28.01.2011

"Jedes Leben ist lebenswert."


In letzter Zeit weiß ich einfach nicht mehr, was ich posten soll. Ein Artikel zum Thema der Verlustangst bezeichnet diese "Resignation gegenüber Menschen und der Welt" gar als eines der Leitsymptome. Und tatsächlich habe ich festgestellt, dass mir schon länger sehr vieles egal ist, wo meine Mitmenschen mich ungläubig anstarren ob der Tatsache, dass mich der entsprechende Sachverhalt kein bisschen juckt, während in Speakers' Corner seit Wochen nichts anderes mehr diskutiert wird.

Früher aber habe ich gern Dinge gepostet, die mich irgendwie emotional bewegt haben, und zu denen ich ausnahmsweise eine Meinung hatte, entgegen der oben beschriebenen Gleichgültigkeit.

Heute war es mal wieder so weit. Nach zwei mehrstündigen Unterrichtseinheiten zum Thema Humangenetik, in denen es zu einem großen Teil auch um Vererbungswahrscheinlichkeiten und Pränataldiagnostik ging, bildeten heute drei Stunden zu "Ethischen Fragestellungen in der Humangenetik" den Abschluss dieses Themenkomplexes.

Und anhand mehrer Fallbeispiele wurde diskutiert, was im Bereich der Pränataldiagnostik sowie in Fragen des Schwangerschaftsabbruchs aufgrund der entsprechenden Befunde moralisch vertretbar ist, und was nicht. Wobei es neben Unterschieden in den Details immer wieder auf die Kernfrage hinaus lief: Ist jedes Leben lebenswert?

Eine Frage, die ich persönlich mit einem mehr als entschiedenen "Nein" beantworten würde. Wobei ich da wahrscheinlich ein bisschen zu sehr pro induzierter Abort bin, weil für mich die Grenzen eines nicht lebenswerten Lebens schon bei emotionaler Ablehnung und anderen widrigen, frühkindlichen Umgebungsfaktoren beginnen. Aber spätestens, nachdem wir Krankheitsbilder wie das Edwards- Syndrom (Trisomie 18) oder das Pätau- Syndrom (Trisomie 13) kennen gelernt haben, hätte ich gedacht, dass niemand mehr so verblendet sein dürfte, jedes Drecksleben als "lebenswert" zu bezeichnen. Was trotzdem (mindestens) einer meiner Klassenkameraden tat.

Wer die beiden Krankheitsbilder, speziell das Pätau- Syndrom, in der Google- Bildersuche eingibt, ist selbst schuld, kann mich dann aber wahrscheinlich auch noch besser nachvollziehen.

Wie gern man manchmal Menschen an den Haaren aus ihrer blumig- idealistischen Welt ziehen würde. Und wie gern man sie dann dabei beobachten würde, wie sie "Jedes Leben ist lebenswert." vor einer Gruppe schwer behinderter, schwer erziehbarer oder aus sonst irgendeinem Grund ausgestoßener, abgelehnter Kinder und Jugendlicher flöten.

Da merkt man, dass man noch lebt.

So viel zum Wort zum Freitag - demnächst werde ich mich bemühen, auch wieder banalere Inhalte zu besprechen.

Dass die Indira rausfliegt, das wirkte ja wirklich auch fast schon ein bisschen gestaged...

3 Kommentare:

Octapolis hat gesagt…

Da fällt mir nur ein...
NEVER TRUST A KLINGON!
mussichgleichposten...

recht haste im grunde.
schönes wochenende!

til_o. hat gesagt…

*g* Es war mir völlig klar, welchen Blog du meinst Octa. Und das obwohl ich kein Wort englisch verstehe. Nun ja.

Octapolis hat gesagt…

wo man sich so alles trifft, hehe...