dürfte ich dann nicht verraten, dass ich letztes Jahr auch schon einmal mit der Jule dort war. Immerhin: Für meinen Reiseaufwand war ich auf Speis und Trank eingeladen :)


Kalenderwoche 04 (21.-27. Januar 2019)

Die Unternehmung:


Essen mit Anlass. Wobei auch Essen ohne Anlass in 1 schönem Restaurant als Unternehmung zählen würde. Aber hier kam halt noch der Anlass dazu. Und der war nach vier Jahren berufsbegleitendem Studium unsere letzte gemeinsame Woche in der Hochschule. In den beiden darauf folgenden Wochen hatten und haben wir zwar noch eine Prüfung und ein Kolloqium (Verteidigung Bachelorarbeit), aber die letzte Präsenzwoche, in der wir uns auch alle nochmal gesehen haben, war die vierte Kalenderwoche des Jahres 2019. Was nach einer so langen Zeit schon ein bisschen komisch ist. Um so schöner war es, dass sich die allermeisten die Zeit genommen haben, diesen Meilenstein am Mittwoch Abend in Wenzel‘s Prager Bierstuben noch einmal zu begießen, bevor sich unsere Wege wieder trennen. Wobei ich erstaunlich unemotional war. Sowohl am Mittwoch Abend als auch am Donnerstag, unserem letzten, richtigen Schultag. Ich erinnere mich an einwöchige Klassenfahrten, nach denen ich geheult habe, weil ich meinen Mitschülern tschüssie sagen musste, die ich in der nächsten Woche schon wieder gesehen habe. Ich erinnere mich daran, wie ich mich vor meiner Reise nach Neuseeland von meinem Spind auf Arbeit verabschiedet habe und dabei einen Kloß im Hals hatte. Aber diesmal… ich habe auch keine Ahnung, woran das liegt, denn einige meiner Kommilitonen* habe ich wirklich lieb gewonnen, aber entweder überwiegt die Freude, dass dieses elende Studium endlich zu Ende geht, jeden Abschiedsschmerz, oder ich kann mit Trennungen inzwischen besser umgehen, als ich es noch bis vor anderthalb Jahren konnte. Wüsste ich zwar nicht, wo das plötzlich herkommen soll, aber manchmal vollziehen sich Veränderungen ja auch ohne nachvollziehbaren Grund. Schön wär‘s ja.
An meinen Antidepressiva, die mich einfach nur gleichgültig im Kopf machen, kann es auf jeden Fall nicht liegen, denn die hatte ich ja wie bereits erwähnt im neuen Jahr abgesetzt, und auch nach einem Monat geht es mir auch ohne meine morgendliche Kapsel blendend.

Das neue Ding:


Da hätte ich jetzt mehreres im Angebot, wovon zwei Sachen wieder Beschmu wären und eine wirklich gut, ich würde sie aber gern alle drei vortragen.
Erstmal das echte, neue Ding: die Reisemesse. Findet ja jedes Jahr in Dresden statt, ich habe es aber bis jetzt noch nie geschafft, dort auch mal vorbei zu schauen und hatte auch nie wirklich das dringende Verlangen danach. Dieses Jahr hatte aber die Mutti gefragt, ob das nicht was wäre, was wir zusammen machen könnten, und da wir uns ja wieder relativ gut vertragen, vorzugsweise aber gemeinsam Dinge unternehmen, bei denen wir auch ein bisschen beschäftigt sind, war eine ideale Option für uns zwei und so ging‘s am Sonntag da hin. Und ich muss sagen: Ich begreif‘s nicht. Man soll ja mit den guten Dingen einsteigen, und wirklich schön waren die Vorträge, die wir uns angesehen haben (Togo und Benin; Iran mit Besteigung des Damavand; Myanmar; Südafrika). Aber das war‘s dann auch. Dieses Messe-Konzept kommt mir persönlich so furchtbar antiquiert vor, dass ich mich frage, wie es sein kann, dass immernoch so viele (auch junge) Menschen so antiquiert denken. Und die Besucher der Reisemesse sind ja keine völlig hohlen Montagsdemonstranten, die sowieso nur in die Eifel oder auf die Wolfsschanze wollen, das sind ja eigentlich interessierte und für Neues offene Menschen. Aber sich in engen Gängen durch einen Wust anderer, interessierter Menschen zu drücken, und überhaupt nicht nach links oder rechts schauen zu können, weil man dann Gefahr läuft, vom Strom nach unten gezogen und platt getrampelt zu werden, nur um dann ab und zu vielleicht doch mal an einem Stand stehen zu bleiben (sich an einem Stand festzuhalten), der einen interessiert, nur um dort direkt von der Standbetreuern umgarnt zu werden und jedes Mal ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man dann doch nicht direkt eine Reise bucht und deswegen wenigstens ein Prospekt mitzunehmen, das man zu Hause sowieso nur wegschmeißt, das kann es doch nicht wert sein. Erst recht nicht im 21. Jahrhundert, in dem man sämtliche dieser Angebote auch online einholen kann, ohne dafür einen sinnlos gedruckten 300-Seiten-Katalog mit nach Hause zu schleppen, ohne dafür Eintritt bezahlen zu müssen und sich dem Stress des Messe-Nahkampfes aussetzen zu müssen. Mutti argumentiert dann noch mit dem Messerabatt, den man erhält, wenn man auf der Messe eine Reise bucht, und das sind bei entsprechenden Fernreisen schon durchaus relevante Beträge zum Teil, aber ich habe auch nicht all zu viele Gäste buchen sehen. Naja. Über meinen Frust darüber, dass sich nach wie vor so viele Menschen den digitalen Möglichkeiten verweigern, hauptsächlich begründet mit ewig gestrigen Argumenten und/ oder einem Hang zur militanten Querulanz, dazu könnte ich eine weitere Bachelorarbeit schreiben, aber wer will das schon. Muss jeder selbst wissen, was er für sinnvoll hält und was nicht, und wer sinnlose Dinge für sinnvoll erachtet, dem sei auch das gewährt – des Menschen Wille ist sein Himmelreich.

Um nun aber diesen muffligen Monolog durch freudige Dinge aufzufangen, hier noch zweiwas Schönes:
1. mein erster Besuch im Hauptzollamt Dresden, wo ich ein Päckchen abholen musste, das meine liebe Mitbewohnerin aus Chile geschickt hatte, ohne es zu beschriften, so dass der Zoll gesagt hat „So nicht“ und ich antreten durfte zur persönlichen Übergabe. Das dazu gehörige Schreiben beinhaltete unter anderem Hinweise, was alles mitzubringen sei, um die Sendung in Empfang nehmen zu dürfen, und ich hatte nix davon. Dementsprechend hatte ich mich schon auf endlose bürokratische Diskussionen im Amt eingestellt, aber siehe da: drückt mir der gemütliche Mitarbeiter ein Cuttermesser in die Hand, lässt sich kurz den Inhalt des Pakets zeigen, nickt, bittet um 1 Unterschrift von mir, frag' ich noch so „Und kost‘ das jetzt was?“, sagt der „Nee, viel Spaß damit.“ und ich gehe wieder. Ich glaube, ich möchte dieses Jahr auf kein anderes Amt mehr, denn dieser Amtsbesuch lässt sich kaum noch toppen.

Und 2.: Evelyn!



Die meiner Meinung nach eine wirklich verdiente Dschungelkönigin ist, neben Sibylle eigentlich sowieso die Einzige war, die überhaupt für den Titel in Frage kam und besonders unter den Top 3 die einzige wählbare Option war, die aber eigentlich auch wieder völlig egal ist für meine Gedanken zum eigentlich besten Teil dieser Show (neben der Moderation): der Musik, die ich (wie schon in vielen Jahren zuvor) wieder neu kennenlernen durfte dank „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ und Shazam. (Damit auch „neue Dinge“ und in dieser Kategorie hier richtig)

Meine Favoriten in diesem Jahr:



„Sweet but Psycho“ von Ava Max – laut YouTube vom August 2018, ging aber bis jetzt vollkommen an mir vorbei, wodurch ich aber um so fröhlicher bin, dass ich jetzt kennenlernen durfte und es in den Soundtrack des Hoffnungsjahres 2019 gesellt. Grandios, sowohl in der Original-Version als auch in der Acoustic-Version, aber auch in 1,25facher Geschwindigkeit, wenn man Aerobic dazu machen möchte.



Und in die gleiche Kategorie wie „Sweet but Psycho“ - die Kategorie „Songs, bei denen mir plötzlich egal wird, dass ich Single bin und die mich dazu bringen, dass ich es eigentlich auch gar nicht anders möchte“, würde ich auch „Tell me how it is“ von HOLYCHILD einsortieren. Bei YouTube im Oktober hochgeladen, hat bis jetzt 55 Aufrufe. Völlig zu Unrecht.

Weitere musikalische Schmankerl, die zumindest ich neu (bzw. fraglich wieder nach vergessen) kennengelernt habe im diesjährigen Dschungelcamp:




Und das war‘s auch schon wieder mit meinen kurzen Ausführungen zu Monat 1 einer besseren Zukunft. Ich krieg‘s aber irgendwie auch nicht kürzer. Wäre natürlich eine schöne Lösung, wöchentlich zu posten, aber nachdem ich 18 Monate gar nisht gepostet habe, möchte ich auch nicht all zu ambitioniert im Schreibstübchen rödeln, nur um das am Ende wieder als Stress zu empfinden… denn so wie bereits all die guten Vorsätze, die sich keine zwei Wochen gehalten haben, wird auch alles andere, was nicht glücklich macht, vorerst abgelehnt. Von mir. Für mich.

Wir werden sehen, und wir werden staunen.

*plöpp*

17.04.2017

Patient glücklich entlassen // Gestatten: Narziss.
[Part V]



...und wie sie lasen, lasen sie nichts. Denn wider Erwarten passiert  in so einem Leben doch mehr, als man wahrhaben möchte, selbst wenn man alles Abwehrbare abwehrt. Aber mehr dazu vielleicht an späterer Stelle – jetzt möchte ich meiner Geschichte hier erstmal zur lange angekündigten, fröhlichen Wendung verhelfen.

Andre erzählt von 9 Wochen stationärer Psychotherapie und lädt sich zur besseren Strukturierung muntere Musikantinnen ein, heute wieder Balbina und als Stargast zur musikalischen Untermauerung meiner Kernerkenntnis Emeli Sandé – Teil 5.

An anderer Stelle finden sie: Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 | Teil 4.

Balbina singt: "Der Dadaist"

da da sind
dinge die ich
einfach finde-
die ich einfach gut finde
die mich faszinieren…
obwohl sie ständig ignoriert - werden
warum nicht
da da ist
was

Damit ging es los. Denn so einfach und banal, wie das für kopfgesunde Menschen klingen mag, ist das Benennen von Dingen, die man mag und die man gerne macht nicht, wenn man seine komplette Existenz für einen Fehler hält. Und sich selbst dafür gut zu finden, dass man bestimmte Dinge mag, unabhängig davon, was andere darüber denken und unabhängig davon, ob man seine Faszination rational erklären kann, ist dann schon für Fortgeschrittene.



Balbina singt: "Der Scheitel"

nirgends, bin ich so frei,
wie unter meinem scheitel.
und da bleib ich ein weilchen,
und da bleib ich ein weilchen!
ich stehe drüber, über dem über.
ich fühle nichts, das mich betrübt.
alles was mir grenzen setzt ist nicht echt,
ich grenz mich ab von dem schlechten.
mit jedem atmer werden fakten egaler.
das da um mich rum ist nicht real!
in meinem kopf lebt die realität,
ich kann es hinter den augen doch sehen!

Was wunderbar an meinen vorhergehenden Absatz anknüpft. Denn zunächst zu akzeptieren, dass das, was  in meinem Kopf stattfindet, meine Realität ist, die genau so, wie sie stattfindet, gut ist, und die vor niemandem gerechtfertigt werden muss, das war anstrengend, und es brauchte auch mehrere Anläufe, bis ich in der ein oder anderen Situation die Rechtfertigung meiner Gefühle auch mal weglassen konnte. Und wenn man dann erstmal an einem Punkt ist, an dem man seine eigene Realität und damit sein Selbst erkennen und lieb haben kann, macht es plötzlich auch Spaß, eine Weile unter dem eigenen Scheitel zu verweilen. Und dann macht das Setzen von Grenzen auch Sinn, denn wer sein eigenes Territorium auf einmal liebt, der möchte auch nicht, dass jeder Honk darauf rum trampelt.



Und genau so ging es mir, als mir in der siebten Therapiewoche an meinem vierten Wochenende zu Hause aus dem Nichts heraus die große Erkenntnis kam. Oder wenigstens das, was sich für mich unglaublich groß und befreiend angefühlt hat. Es gab Vorboten, denn ich hatte schon einige Tage zuvor plötzlich wieder angefangen, unglaublich viel aufzuschreiben. Und auch zu Hause kamen die Gedanken und Gefühle nur so gesprudelt und ich kam gar nicht hinterher mit aufschreiben – ich nehme an, dass das die große Erkenntnis war, die sich langsam ihren Weg bahnte. Und dann war Sonntag, und sonntags mussten wir immer Wochenbericht für unsere Therapeuten schreiben, in dem ich mich in Woche 7 mit der Frage "Wo ist der Kern???" auseinander setzen wollte. Meine Therapeutin hatte mich schon mehrfach darauf hingewiesen, dass ich immer sehr viel schreibe, und dass das sicher auch alles sehr relevant für mich ist, aber dass noch irgendein Element fehlt, dass alles verbindet. Und ich wusste nicht, welches das sein soll. Und schrieb dann auch genau diese Frage in Großbuchstaben in die Mitte meines Wochenberichts. Aber dann kam nach diversen Überlegungen über kaputten Selbstwert, über kaputte Gesellschaften und über ungesunde Kompensationsmuster auch das Thema Narzissmus immer wieder in meinen Kopf geschossen. Ich hatte genau zwei Erzfeinde in meiner stationären Therapie, und beide waren Narzissten vor dem Herrn. Oder Spiegelwichser. Oder wie auch immer sie einen Menschen bezeichnen möchten, der von sich selbst dermaßen überzeugt ist, dass er sich an sonnigen Tagen als der Messias fühlt, und an regnerischen Tagen die Schuld am Regen allen anderen gibt, nur nicht sich selbst. Und auch in Begegnungen mit anderen Patienten oder mit Personal haben mich solche Charakterzüge immer am meisten aufgeregt, und das in einer Art und Weise, die ich nicht erklären konnte. Spannenderweise kann man aber an den Dingen, die einen am meisten aufregen, oft auch am meisten über sich selbst lernen, denn die wenigsten Dinge regen einen ohne Grund auf, und auch nicht nur, weil sie halt einfach scheiße sind. Und dann, ganz plötzlich, fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Der Grund, warum ich Hardcore-Narzissten jedes mal ohne Verhandlung unangespitzt in den Boden rammen könnte, wenn sie wieder raus hängen lassen, wie geil und allwissend sie doch sind, ist der, dass ich selbst ein geborener Narzisst bin. Und damit in den Spiegel schaue, wenn ich einem anderen Narzissten begegne, und dieses Spiegelbild einfach nicht ertrage (schöne Analogie auch, denn an den Tagen, an denen es mir am schlechtesten ging, konnte ich nie in den Spiegel schauen). Denn ich habe mir in den letzten 20 Jahren nicht erlaubt, mich geil zu finden. Ich weiß noch, dass ich in der Schule ein kleiner Klugscheißer war, der schon immer gern Rechtschreibung, Grammatik und Ausdruck korrigiert hat, was aber selten gut ankam, und auch an anderen Stellen wurde mir kommuniziert, dass ich mal schön die Bälle flach zu halten habe, und dann habe ich mir verboten, mich, meine Gedanken und meine Gefühle super zu finden. Woraus über die Jahre ein permanentes Zweifeln und Infragestellen sämtlicher Gedanken und Gefühle und damit die totale Selbstentwertung wurde. Und erst 20 Jahre später erkenne ich das und darf mich auf einmal wieder geil finden. Ich weiß nicht, ob meine Schilderung hier das auch nur halbwegs vermittelt, aber ich hatte den Rest meines Sonntags das Gefühl, die Erleuchtung gefunden zu haben.

Und auch, wenn da sicher viel Euphorie dabei war, denke ich trotzdem nach wie vor, dass das für mich die große Kern-Erkenntnis war. Neben einigen weiteren Kern-Erkenntnissen, die auch wichtig für meinen weiteren Lebensweg sind. Aber die Erkenntnis, dass ich mich selbst eigentlich ziemlich geil finde hat sich angefühlt, wie das eine, fehlende Element, das alle anderen Elemente zusammen führt und verbindet. Alles, worüber ich danach nachgedacht habe, hat vor diesem Hintergrund auf einmal Sinn gemacht. Gefühle, die ich vor dieser Erkenntnis noch hatte, waren nach der Erkenntnis auf einmal verschwunden oder haben sich gänzlich anders angefühlt. Ich habe meinen Herzschlag gespürt… es war… traumhaft schön.

Als sich die Euphorie dann wieder ein klein wenig gelegt hatte, habe ich auch noch lange darüber nachgedacht, wo diese Erkenntnis herkam. Welchen Gedanken ich richtig gedacht habe, welche Fragen ich mir richtig gestellt habe, welche Umgebungsfaktoren eventuell Einfluss darauf hatten, was ich zum Frühstück hatte. Aber so, wie auch schon 2009 und 2011, als es mir jeweils für einige Wochen außergewöhnlich gut ging und ich danach ewig gerätselt habe, was ich damals richtig gemacht habe, wird es auch diesmal gewesen sein: Es kam einfach aus mir heraus. Und zwar in dem Moment, in dem ich mich nicht mehr darüber geärgert habe, dass es nicht kam. In dem ich mich nicht mehr gezwungen gefühlt habe, etwas erkennen zu müssen. In dem ich mir erlaubt habe, einfach zu fühlen. In dem ich frei war.
Und es kann auch gut sein, dass "Narzissmus" jetzt nicht das richtige Wort ist. Denn genau wie ich 2009 und 2011 das Gefühl hatte, manisch zu sein, weil ich glücklich war, und dieses Gefühl für mich so ungewohnt war, dass ich dachte, dass das eine Manie sein muss, obwohl es einfach nur gute Laune war, kann es auch gut sein, dass ich nach vielen Jahren der Selbstzerfleischung plötzlich wieder Selbstbewusstsein empfinde, und das fühlt sich für mich dermaßen unnormal an, dass ich direkt der Meinung bin, das ist Narzissmus. Und tatsächlich fehlen zum "echten" Narzissmus noch einige Merkmale, denn ich freue mich zwar, wenn ich andere Menschen von meiner Meinung überzeugen kann, kann es aber auch akzeptieren, wenn sie lieber eine andere behalten wollen. Ich bin auch in der Lage, mir andere Meinungen anzuhören und mich gegebenenfalls auch von meiner Meinung abbringen zu lassen. Ich gestehe anderen Expertise zu in Feldern, in denen ich einfach keine Ahnung habe. Und ich bin jederzeit in der Lage, auch bei mir die (Mit-)Schuld zu suchen und sie dort, wo sie gegeben ist, offen einzugestehen. Aber nach Gesprächen mit diversen Therapeuten war der Konsens so ungefähr das, was mir die große Lichtgestalt von Haus 18, Frau SWS, bereits so in der Psychotherapeutischen Visite gesagt hatte: "Es gibt nicht den einen Narzissten, Herr Weise. Sie sind halt ein diplomatischer Narzisst." Und genau so wollte ich das hören: Lasst mir doch einfach mein Wort, wenn ich das gerade für mich beanspruchen möchte. Und traut mir zu, dass ich auch noch selbst drauf komme, wenn es das doch nicht ist. Ich habe das jetzt auch nirgendwo als Diagnose stehen, und es geht auch gar nicht darum, da jetzt eine narzisstische Persönlichkeitsstörung draus zu zaubern, aber aus der Position, dass ich mich selbst wieder geil finden darf, möchte ich gern versuchen, den Begriff des Narzissmus etwas positiver zu belegen. Gestatten, Narziss. Aber nicht Narziss, der Spiegelwichser, sondern sein lange verschollen geglaubter, lieber und rücksichtsvoller Zwillingsbruder. (Der den selben Namen trägt, weil die Eltern der beiden wenig kreativ waren. Schreiben sie erstmal selbst 'ne gute Headline.)

Und damit nach dieser scheinbar niemals enden wollenden Textpassage erstmal alle wieder kurz durchatmen können, begrüße ich jetzt unseren Stargast, die mir schon am Sonntag meiner Erkenntnis und seitdem immer mal wieder die Hymne meines neu entdeckten Selbstbewusstsein schmetterte, die eins zu eins zu meinen Empfindungen an diesem Sonntag passt (weswegen ich mich auch freuen würden, wenn sie dem Text lauschen oder ihn mitlesen würden).

Emeli Sandé singt: "Read all about it"



You've got the words to change a nation
But you're biting your tongue
You've spent a life time stuck in silence
Afraid you'll say something wrong
If no one ever hears it how we gonna learn your song?
So come on, come on.
Come on, come on.
You've got a heart as loud as lions
So why let your voice be tamed?
Maybe we're a little different
There's no need to be ashamed
You've got the light to fight the shadows
So stop hiding it away
Come on, come on

I wanna sing, I wanna shout
I wanna scream 'til the words dry out
So put it in all of the papers,
I'm not afraid
They can read all about it
Read all about it, oh.

At night we're waking up the neighbors
While we sing away the blues
Making sure that we're remembered, yeah
'Cause we all matter too
If the truth has been forbidden
Then we're breaking all the rules
So come on, come on
Come on, come on.
Let's get the TV and the radio
To play our tune again
It's 'bout time we got some airplay of our version of events
There's no need to be afraid
I will sing with you my friend
Come on, come on.

I wanna sing, I wanna shout
I wanna scream 'til the words dry out
So put it in all of the papers,
I'm not afraid
They can read all about it
Read all about it, oh.

Yeah, we're all wonderful, wonderful people
So when did we all get so fearful?
Now we're finally finding our voices
So take a chance, come help me sing this
Yeah, we're all wonderful, wonderful people
So when did we all get so fearful?
And now we're finally finding our voices
Just take a chance, come help me sing this

I wanna sing, I wanna shout
I wanna scream 'til the words dry out
So put it in all of the papers,
I'm not afraid
They can read all about it
Read all about it, oh.

...und seit ich es in mich selbst hinein und von da aus in alle Welt hinaus rufe (oder, wie meine Mutter es im Bezug auf mein Outing formulierte, seit ich mir "ein Schild umhänge"), flutscht das.

Balbina singt: "Der gute Tag"



ich wache auf auf dem bauch,
und der ist schon mal gut drauf!
auf der matratze,
ich tanze
mit den fingern chachacha.
der flur trägt mich raus aus dem haus
und ich tret erstmal nicht auf,
denn meine sohlen schweben
einen millimeter über der allee.
es läuft wie am schnürchen.
nichts geht schief.
ich renn durch offene türen.
denn denn denn denn denn denn.
der tag hat einen guten tag.
„guten tag guten tag tag!“
und ich mach das nach!
denn ich hab  keine wahl!
„guten tag guten tag!“
und ich mach das nach:
„guten tag!“
und der bus wartet auf mich bis ich lust hab,
nicht mehr zu trödeln,
denn ich höre den vögeln zu beim klönen.
die grauen zellen schließen ihre türen auf
und geben allen zweifeln ausgang.
sie brauchen auch mal frei,
weil sie so schlecht drauf waren.
[...]
und die mundwinkel sind im rechten winkel,
sind im rechten Winkel und winken
dem tristen zum abschied!
und tschüss!
dem tristen zum abschied!
und tschüss!
und der augenblick hat gute aussicht,
hat gute aussicht auch ohne brille!
hat gute aussichten!
und ich:
hab gute aussichten-
für mich!

Kennen sie das, wenn plötzlich alle Ampeln, an die man heran fährt, grün werden? Wenn man auf eine Menschenmenge zusteuert, von der man keinen Plan hat, wie man sie jemals durchdringen soll, und dann tut sich wie von allein eine Gasse von Lücken auf, durch die man ungebremst hindurch schnipst? Wenn man im Supermarkt das wichtigste vergisst, um zu Hause festzustellen, dass man noch genug davon da hat? Ich kenne das, vor allem vom Sommer 2009. Und damals hat das viele viele Glück mich in den Nervenzusammenbruch begleitet. Weswegen ich vor zu viel Glück auch schon wieder Angst bekomme. Aber selbst da hatte ich glückliches Unglück, denn direkt am Tag meiner stationären Entlassung bin ich direkt von meinem Fahrrad über eine Motorhaube abgestiegen und musste einer äußerst aufgebrachten Dame die Daten meiner Haftpflichtversicherung ansagen, nachdem sie sich (ich sie?) beruhigt hatte. Und als mir dann in der darauf folgenden Woche kein Auto vors Fahrrad fuhr, schob mir meine Therapeutin ein sinnbildliches Auto vors sinnbildliche Fahrrad, indem sie mich darüber informierte, dass meine Mutter schon zweimal im Haus 18 angerufen hat, um mal irgendeinen Verantwortlichen zu sprechen. Aber so, wie es in allen Bereichen nicht darum geht, nur das eine oder nur das andere zu haben/ machen/ sein, geht auch Glück nicht ohne Unglück und auch Freude nicht ohne Frust, und die Kunst besteht vielmehr darin, so in seiner Mitte zu ruhen, dass einen die Granateneinschläge links und rechts der Allee nicht aus der Bahn werfen. Und ich glaube, da bin ich gerade ziemlich nah dran.

Und auch, wenn ich noch so viel mehr zu erzählen hätte, ist ja an dieser Stelle auch nicht Schluss, und meine Themen laufen mir nicht davon. Ganz im Gegenteil – sie verfolgen mich. Und ich hoffe, das in Zukunft auch wieder öfter mit ihnen teilen zu können. Oder mit euch? Ja, ich glaube mit euch. Denn wer sich diese Geschichte bis zu Ende durchgelesen hat, der hat sich mein du verdient.

Und als ob sie meinen Freudenschrei in die Welt bereits vernommen (bzw. mein Schild gelesen) hätten, haben Balbina und MIA. gleich noch einen Liedbeitrag für meine Fahrt in die Sonne beigesteuert: "Alles Neu 2017".



Gesundes neues Leben!

*plöpp*

02.04.2017

Patient glücklich entlassen // Gestatten: Narziss.
[Part II]



Diesmal gibt es keine Pausen!
Wobei. Eins meiner Therapiethemen ist auch, bewusst Pausen zu schaffen.
Verdammt.
Aber ein weiteres Therapiethema ist für mich und alle anderen, niemals eins der beiden Extreme zu bedienen, egal, worum es geht, sondern stattdessen so oft es geht zu versuchen, den goldenen Mittelweg zu beschreiten. Und gerade entscheide ich mich bewusst gegen eine Pause ;)

Wer Teil 1 verpasst hat, zu dem geht's hier entlang, und ich schließe nahtlos an mit Teil 2 meiner Berichterstattung aus 7 Wochen stationärer Psychotherapie, musikalisch unterstützt durch Balbina mit ihrem neuen Album "Fragen über Fragen".

Balbina singt: "Unterm Strich"

ich pass nicht rein.
ich zwäng mich rein bis der knopf platzt
und mach was drüber dass es keiner ahnt.
ich bin hier falsch.
ich bin fehlbesetzt meine szene wird gestrichen,
ich hab mich bemüht.
doch will ich sein wie ein anderer?
will ich sein wie ein anderer?
und unterm strich bleib nur ich,
übrig.
und unterm strich bleib nur ich,
übrig.

Nach drei Wochen hat man im Haus 18 seinen so genannten Fokus - einen Zwischenbericht, in dem alle Therapeuten zunächst die komplette Anamnese des besprochenen Schützlings zu lesen bekommen und dann besprechen, wie sie den Schützling in den drei Wochen so wahrgenommen haben, was deutlich wurde und wie der weitere Therapieverlauf sich orientieren wird. Und während ich keinerlei neue Diagnosen oder aufregenden Fremdwörter präsentiert bekam, auf die ich so ein bisschen gehofft hatte, war die Liste psychischer "Symptome" und ihrer jeweiligen Ausprägung relativ lang. An erster Stelle stand "überangepasst (schwer ausgeprägt)". Und auch, wenn mir nach drei Wochen schon ein bisschen aufgefallen war, dass ich gerne anderen ihren Müll hinterher räume und gerne die undankbaren Dienste, die sonst keiner will, übernehme, fühlte sich das für mich trotzdem irgendwie noch selbstverständlich an. Aber als dann da "überangepasst (schwer ausgeprägt)" stand, kam ich mir in meiner Aufopferungsbereitschaft und in meinem krampfhaften Verlangen, es immer allen recht zu machen, ohne dabei jemals das Gefühl zu haben, dass mir das gelingt sowie meinem Gefühl, mir alles, selbst Sympathie, erst einmal verdienen zu müssen, schon ein bisschen dämlich vor. Was aber für den weiteren Therapieverlauf dringend nötig war.



Balbina singt: "Stille"

ich bin voll von nichts.
ich bin voll von nichts.
ich bin überfüllt mit nichts.
nichts ist an mir wichtig.
ich bin richtig nichtig.
ich bin unwichtiger als unwichtig.

Sowas kommt dann nämlich dabei raus, wenn man sein gesamtes Leben auf andere ausrichtet und dabei gar nicht bemerkt, wie man selbst nach und nach aus dem eigenen Leben verschwindet bis das Ich irgendwann überhaupt keinen Platz mehr darin einnimmt. Keine Gefühle, keine Wünsche, keine Bedürfnisse - das Ich macht einfach keinen Sinn mehr. So dass sich jeder Moment meines Lebens, der sich nicht auf andere Menschen ausrichten konnte, vollkommen sinnlos angefühlt hat und jeder Abend allein auf der Couch, den ich nicht mit Serien und Bier in den Griff bekommen konnte, in Verzweiflung endete. Meine Ängste in der Einsamkeit.



Balbina singt: "Die Regenwolke"

ich mache keine lieder über liebe!
das wird auch kein lied über liebe!
kein lied über das verlieben!
und auch nicht über tiefe gefühle!
ich lass das nicht in meine nähe
das hinterlässt nur regenwolken,
nur regenwolken.
das hinterlässt nur regenwolken,
über meinen wangenknochen!
ich ertrinke ertrinke.
ich will nicht drüber singen
ich ertrinke ertrinke
-ich will nicht drüber singen-
ich ertrinke, ertrinke,
wenn ich drüber singe.

Und wenn man in sich selbst so überhaupt keinen Sinn sieht, weil man sein Leben immer an anderen Menschen ausgerichtet hat, ist es natürlich das Naheliegendste, sich nichts sehnlicher zu wünschen als einen Partner, mit dem man sein gesamtes Leben teilen kann. Über die Frage meiner Therapeutin, warum ich denn alles Gute immer an der Präsenz einer Person festmachen muss, habe ich auch lange nachgedacht. Irgendwie schien es mir legitim, sich mit 31 nach so etwas wie Familie zu sehnen. Aber wenn man einen Partner zum Lebenszweck machen möchte (wie gewisse Mütter ihre Kinder), ist das eine Verantwortung, an der dieser Partner oder die Beziehung nur zerbrechen kann. Weswegen irgendwelche partnerschaftlichen Ambitionen in der Regel witzlos sind, so lange man sich nicht selbst der Liebste ist. (Was  mir inzwischen gelungen ist. Nur falls hier ein potenzieller Märchenprinz mitliest. Ich bin jetzt nicht mehr anstrengend. Ich schwör‘!)



Balbina singt: "Das Milchglas"

ich nehme viel
so gut auf wie eine weiße couch
und kriegs nicht raus.
ich sehne mich
nach einem filter, der schlimmes gut verdünnt.
ich klebe mir
tesa auf die brillengläser
und seh das leben wie monet.
ich weichzeichne all das
was mich begleitet.
radier die harten kontraste ganz weich.
ich schau mir den tag an,
wie durch milchglas.
ich erkenn das,
was ich sehen mag.
durch milchglas-
glasklar,
wie durch milchglas.

Denn wenn man versucht, einen solchen Anspruch dauerhaft aufrecht zu erhalten, tut man auch alles dafür, die Harmonie zu wahren, egal, zu welchem Preis. Harmoniesucht war ein weiteres meiner Probleme in der Therapie und im Leben. Und auch den einzigen Mann, der mich so geliebt hat, wie ich war, habe ich verloren, weil ich vor lauter Harmoniebedürfnis viel zu lange alles, was mich bedrückt hat, in mich hinein gefressen habe. Ewig habe ich mich nicht getraut, irgendwelche Fragen zu stellen oder irgendetwas anzusprechen, und die Krämpfe, die sich dadurch in mir gebildet haben, waren unerträglich. Und als dann unsere letzte Chance anbrach, hatten sich diese paranoiden Krämpfe der Ungewissheit, wie ich sie jetzt mal in Ermangelung einer schöneren Umschreibung bezeichne, schon dermaßen verselbstständigt, dass ich nur noch garstig war und er machen konnte, was er wollte, es war zu spät. Und genau so, wie es absolut selbstzerstörerisch ist, alles in sich hinein zu fressen, ist es auch kontraproduktiv, das, was dann vielleicht doch mal rechtzeitig raus kommen möchte, so weichzuspülen und zu diplomatisieren (wenn das ein Wort ist), dass es gar keine Wirkung mehr entfalten kann. Das habe ich besonders in der Konfliktkommunikation in der Therapie bemerkt. Um so deutlicher, um so besser fühlt es sich an.

So.
Und jetzt erstmal wieder Pause.
Ganz bewusst gesetzt.

Morgen gibt es nur drei Songs, aber ich komme trotzdem auf meine Zeichenzahl. Nur schonmal als kleine Vorwarnung.

*plöpp*

31.12.2016

2016 - Zum Abschied sag' ich leise scheiße.
Have a Happy New Year! Let's hope it's a good one without any fear.


Jedes Jahr das Gleiche. Und das nun schon seit zu vielen Jahren. Immer wieder sage ich, dass ich hier mehr schreiben möchte. Immer wieder sagen mir andere, dass ich hier mehr schreiben müsste. Und ich würde gerne. Aber was irgendwann mal als kleine Macke ohne großen Krankheitswert angefangen hat, hat sich in den letzten Jahren zu einer so starken Versagensangst entwickelt, dass mich inzwischen jedes noch so kleine Projekt, das mit irgendeiner Erwartungshaltung verbunden ist, so unter Druck setzt, dass mir schlecht wird, wenn ich nur daran denke. In der Zeit zwischen Studium und Arbeit immer freundlich zu lächeln und zu winken und diese elenden „Na, wie geht‘s?“-Fragen jedes Mal aufs Neue mit einem bemühten „Naja, muss ja, ne? Thihi.“ abtun zu müssen raubt mir die letzten Kraftreserven, und so vermeide ich alles, was ich vermeiden kann, und puff: Leeres Schreibheft.


Einen Jahresrückblick würde ich gern schreiben, irgendwie. Gut formuliert, gut strukturiert, mit ein bisschen Pepp, ein bisschen Humor, aber auch der nötigen Tiefe, nicht zu lang, nicht zu kurz, mit schönen Bildern. Wie viele Gläser Sekt und Zigaretten mir allein dieser Anspruch gestern schon abverlangt hat, ohne, dass auch nur eine Zeile geschrieben war, wollen sie gar nicht wissen. Und am Ende kommt trotzdem nichts rum dabei. Aber meine Beklemmungen, meine Schatten und meine Sprünge in der Schüssel werden nächstes Jahr noch oft genug Thema. Systematisch dann. Und hoffentlich auch verschriftlicht.


[Dringende Entertainment-Empfehlung #1: South Park, Staffel 20. Brandaktuell und auf den Punkt, wie immer]

Es war ja nicht alles schlecht 2016, aber doch so vieles, dass es sich beinahe zynisch anfühlt, am Ufer dieses postfaktisc[hen Sumpfes von Elend, Dummheit und Unglück, in dem auch mein persönliches Befinden nur trübe vor sich hin gart, noch nach Gänseblümchen zu suchen. Den kleinen Eddie hat mir 2016 genommen, im größten Gewaltverbrechen gegen die LGBT-Community verloren in Orlando 49 Menschen ihre Leben und ein paar Wochen später machte auch noch mein Peterle die Biege. All die prominenten Lichter aufzuzählen, die 2016 erloschen sind, würde hier den Rahmen sprengen und würde auch die Glorifizierung von Menschen in der Öffentlichkeit zu sehr unterstützen, aber trotzdem – um Miriam Pielhau, Roger Willemsen und David Bowie war es schon sehr schade. Und aus der persönlich-sentimentalen Perspektive auch um Chyna und Grandma Yetta (Ann Guilbert). Mal ganz abgesehen von der Weltpolitik, die ich an dieser Stelle aber gern mit einem verzweifelten (wenn auch noch nicht resignierten) Kopfschütteln kommentieren und im weiteren nicht besprechen möchte.


[Dringende Entertainment-Empfehlung #2: Lady Dynamite, Staffel 1. Besonders für all jene, denen die Psyche auch gern mal den ein oder anderen Streich spielt.]

Auch in Liebesdingen sah dieses Jahr ähnlich erfolgreich aus, wie die vergangenen Jahre. Der erste Herr, mit dem ich am 05. Januar ein Date gehabt hätte, hatte es vergessen, und hat sich danach auch nie wieder gemeldet. Weitere geknüpfte Kontakte führten zu keinen Dates. Bis dann der eine Junge kam, der unser erstes Date zwar auch erst vergessen hatte, der aber, nachdem ich ihn daran erinnert hatte, doch noch kam und sich dann als der ultimative Traummann herausstellte. Wie die Geschichte ausging, davon hatte ich an anderer Stelle bereits berichtet. Wer noch ein Update möchte: Es gibt nichts upzudaten. Nach wie vor kein Signal, und vielleicht lag es am Sekt, aber gestern habe ich mir nun sogar erneut die Blöße gegeben, ein letztes Mal nachzufragen, ob ich noch irgendeine Antwort zu erwarten habe. Ich habe eine Ahnung, wie die Reaktion auf diese Nachricht ausfallen wird.


[Familie und Freunde, unter anderem in den Adventure Rooms (1), im Gomersal Park Hotel (3) und am Hook Lighthouse (5)]

Aber, um nun endlich mal zum Silberstreif zu kommen: Ein Date hatte ich auch, das in ein zweites mündete und dann in die Mitteilung, dass es nicht „Click“ gemacht hat, aber dass wir uns gern auf freundschaftlicher Basis weiter sehen können. Wo der geneigte Leser sich jetzt fragt, warum ich diesen Griff ins Klo nach einem Absatz erzähle, wo er sich doch so vortrefflich in den Rest der Geschichte fügt. Aber aus irgendeinem Grund funktioniert das platonische Projekt, das ich mir bis dato in so einem Zusammenhang nie vorstellen konnte, ganz hervorragend. Und einen neuen, netten Menschen kennengelernt zu haben, vor dem ich sein kann, wie ich bin, diesen Verdienst kann bei weitem nicht jedes Jahr für sich in Anspruch nehmen. Abgesehen davon, dass ich gerade in meinem aktuellen Lebensstadium jede Freundin und jeden Freund noch mehr zu schätzen lerne, auf die zu Hause nicht Mann und Kind warten. Ohne damit jemandem zu Nahe treten zu wollen. Aber wer gern mal Schuhe mit mir tauschen möchte, der sei mein Gast. Und da, wo der junge Mann immer mal einen Teil seiner kostbaren Zeit für mich übrig hatte, da waren auch noch ganz viele andere Menschen, was mir immer noch einmal deutlicher wird, wenn ich am Ende des Jahres durch meinen Planer blättere. Ohne jetzt durchzuzählen, habe ich das Gefühl, in diesem Jahr mit wirklich vielen mir wohlgesonnene Menschen Zeit verbracht zu haben, und besonderer Dank geht raus an die, die den Kontakt zu mir pflegen, auch wenn meine Antworten wieder eine Woche auf sich warten lassen, die mich zu ihren Hochzeiten einladen oder die mich sogar mit in den Urlaub nehmen. Ihr seid meine Anker.


[Dringende Entertainment-Empfehlung #3: Westworld, Staffel 1. Für Fans philosophisch-utopischer Science Fiction.]

Doch trotzdem – am Ende des Tages komme ich doch wieder nach Hause, und keiner wartet auf mich. Nie allein, immer einsam. Ein weiteres Problem, das im kommenden Jahr Thema werden soll. Systematisch dann. Und hoffentlich auch verschriftlicht. Und damit wir, was das angeht, jetzt mal langsam aus dem Kryptischen ins Konkrete kommen: Nachdem ich mir schon seit der ersten Januar-Woche in die To-Do-Ecke meines Planers „Psychotherapeuten suchen“ geschrieben hatte, habe ich mir meinen kleinen, emotionalen Absturz im August zum Anlass genommen, das auch tatsächlich mal zu tun, war im Oktober zu einem Diagnostik-Tag in der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik der Uniklinik Dresden und der Plan sieht jetzt vor, dass ich dort ab Anfang Februar für 8 Wochen eine stationäre Therapie mache. Ich erzähle solche Dinge ja eigentlich ungern, so lange nicht alles in Sack und Tüten ist, und den konkreten Aufnahmetermin habe ich noch nicht, weil der frühestens zwei Wochen im Voraus vergeben wird, aber weil ich jetzt schon so oft mit Andeutungen gewunken habe, wollte ich auch mal eine konkrete Information folgen lassen. Wenn das aus irgendeinem Grund schief gehen sollte, habe ich immerhin gleich eine neue Anekdote für den Club der Anonymen vom Pech Verfolgten. So oder so, fest vorgenommen habe ich mir auf jeden Fall, von meinen Erlebnissen, Erfahrungen und Erkenntnissen zu berichten – genügend Zeit zum schreiben werde ich voraussichtlich haben. Und das Bier nehmen sie mir auch weg.

Bleibt das also spannend. Immerhin: Dadurch, dass 2017 so viele ungewisse Größen lauern, habe ich keinerlei Erwartungen an das Jahr und werde stattdessen live berichten. Das kann schonmal nicht schlecht sein.

Wer nichts erwartet, bekommt auf jeden Fall mehr.
Auf ein 2017, das am Ende vielleicht ein schöneres Resümee zulässt.
Bleibt fröhlich!

*plöpp*

03.10.2016

Das kleine Reisetagebuch: Irische Verhältnisse.


So. Wie schon im letzten Post versprochen, gibt es heute auch mal wieder ein paar Urlaubsfotos im Malbuch hier. Denn Urlaub makes the world go 'round, und während andere in unserer schönen Stadt sich gerade im Nieselregen die Beine in den Bauch stehen, um den Tag der Deutschen Einheit mal so richtig zu begehen, genieße ich das Wetter vor meinem Heizlüfter - what better way to schwelgen in memories. In kommenden Posts werde ich wieder stärker versuchen, meine Denglisch-Ausfälle auf ein Mindestmaß zu reduzieren, aber zum aktuellen Beitrag passen sie, denn wir waren auf der immergrünen Insel, auf der man auf der linken Straßenseite fährt aber trotzdem mit Euros bezahlen kann: Irland!

Und damit diesmal auch wieder ein paar mehr Menschen etwas von meinen Eindrücken haben, mache ich jetzt zum Einen auch in Instagram, wo sie sich eine kleine, bemüht künstlerisch wertvolle Auswahl (ca. 50 Bilder) von Urlaubsfotos ansehen können, wenn sie möchten, und zum Anderen habe ich die jahredicke Staubschicht von meinem Flickr-Account geblasen und dort eine größere Auswahl (ca. 300 Bilder) hochgeladen, die bei Flickr aber sehr angenehm präsentiert wird, so dass man sich trotzdem schnell durchgescrollt hat. Schau'n'se da ruhig mal rein ;)

Damit das Malbuch hier jetzt aber nicht viel zu kurz kommt und auch ein bisschen was davon hat, hier meine Top 5+3 unserer Tour von Doolin an der Westküste über Arthurstown an der Ostküste nach Dublin:

1. Cliffs of Moher

(Bild von mir auf Cliffs siehe oben)

Laut Wikipedia die "bekanntesten Steilklippen Irlands", wobei wir in unserem Reiseführer häufiger den Eindruck hatten, dass man mit dem Prädikat "der/ die/ das beste/ schönste/ größte [x] von ganz [y]" ein kleines bümschen inflationär umgeht. Wir waren auch 4 der bestfrisierten Menschen, die mit einem Ford Mondeo Irland erkundeten. Viel Aussagekraft hatte das allerdings in dem Moment nicht ;) Die Klippen waren allerdings wirklich schön, und noch dazu gleich um die Ecke, so dass das ein idealer Einstieg ins irische Naturerlebnis war.

2. Sonnenuntergang am Hook Lighthouse


Unser zweites Quartier befand sich auf der Hook Halbinsel, wo auch einer der schönsten Leuchttürme der irischen Westküste zu finden war - das Hook Lighthouse. Zu dem wir unseren designierten Fahrer nach dem Abendbrot extra nochmal bequatschten, uns doch bitte hinzufahren, in der optimistischen Hoffnung, dass die Wolken nochmal aufreißen und uns einen kleinen Sonnenuntergang präsentieren. Sind sie, und haben sie. Traumhafte Idylle.

3. Kilmokea Country Manor & Gardens


Bei unseren Tagesausflügen kristallisierte sich sehr schnell eine heilige Dreifaltigkeit der irischen Tagesausflüge heraus: Ruine, Walled Garden, Tea Room. Irgendwann haben wir aufgehört, zu zählen. Nicht, dass es nicht jedes Mal anders schön gewesen wäre, aber die Fotos ähneln sich im Endeffekt doch sehr. Auch deswegen fand ich die Gestaltung der Kilmokea Gardens sehr charmant, denn dort haben ein paar Menschen mit viel Herz in die so schon wunderschöne und auch sehr weitläufige Anlage hier und da auch noch kleine Phantasie-Ecken wie zum Beispiel ein Elfendorf oder ein Vikingerschiff gebaut. Was im ersten Moment wahrscheinlich kitschig klingt, und was mich, wenn ich es lesen würde, auch eher abschrecken würde, aber das war so liebevoll und (für mein Empfinden) dezent platziert, und auch das Kilmokea Manor war so alternativ-gemütlich, dass ich, der sonst nie irgendwas bewertet, meine allererste Facebook-Bewertung geschrieben habe. (5 Sterne und dazu eine Zeile, aber hey - man muss die Seite trotzdem erstmal öffnen)

4. Traught Beach


André ist ja nicht glücklich, wenn er nicht wenigstens einmal irgendwo baden gehen durfte. Also fuhren wir nach einer unserer ausgedehnten Wanderungen abends noch zum Traught Beach und meine verständnisvollen Mitreisenden beobachteten geduldig Wolken und Wellen, während ich mich in die nordatlantischen Fluten schmiss. Und ich kann ihnen sagen: Es war nass. #Reborn

5. Kilmacduagh Monastery


Eine unserer vielen Ruinen, aber wunderschön, und besonders nett, weil kostenfrei zu bewundern und nur im Vorbeifahren entdeckt. Und ich sehe gerade bei Wikipedia: "Der (schiefe) Rundturm gehört zu den bestbewahrten in Irland." Da haben sie's! Einer der bestbewahrten schiefen Rundtürme Irlands. Wenn das allein nicht schon als Grund genügt, da auch mal hin zu fahren, weiß ich's nicht.

Bonus 1: Always in Good Company


Ich habe ja nicht immer jemanden, der mit mir verreist, verreise aber leider viel zu gerne, als dass ich nicht auch manchmal alleine fort müsste. Und die Länder, die ich sehe, sind auch trotzdem schön. Aber besonders in den letzten 4 Jahren fällt es mir streckenweise immer schwerer, Urlaub allein zu genießen, und mit meinem Studien-bedingt begrenzten Budget ist der auch schwerer zu bezahlen. Entsprechend gefreut habe ich mich, dass diese 3 lustigen Gesellen mich in die Reisegruppe Duss'lich aufnahmen und wir Irland gemeinsam erleben konnten. Und selbst in Momenten, in denen die Nerven nicht mehr ganz so mitspielten, dachte ich danach trotzdem: Herrlich. Sowas haste zu Hause auch nicht.

Bonus 2: #WitheredBeauty


Ich mochte ja Kaputtes, Verwelktes und vermeintlich nicht Vollwertiges schon immer gern. Als Kind habe ich jedes Plüschtier, das ich im Dreck gefunden habe, aufgehoben und mitgenommen, und wer die Geschichte noch nicht kennt: Meine letzten zwei Wellensittiche habe ich beide gekauft, weil sie zum Zeitpunkt unseres Kennenlernens die einzigen in der Voliere ohne prächtige Schwanzfeder waren. Und auch diesmal fand ich in all den walled gardens besonders die Pflanzen reizvoll, die schon so'n bisschen drüber waren. Ich glaube, dafür möchte ich meinen Blick in Zukunft noch weiter schärfen.

Bonus 3: Er.


Wir hätten ja auch gern lokal eingekauft, aber dafür war einfach unser Hunger zu groß und die Auswahl in den kleinen, lokalen Märkten zu klein, so dass wir über unser aller Schatten sprangen und einfach bei LIDL einkauften. Wo ER lebte. Scheu, hinter einer Kasse, neugierige Augen, aber die Lebensmittel über den Scanner schiebend, wie ein Großer... Ich weiß auch nicht. Mir hat da irgendwie keiner zugestimmt, aber ich fand den umwerfend. Und warte nach wie vor darauf, dass er in einem meiner Träume auftaucht. Vielleicht hätte ich meinen Wunsch am Wunschbrunnen lieber dafür nutzen sollen.

So war das also, damals, im Urlaub.
Wenn sie mehr wissen möchten, müssen sie wohl oder übel einen Kaffee mit mir trinken gehen. Obwohl... Machen wir uns nichts vor. Ein Bier.

In diesem Sinne!
*plöpp*

31.12.2015

2015, oder: Gott sei Dank gibt es Urlaub.


Am liebsten würde ich einfach den letzten Jahresabschlussbericht kopieren und einfügen. Die Dysthymie, die Antriebslosigkeit, das pathologische Prokrastinieren – alles noch da. Oder wieder. Und wo ich letztes Jahr noch bejammert habe, dass meine Energie nur für 14 Blogposts gereicht hat, sind es dieses Jahr spektakuläre 10 geworden. Oy weh.


Begonnen hatte das Jahr eigentlich ganz schön, denn in Neuseeland hatten wir eine tolle Zeit, und in den Wanderhütten auf dem Kepler Track und im Tongariro Nationalpark durfte ich wieder einmal feststellen, wie sehr ich aufblühe, wenn ich auf Komfort verzichte und mich stattdessen in einfachen und beschränkten Verhältnissen einrichten darf. Und als ich wieder nach Hause kam, holte mich der letztes Jahr erwähnte Junge sogar vom Bahnhof ab, statt schon lange einen schöneren, jüngeren und fröhlicheren Gespielen gefunden zu haben, wie ursprünglich befürchtet. Aber als ich dann von meinem Urlaub erzählte, blieb die Mitfreude über meine Begeisterung leider aus - stattdessen bekam ich erklärt, warum Camping und kaltes Wasser scheiße sind, und dass Kleingärten eigentlich viel geiler sind, und... naja. Ich muss das hier vielleicht nicht auswerten. Die Pointe war jedenfalls, dass er im April im einschlägigen Kontaktportal ohne mein Wissen wieder nach "Date/ Beziehung" suchte, wodurch ich dann wusste, dass ich offensichtlich nicht mehr aktuell bin und unser Lissabon-Urlaub ins Wasser fällt. Und an dieser Stelle war es das dann auch mit meinen Lovestories in 2015.

4 Dates hatte ich über's Jahr verteilt, die für mein Empfinden auch sehr gut liefen und bei denen ich viel Spaß hatte - 3 Herren hatten bereits nach dem ersten Date keine Lust mehr auf ein zweites, einer ließ sich zumindest noch auf ein zweites Date ein - ob aus Höflichkeit oder aus Unsicherheit, wie man Desinteresse am besten kommuniziert - um mir dann nach dem zweiten Date mitzuteilen, dass er denkt, dass wir "bestimmt eine ganz tolle Freundschaft aufbauen könnten". Diejenigen, die ich an schwachen Tagen auf der Suche nach Bestätigung nur zur unverbindlichen Kissenschlacht nach Hause einlade, melden sich dagegen immer wieder, und wollen zweite, dritte und vierte Dates. An der Front scheine ich also irgendetwas richtig zu machen. Ständig wechselnde Sexualpartner, deren Namen man zum Teil erst hinterher erfährt, sind für mich aber auch im neuen Lebensjahrzehnt nach wie vor nicht das, was ich mir unter einem erfüllten Liebesleben vorstelle.

[Berlin mit Paula und Elli]
[Schaubudensommer 2015]
[T19 Essen mit Mutti]
[Balbina in der Scheune Dresden]
[Waldseilpark Bühlau mit den lieben Kolleginnen]

Glücklicherweise gab es aber auch in diesem Jahr wieder viele liebe Menschen in meinem Leben, die ab und an gewillt waren, Zeit mit mir zu verbringen, so dass ich trotzdem auf einige schöne Erlebnisse zurück blicken kann. Und genau auf solche Erlebnisse möchte ich mich im kommenden Jahr noch stärker konzentrieren. Denn die Menschen, die gern zu deinem Geburtstag gekommen, sind nicht verflossene (und im Zweifelsfall nichtmal aktuelle) Liebschaften, sondern loyale Freunde, die den Kern deiner Persönlichkeit genau deswegen schätzen. Und sollte ich mit dem Pflegen meiner Freundschaften noch nicht ausgelastet sein, gehe ich ja immernoch 70% arbeiten und 60% studieren – zumindest an Beschäftigung sollte es also auch in den kommenden zwölf Monaten nicht mangeln.

Tut mir leid, dass das jetzt alles ist, was ich als Resümee aus dem Jahr 2015 zu bieten habe, aber wenn man sich die letzten drei Jahre vorgenommen hat, sein Leben in halbwegs geordnete Bahnen gebracht zu haben, bis man 30 ist, in den ersten zwei Wochen des neuen Lebensjahrzehnts aber so ziemlich alles um die Ohren gehauen bekommt, was in den letzten 10 Jahren schief lief, dann ist der Desillusionierungs-Effekt dementsprechend, und Resignation scheint wieder attraktiver denn je. Und als ob das Jahr nicht so schon ernüchtern genug gewesen wäre, stehe ich heute vor dem T19-Geschäft, um meine letzte T19 im alten Jahr zu kaufen – hat die Bude zu!? Mal verliert man, mal gewinnen die anderen.


Nichtsdestotrotz gilt für 2016 das Gleiche, wie für alle vergangenen Jahre: The Show Must Go On. Und so werde ich mir in den letzten Stunden dieses Jahres noch ein bisschen Mühe geben, mich zurück zu erinnern an die Dinge, die vielleicht doch ganz gut gelaufen sind und die mir Freude bereitet haben (bebildertes Beispiel: Marokko - Im Blog hier, hier und hier), um dann einen gemütlichen Silvesterabend zu verbringen, mit lieben Menschen, die mir am Herzen liegen, und Nudelsalat. Und dann lautet der eine gute Vorsatz für 2016: Weitermachen.


Oder fallen lassen, wie zuletzt hier in Queenstown. Und sollten Sie zwischendurch Zeit haben: Stehen Sie auf und gesellen Sie sich auf die richtige Seite der Geschichte.


Früher war alles besser, also wird morgen alles schlimmer, also ist heute noch alles am besten!

Rutscht gut rein.
*plöpp*