16.05.2012

Mit dem Stoßtrupp gen Osten.

Schnapszahl! Der 1111. Post ist das. Zu schade nur, dass ich keinen Schnaps trinken kann jetzt. Denn morgen habe ich Frühdienst. Zum Feiertag. Ich mach' das Fass jetzt nicht nochmal auf.

Wollt' ich auch gar nicht, und habe ich auch gar keine Zeit 'für, denn am Samstag geht's früh zeitig ganz weit weg von hier, und bis dahin will ich noch schnell loswerden, was nach dem Urlaub dann bereits verjährt wäre.

Nahm ich also neulich, genauer letzten Freitag, an meinem ersten, eigenen Betriebsausflug teil. Also, ich war schonmal mit meinem Vater und der Garten- und Landschaftsbau-Firma, die ihn beschäftigt in Prag, als begleitendes Kind seiner arbeitnehmenden Vatis. Aber so richtig einen Ausflug von einem Betrieb, der mich persönlich beschäftigt, das gab es bisher noch nicht. Was nicht heißt, dass ich deswegen große Lust darauf hatte. Also, ursprünglich schon, angemeldet hatte ich mich, die Teilnahme war freiwillig. Aber am konkreten Tag dann nur noch nur so halb.

Erstens hatte ich Frühdienst am Freitag, und auch am Samstag wieder, zweitens war ich mir nicht sicher, wie heiter und gelassen die Stimmung in einem Bus voller Diakonie-Mitarbeiter wird und drittens war auch das Reiseziel weder Barbados noch die steinerne Stadt Petra - nein, es ging nach Bautzen. Und wenn ich mich über arme Leute, die kein Geld für Urlaub haben, lustig machen will, sage ich meistens "ma' so'n Wochenende in Bautzen ist doch ooch schön."
Haha.

Aber wie das so ist mit der Erwartungshaltung, die nur schwer unterboten werden kann: Sie wurde überboten. Die Kollegen meiner Station mag ich ja sehr gern, und unsere gesellige Viszeralchirurgie war auf dem Ausflug auch über-repräsentiert im Vergleich zu anderen, weniger geselligen Fachbereichen. Den Frühdienst durften ich und meine zwei anderen Frühdienst-Kolleginnen 90 Minuten eher beenden, um rechtzeitig in den Bus steigen zu können. Und dann kam noch erleichternd hinzu, dass Bautzen ganz bezaubernd ist.

Das Programm begann mit einer zweistündigen, historischen Stadtführung, die durch die Reichenstraße und durch niedliche, kleine Gässchen hin zum wunderschönen Friedhof der Stadt führte, danach gab es eine halbe Stunde Freizeit mit perfekt temperiertem Radlerbier und im Anschluss eine Andacht im Dom St. Petri. In dem ich erst dachte, dass ich jetzt nicht mal mehr Radler vertrage, weil die Decke mir irgendwie schief erschien, aber wie sich herausstellte, musste das wirklich so. Der Dom St. Petri zu Bautzen, berühmt für seine schiefe Achse. Wer kennt ihn nicht.

Während der Andacht hatte ich zwar arge Probleme, mich wach zu halten, aber wie gesagt - ich war halb 5 aufgestanden, hatte dann Frühdienst und war außerdem schon zwei Stunden durch Bautzen gerannt. Und auch wenn es eigentlich ganz interessant war, die Geschichten zu hören, wie sich zwei Konfessionen um ein Gotteshaus zanken und dann durch die Mitte des Gotteshauses eine Mauer ziehen, wie man das ja früher gern mal machte, war ich trotzdem froh, als der Abend dann in den gemütlichen Teil überging.

Essen im "Burghof", einer charmanten kleinen Einkehr an der Ortenburg. Und als ob es tatsächlich einen Unterschied gemacht hätte, dass ich mit zwei Bussen voller guter Christen unterwegs war an dem Tag, fing es an, zu schütten wie aus Eimern, just nachdem wir alle Platz genommen hatten und uns den Tsunami aus sicher überdachter Entfernung fröhlich durch Fensterglas ansehen konnten, nachdem wir vorher durchgängigen Sonnenschein genießen durften.

Und auch die ganzen, kleinen Pflastersteinstraßen und Hinterhöfe und Straßencafés, die wir vorher gesehen hatten... Alles machte so einen schrullig-charmanten Eindruck da, dass ich ernsthaft erwäge, mal wieder hin zu fahren, wenn mir nach Tagesausflug ist und die liebe Sonne scheint.

Prima.

*plöpp*

1 Kommentar:

André hat gesagt…

Mir fällt erst jetzt auf, dass der linke Mönch im vierten Bild recht obszön anmutet...