20.08.2013

However fast I dance to make the sun shine - I will never fall down.//
I'm ready to start the conquest of spaces expanding between you and me.


Ich bin ja kein Fanboy mehr. Genau wie für all zu hysterische Prints halte ich mich dafür inzwischen für zu alt. Auch wenn ich die Zeiten vermisse, in denen ich jeden Zeitungsschnipsel, auf dem irgendein Spice Girl auch nur abgebildet war, gesammelt habe. Wenn allerdings die Definition des Fanboys in irgendeiner Weise noch auf mich zutrifft, dann in Bezug auf Yoann Lemoine - den Woodkid.

[Falls das Einbetten nicht funktioniert, hier der Link zum arte-Konzert]

Und völlig unvorbereitet berichtete mir dann gestern der zweite Mann, dessen Fanboy ich gerade so ein bisschen bin, dass der einzige Mensch, dem ich seine ganzen Schwarz-Weiß-Prouktionen nicht übel nehme, am 10. November in Dresden einkehrt, um zu singen. Woodkid! In Dresden! Böse Zungen wollten unterstellen, dass er jetzt die Provinzen abklappert und nach dem Zwickauer Stadtfest, der Riesaer Mehrzweckhalle und dem Hoyerswerdaer Sportplatz schließlich auch den Dresdner Schlachthof besingt, aber seine November-Termine lesen sich wie folgt:

02.11. Nordik Impakt Festival, Caen // 05.11. Zénith, Paris // 10.11. Alter Schlachthof, Dresden // 11.11. Tempodrom, Berlin // 13.11. O2 Academy Brixton, London (..und dann geht's wieder weiter in seiner Heimat Frankreich, mit Abstecher nach Zürich)

DANKE Electronic Beats!!


Bleibt mir also nichts anderes übrig, als Woodkid bereits zum vierten Mal innerhalb eines Jahres (09/2012, 10/2012, 03/2013) wärmstens zu empfehlen und mit dem Hinweis zu verbleiben, dass der Heimathafen Neukölln letztes Jahr ausverkauft war. Wer zögert, verliert. Meine Tickets sind in Sack und Tüten und der Sparstrumpf für lauter unnützen Merchandise hängt schon am Kamin.



*plöpp*

12.08.2013

"Als sie mich holten, gab es niemanden mehr, der protestieren konnte."
[Martin Niemöller]


Mein Opa hat schon vor einigen Jahren aufgehört, Zeitung zu lesen. Zu viele Schlagzeilen machen ihn wütend, betroffen oder hilflos. Und er hat Blutdruck. Deswegen schneidet meine Oma ihm die Artikel über Eisenbahnen und Katzenbabies aus und mit dem Rest muss sie alleine klar kommen. Macht sie gerne. Ihr Blutdruck ist okay. Und auch wenn das der Opa ist, dem ich in keinerlei Hinsicht nacheifere und dem meine Therapeutin damals alles in die Schuhe schieben wollte, ohne dass ich sie darum gebeten hatte - was diesen Aspekt seiner Alltagsgestaltung angeht, kann ich ihn verstehen.


Ende Juni 2013 hat Wladimir Putin ein landesweites Gesetz unterzeichnet, das "Homo-Propaganda" jedweder Form unter Strafe stellt. Die "Werbung" für bzw. positive Darstellung von Homosexualität, den entsprechenden Lebensentwürfen, Partnerschaftsmodellen und Gefühlen kann dadurch mit Geldstrafen, vorübergehendem Berufsverbot oder auch Freiheitsentzug geahndet werden. Was nüchtern vorgelesen zwar schon vollkommen absurd klingt, aber vielleicht noch nicht so richtig ans Herz geht.



Wo es anfängt, weh zu tun, sind die Berichterstattungen über das, was dankbare Homophobiker daraus machen. In St. Petersburg sieht es beim CSD weit weniger fröhlich aus, als hierzulande (siehe auch Video). Und in den Wohnzimmern schwulenjagender Neonazis wird es dann richtig bitter. Nicht, dass es nicht in jedem Land vollkommen weltfremde Vollpfosten ohne jeden Respekt, jede Ehre und jeden Sinn für die individuellen Rechte eines jeden Menschen gäbe. Aber in Russland haben sie jetzt eine gesetzliche Legitimationsgrundlage für Praktiken, für die sie eigentlich selbst an den Pranger gehören.


Und während russische Politiker es für vollkommen legitim halten, dass sich die Gesellschaft gegen derlei Widernatürlichkeiten auch selbst hilft und gemeinsam mit Verantwortlichen des IOC kein Problem für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi sehen, weil "bei einem Sportfestival nur über Sport geredet wird" (Witali Mutko) und schließlich "jeder seine Privatssphäre bewahren kann" (Lamine Diack), sitzt man daheim sprachlos vorm Monitor und weiß nicht so recht, wohin mit den Emotionen.


Stephen Fry
schreibt einen leidenschaftlichen Brief an David Cameron und das IOC, in dem er Wladimir Putin mit Adolf Hitler vergleicht, und Eleanor Margolis erklärt noch einmal, warum dieser Vergleich tatsächlich angemessen ist. Tilda Swinton stellt sich in Moskau vor die Basilius-Kathedrale (und ein Polizeifahrzeug) und sendet mit der Regenbogenflagge homo-propagandistische Grüße "In solidarity. From Russia with love". Und Jón Gnarr, seines Zeichens Bürgermeister von Reykjavík, denkt offen darüber nach, die Städtepartnerschaft mit Moskau zu beenden.


Da ich allerdings weder ein britischer Vorzeige-Intellektueller, noch eine Oscar-prämierte Schauspielerin noch Bürgermeister einer europäischen Hauptstadt bin, unterschreibe ich fleißig weiter Petitionen, versuche mich so gut es geht zu belesen und habe heute ein paar meiner übrigen Euros an den Quarteera e.V. gespendet - ein Verein, der sich besonders mit den Belangen der russischen LGBT-Gemeinden in Deutschland und auch anderswo befasst. Und dessen Mitglied Regina Elsner (Mitgliedin? Ohneglied? Ist das Wort "Mitglied" noch nicht gegendert??) im Interview mit queer.de erklärt, warum Wodka-Boykotte, Blockaden und das Aufkündigen von Beziehungen wenig produktiv sind und warum es stattdessen wichtig ist, Flagge zu zeigen, aktiv in den Austausch zu gehen, niemals auch nur in die Versuchung zu kommen, wegzusehen, und das Thema präsent zu halten. Wozu ich hiermit meinen Beitrag leiste.


Und falls ich jetzt irgendjemanden motivieren konnte, sich noch intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen, ein paar Unterschriften zu leisten oder gar ein paar Euros zu geben:





Man ist beinahe versucht, sich einen rosa Winkel zu besorgen und nach Moskau zu fliegen, um vor'm Kreml zu knutschen. Aber dafür fehlen dann doch die Eier. Falls jemand Informationen zu Aktionen hat, die weniger gesundheitsgefährdend die Möglichkeit bieten, Zeichen zu setzen, dürfen diese gern hier oder sonstwo mit mir geteilt werden.

Regenbogen-*plöpp*

01.08.2013

I've been thinkin' 'bout you lately.


Ich will es nicht beschreien, aber ich habe gute Laune. Sehr gute Laune. Und das ist schön. Sehr schön. Was sich allerdings bei mir immer zum Problem entwickelt, wenn sich die gute Laune einstellt, ist meine Begeisterungsfähigkeit. So viele Eindrücke, und alles so schön - der Sicherungskasten läuft schon wieder heiß. Besonders musikalisch gefällt mir gerade so viel, dass ich wirklich nicht weiß, wo ich anfangen soll und wahrscheinlich auch ein bisschen selektieren muss, obwohl ich gar nicht will.


Heute beginne ich aber erstmal mit einer Band, über die ich eigentlich schon seit Wochen posten möchte: Clean Bandit. Laut Wikipedia handelt es sich um eine "Elektropopband" - ich bin mir allerdings nicht sicher, ob man Clean Bandit wirklich irgendwo einordnen kann. Wobei "Elektropop" ja auch sehr dehnbar ist. Die Stammbesetzung besteht aus den vier Personen, die auf dem Bild mit Kaffeebechern abgebildet sind - Jack und Luke Patterson, Grace Chatto und Neil Amin-Smith. Laut Facebook gehört auch noch ein Jon Wandeck zur Kernbesetzung, aber ich glaube, so genau wissen die selbst nicht, wer eigentlich gerade dazu gehört und wer nicht. Kennengelernt haben sich die Gründungsmitglieder in Cambridge und seitdem zelebrieren sie ihre Freude an der Musik gemeinsam mit wechselnden Vokalisten - hier zu sehen Nikki B (in "Nightingale" und "A&E"), Makeda Leah Moore (in "Rihanna"), Sswelafar (in "Mozart's House") und Kandaka Moore (in "A&E"). Und wie es schon Macklemore und Ryan Lewis erfolgreich vormachen, haben auch Clean Bandit trotz einiger Angebote kein Label und produzieren trotzdem wunderschöne Videos. Ich mag diesen Trend sehr.


Wer mag, was er hier hört, dem lege ich dringend einen Besuch im YouTube-Channel der Band ans Herz, denn wo das herkommt, da gibt es noch viel mehr. Unter anderem das zauberhafte Christmas Special. Das aktuelle Video zu "Dust Clears" gibt es bei tape.tv. Und als ob all die musikalische Fabelhaftigkeit nicht genug wäre, gibt es ja da auch noch Milan Neil Amin-Smith. Violine spielende Makellosigkeit. Würden er und Dan Smith sich um mich zanken, ich könnte mich nicht entscheiden. Diese Kombo ist einfach ein totales Päckchen. #AnglizismenLustigEntanglisiert

Lange habe ich mir mit meiner Recherche nicht mehr so viel Mühe gegeben. Ich prognostiziere eine große Zukunft. Und wenn nicht international dann zumindest auf meiner Festplatte. Am Sonntag sind sie in der BBC Radio 1 Live Lounge - gut möglich, dass dann gleich noch der Folge-Post kommt.

*plöpp*