13.10.2013

Kollision mit meinem Leben.


Ich bin ja vom Fahrrad gefallen. Wahrscheinlich. Was passiert ist, bevor ich ohne Schlüssel zu Hause vor der Tür stand und mein Fahrrad, meine Jacke, meine Hose und meine Schuhe voller Blut waren, weiß ich nicht mehr. Aber vielleicht will ich es auch gar nicht wissen. Schädel-Hirn-Trauma ersten Grades steht im Entlassungsbrief des Krankenhauses. Und Kopfplatzwunde frontal rechts. Und Alkoholintoxikation.

Das Problem daran ist nicht, dass ich mich schäme. Inzwischen bin ich sehr gut darin, ohne Ausflüchte zu all meinen Verfehlungen zu stehen. Und wenn man Urlaub hat und am Vorfeiertag erst in einen Geburtstag hinein feiert, um anschließend zum ersten Mal seit Langem wieder zum Schwulen-Schwof zu gehen, kann man am Ende des Tages auch mal besoffen sein. Das Problem ist allerdings, dass ich zum wiederholten Male vor Augen geführt bekam, wie wenig ich mein Leben unter Kontrolle habe. Und das wurmt mich. Denn auch, wenn ich in dem Sinne keine biologische Uhr ticken höre und mich eher auf den Tag freue, an dem ich die 20er endlich überstanden habe, hatte ich doch gehofft, meiner Mitte mit zunehmendem Alter näher zu kommen. Und von eben jener fühlte ich mich wieder meilenweit entfernt, als ich am Tag der Deutschen Einheit da so lag in meinem Krankenbett mit meinem Knautschi, und ohne Brille nur erahnen konnte, wie mein sympathischer Zimmergenosse, der Ulli mit dem iPhone5-Ladegerät, aussah.


Interessant und irgendwie auch schön war es, mal die Patienten-Erfahrung zu machen, und schön war auch wieder, festzustellen, wie vielen Menschen ich doch am Herzen liege; nicht so schön war allerdings, dass ich zwar viel nachgedacht habe, aber wieder zu keinen brauchbaren Schlüssen gekommen bin. Ich weiß nicht, wie ich mein Leben in Bahnen lenken kann, in denen ich mich wohl fühle. Und ich weiß auch langsam nicht mehr, was ich noch probieren soll.

Eine Sache wurde aber auch diesmal wieder klar: Nach einer Trennung, einem (vermutlichen) Fahrradsturz, einem verlorenen Schlüssel, einer verlorenen Brille und einer Nacht im Krankenhaus kann ich definitiv sagen, dass mir Urlaub nicht gut bekommt. Also freue ich mich, in diesem Jahr keinen mehr zu haben, arbeite in der Zwischenzeit an meinen Trinkgewohnheiten und bin gespannt, was dieses Jahr sonst noch so bereit hält. Denn wenn 2013 bisher auch mehr beschissene als heitere Stunden hatte, bin ich zum allerersten Mal sehr zufrieden damit, wie ich mit meinen Rückschlägen umgehe. Und das ist ja auch schonmal viel wert.

Bring it on, destiny!

*plöpp*

5 Kommentare:

Phoenix hat gesagt…

Schönes fazit :)

André hat gesagt…

Dankeschön :)

Mal sehen, wie weit es mich bringt ;)

Suse hat gesagt…

Also, 1. das erste Photo von dir berührt doch glatt sofort mein noch-nicht-Mutter-Herz und wenn ich das sofort gesehen hätte, wäre der Kuchen da gewesen....
2. gefällt mir die Aufzählung deiner Verfehlungen und du hast Recht, man darf sich auch ordentlich di Kante geben, schwofen und was auch immer, so!
3. schließe nicht zu voreilige Schlüsse über deine Urlaubserlebnisse in Bezug auf Urlaub weil der ist prinzipiell was Gutes ;)
Und 4. Herr Weise, Sie können schön schreiben!!

Octapolis hat gesagt…

1a. Sowas kommt von sowas!
1b. That´s Rock & Roll, Baby!

2. Gute Besserung!

;o)

André hat gesagt…

@Suse:
Vielen Dank ;)
Das nächste Mal werde ich versuchen, mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Kuchen klingt gut ^^

@Mr. Octapolis:
Auch vielen Dank ;)
Ich versuch's lieber immer mal mit Rock'n'Roll statt eines Abends dazustehen und zu sagen "Hättest du es damals doch nur mal mit Rock'n'Roll probiert"... Die Folgen kommen dann halt mit ins Tagebuch ^^