Wieder ein Jahr geschafft. Ein Jahr, für das ich große Hoffnungen hatte. Besonders nach einem eher mäßigen Vorjahr. Um es optimistisch zu formulieren. Aber wie so oft kam alles anders als geplant, und nun sitze ich hier und denke darüber nach, was sich eigentlich getan hat in den vergangenen 365 Tagen und was ich daraus mitnehmen kann ins neue Jahr. Weiß aber nichtmal, wie ich mich dem Ganzen nähern soll. Die Tatsache, dass ich diesen Post bereits seit gestern schreibe und gerade zum achten Mal neu beginne, spricht Bände.
Aber ich glaube, ich möchte mich gern auf die Dinge konzentrieren, die mich retrospektiv freuen. Denn auch, wenn meine manische Phase, die nach 2009 und 2011 in diesem Jahr eigentlich wieder dran gewesen wäre, ausblieb, empfinde ich gerade eine gewisse Grundzufriedenheit, die sich sehr mittig anfühlt. Was vielleicht ein bisschen plemplem klingt für den geneigten Leser, aber die Suche nach meiner Mitte ist eigentlich schon immer das gewesen, was mich angetrieben hat. Und Ende des Jahres sagen zu können, dass ich mich ihr recht nah fühle, ist schön.
Direkt zu Beginn des Jahres wurde ich wieder von jemandem fallen gelassen, den ich sehr gern mochte. Aber ich habe es hingenommen und stattdessen versucht, mich mit Dingen zu beschäftigen, die mir Freude bereiten, habe Zeit mit Menschen verbracht, denen an mir lag und habe schließlich emotionale Verstrickungen gefastet, um erstmal zur Ruhe zu kommen. Was mir zwar gelang, aber es war eine traurige Ruhe. Selten habe ich Alleinsein so einsam empfunden wie auf meiner England-Reise im April.
Die Wende kam erst im Mai, als ich mit Kathleen eine großartige Woche in Schottland verbrachte. Und auch, wenn die Bücher verraten, dass ich am 30.06. immernoch ein trauriges Nüsschen war, weil Erinnerungen mir einen Strich durch die fröhliche Rechnung machten und ich am 06.07. nach 81 Tagen als Nichtraucher wieder mit Zigarette am Fenster saß, weil ich das gemeinsame Klingelschild gesehen hatte, waren das nur kurze Rückschläge in einem zweiten Halbjahr, das sich ansonsten sehr erfreulich entwickeln sollte.
Nach meinem Wanderurlaub in den Dolomiten lernte ich am 20.07. einen Jungen kennen, der der einzige bleiben sollte, der 2013 neu in mein Leben trat. Und bei dem ich zum ersten Mal seit langem wieder das Bedürfnis hatte, selbst die Initiative zu ergreifen. Was ein schönes Gefühl war, weil ich zwischendurch schon befürchtet hatte, meine Begeisterungsfähigkeit für die Zielgruppe endgültig verloren zu haben. Zwar fand auch diese Geschichte nach 3 Monaten wieder ein Ende, aber ebenfalls zum ersten Mal seit langer Zeit war ich sehr zufrieden, wie ich damit umging. Schon als während der 3 Monate die ersten, tiefen Zweifel kommuniziert wurden, ging ich in den Park und beobachtete die Vögel, statt die Vorhänge zuzuziehen und die "Nicht-Schon-Wieder"-Playlist zu starten. Und als es schließlich vorbei war, war ich froh, wenigstens einen sehr lieben Freund für mein Leben gewonnen zu haben.
Am positivsten überrascht war ich allerdings von dem Abschnitt des Jahres, der traditionell meine Angstzeit ist, in der bestenfalls gar nichts und schlimmstenfalls alles den Bach runter geht: Die Zeit zwischen der Zeitumstellung und der Wintersonnenwende. In diesem Jahr also die Zeit vom 27.10. bis zum 21.12. Der ich schon ängstlich entgegen blickte und für die ich mich bereits mit Taschentüchern bewaffnet hatte, aber als es dann so weit war, passierte nichts. Einfach nichts. Wenn die Sonne 16 Uhr unterging, schaltete ich meine Lichterketten ein und war zufrieden. Einfach so. Keine Ahnung, was da passiert ist, aber diese Erfahrung war zu schön, als dass ich sie groß hinterfragen wöllte. Und wurde schließlich noch gekrönt, als ich zum Geburtstag eine Schöne-Tage-Box geschenkt bekam mit der Erklärung, dass ich "gerade so schön positiv" bin. Was man besonders gern von Menschen hört, die das auch wirklich beurteilen können, weil sie das ganze Jahr um unsere Freundschaft bemüht waren. Unabhängig von meiner Gemütslage.
Und als ich vom 24. bis 28.12. sogar noch einmal die Erfahrung machen durfte, dass ich mich mit einem Jungen gut fühlen kann, ohne wenn, ohne aber und ohne Fragen, einfach bedingungslos glücklich, da war meine Welt heller, als sie es in manchem Sommer war.
Vielleicht ist meine momentane Ausgeglichenheit auch der Grund, warum ich es im Jahr 2014 mal wieder mit echten, guten Vorsätzen versuchen möchte. Und auch, wenn der Vorsatzkatalog im Detail erst noch fertig ausgetüftelt und verschriftlicht werden muss, stehen die Eckpfeiler, die ihn tragen sollen, schon seit mehreren Wochen fest. Weil es keine spontan ausgedachten Ideen sind, sondern Wünsche, die ich schon das ganze Jahr mit mir trage und die ich mir im neuen Jahr gern erfüllen würde: 2014 möchte ich mich nicht mehr für mich schämen müssen, und 2014 möchte ich endlich langfristig denken. Zwar sind das nur zwei Eckpfeiler, aus denen man schlecht ein metaphorisches Haus bauen kann, aber ich habe mich inzwischen mit der Metapher der Wäscheleine der guten Vorsätze zufrieden gegeben. Die gespannt ist vor meinem kleinen Haus aus Schrott.
In diesem Sinne: Gehabt euch wohl, und auf Wiedersehen im Jahr 2014!
*plöpp*
31.12.2013
Ich glaube, es wird Zeit für ein neues Jahr.
24.12.2013
Merry Tuesday!
Frohes Fest all jeden, die es gern begehen und auch all jenen, die in Embryostellung im Bad ohne Fenster liegen und darauf warten, dass es endlich vorbei ist. Ich kenne beides, und ich kann euch sagen: Weihnachten ist wunderschön, und Weihnachten geht vorbei.
Omi hat den Kaffee bestimmt schon im Filter, deswegen nur noch fix:
Eine behagliche Zeit, Kerzenschein und Frieden! Öffnet die Herzen.
*plöpp*
15.12.2013
Adventsbasteln.
Irgendwie warte ich nun schon seit 3 Wochenenden darauf, dass in unserem kuschligen Winter-Wunder-Zuhause mal richtige Weihnachtsstimmung einkehrt, aber es passiert einfach nichts. Ich gebe mir schon große Mühe, jeglichen weihnachtlichen Content, den ich zwischen die Finger bekomme, aufmerksam zu studieren und schaue auch immer artig meinen Wintersport im ZDF, aber irgendwie...
Dieses Jahr kommt allerdings auch viel Mist. Professionelle Unterhalter, auf die früher mal Verlass war, versagen einer nach dem anderen (bitte selbst gendern). DWV, kurz für Detox, Willam und Vicky Vox, die in der Vergangenheit sowohl in den Staffeln 4 und 5 von RuPaul's Drag Race als auch mit ihren eigenen Coverversionen ("Boy is a bottom", "Silicone") überzeugt haben, liefern mit "That Christmas Song" eine lieblos hingeschmissene Nummer, die einen 3 Minuten und 50 Sekunden hoffen lässt, dass es bald vorbei ist. Die YouTube-Trash-Drag Alternativen Nicola Foti aka K8 und seine Freundin Kayleigh sind in "Present Overflow" lustig, aber auch nicht lustiger als sonst. Und Pentatonix, die mich letztes Jahr mit ihrer Version von "Carol of the Bells" so begeistert haben, veröffentlichen mit "Angels We Have Heard On High" ein neues Weihnachtscover, das zwar schonmal besser ist, als ihr richtig schlechtes "Little Drummer Boy", aber auch nicht gut genug, um es einzubetten. Wenigstens Katzencontent geht immer - dieses Jahr äußerst charmant verweihnachtet durch Grumpy Cat, Colonel Meow, Nala Cat, Oskar the blind Cat und Hamilton the Hipster Cat featuring each other in "Hard to be a Cat at Christmas".
Kelly Clarksons Weihnachtsalbum "Wrapped in Red" stinkt bis auf wenige Ausnahmen ("Just for Now", "4 Carats", "My Favorite Things") auch ab und nachdem mir Tamar Braxtons Weihnachtsalbum fast aus den Ohren zurück geblutet wäre habe ich gerade gar keine richtige Muse, weitere Neuveröffentlichungen anzuhören - kurzum: Das läuft nicht wirklich.
Einen kleinen Lichtblick liefert die Entertainment Weekly, die in ihrem 12 Days of Christmas Classics-Countdown diverse, pouläre Weihnachtsklassiker (ist ein "populärer" "Klassiker" doppelt gemoppelt? gibt es das Wort "gemoppelt"?) präsentiert und darüber abstimmen lässt, wer sie jeweils am schönsten interpretiert hat - aktuell wurden bereits "Baby it's cold outside", "The Christmas Song (Chestnuts Roasting on Open Fire", "Have yourself a Merry Litte Christmas", "Let it Snow", "The Little Drummer Boy", "O Holy Night" und "Rudolph, the Red-Nosed Reindeer" besprochen.
Dem Geist der Weihnacht am nächsten gebracht hat mich allerdings heute sie hier: Clarissa. Denn nachdem ich den Zweiten Advent mit einer teuren Kollegin im Spätdienst verbrachte, in dem wir mehr saßen und plauderten als alles andere und sie mir berichtete, dass sie einen zweidimensionalen Transparent-Faltstern für ihr Fenster haben möchte, weil ihr alter weg ist, habe ich mich direkt auf die Suche nach Faltanleitungen begeben, Clarissa gefunden, Transparentpapier gekauft und heute nun endlich das Meisterwerk vollbracht.
Die Lichtverhältnisse waren weder am Fenster noch an einer meiner zahlreichen Lampen optimal, um Clarissa gut zu präsentieren, aber ich denke, man bekommt den Eindruck, und ich war mehr als nur stolz auf mich, als das Ding endlich fertig war. Denn weder Geduld noch Feinmotorik noch penible Akkuratesse zählen zu meinen besonders ausgeprägten Features, und so war es doch ein kleines Wunder, als am Ende meiner Bemühungen etwas anderes als ein zerknüllter Ball Transparentpapier heraus kam.
Wer gern nachbasteln möchte und den Links bisher noch nicht gefolgt ist: Hier gibt es die Falt-Anleitung für Fensterstern Clarissa als PDF und hier die Schritt-für-Schritt-Fotodokumentation. Ich persönlich habe an irgendeiner Stelle irgendeine Ecke falsch umgeknickt, aber schön ist es trotzdem geworden. Und wenn ich das in meiner groben Recherche zur großen Welt der Faltsternkunst richtig verstanden habe, ist man sowieso eingeladen, Faltmuster zu variieren. Wir Sternfalter wissen nämlich manchmal gar nicht mehr, wohin mit unserer Kreativität.
Zum Abschied des Dritten Advent gibt es nun gleich noch eine heiße Tasse Himbeerglühwein und danach einen weiteren, besinnlichen Nachtdienst. Lasst uns froh und munter sein!
*plöpp*
14.12.2013
Mein Herz tanzt.
Ich war ja mal wieder im Kino. Und habe mich gefreut. Denn ursprünglich wusste ich gar nichts von "Five Dances", und nur dank meiner unermüdlichen Bemühungen, meinen Facebook-Newsfeed stets lückenlos zu verfolgen, sah ich am Montag, dass Scott Matthew die Berliner Premiere des Films im Rahmen der MonGay-Reihe im Kino International bewarb. Und wenn Scott Matthew und gay in einem Post vereint sind, schaue ich auch mal das dazu gehörige YouTube-Video.
Wunderschöner Trailer und wunderschöne Darsteller motvierten mich direkt, mal nachzusehen, ob der Film auch in Dresden läuft, und da das Kino im Dach diesbezüglich ja hier das wahrscheinlichste Lichtspielhaus ist, habe ich zuerst auf deren Homepage nachgesehen, und siehe da: Läuft! Bzw. lief. Also Dienstag Abend 20:15 ins Kino, für liebe 5 Euro unter die Dachschräge gesetzt und Finger gekreuzt, dass der Trailer nicht besser ist, als der Film.
War er nicht. In 5 Akte unterteilt, die jeweils von großartigen Ballett-Performances zu ebenso großartiger Musik eingeleitet wurden, war es eine wahre Freude, Ryan Steele und Reed Luplau zuzusehen, welche Leidenschaft sie in ihre Performance steckten, wie die Funken zwischen den beiden fast schon das Studio, in dem sie trainierten in Brand setzten... und wie sie's dann endlich getrieben haben. Nicht, dass ich so einfach zu begeistern wäre. Aber man sieht halt doch, wenn die beiden männlichen Darsteller, die sich da gerade lieb haben, auch im wahren Leben Männer lieb haben. Und dass es nicht reicht, einfach zwei wunderschöne Burschen 90 Minuten von links nach rechts und von rechts nach links durch's Bild laufen zu lassen, damit ich ein filmisches Meisterwerk ausrufe, hat ja jüngst "Freier Fall" bewiesen, den ich inhaltlich und schauspielerisch so mau fand, dass es nichtmal mehr Max Riemelt wirklich rausreißen konnte.
War ich also hellauf begeistert. Wenn auch pseudointellektuelle Arthouse-Jünger vergebens nach tiefschürfenden Botschaften suchen werden. Aber ich freue mich auch immer wieder über kurzweilige Filme mit Happy End, die für kurze Zeit vergessen lassen, dass es im wahren Leben nie so zugeht, wie in derlei Schmachtschinken. Wobei Rhys Kosakowski, ehemaliger Billy Elliott-Darsteller und Derek Dunn, zwei schöne Männer, die sich im Houston Ballet kennengelernt haben und seitdem 1 Herz und 1 Seele sind, beweisen, dass Kino manchmal auch im Alltag funktioniert. Und auch Ryan Steele hat in Texas angefangen... Vielleicht auch 'ne Option für den nächsten 5-Jahres-Plan?
Und als ich mich noch freute, dass Rhys Kosakowski und Derek Dunn so ein tolles Echtzeit-Ballet-Paar sind, fand ich im Google schon die ersten Bilder von Ryan Steele und Matt Doyle. Seines Zeichens Musical-Darsteller unter anderem in meinem aktuellen Lieblingsmusical "The Book of Mormon", der 2011 in "Private Romeo" spielte und sang, in welchem wiederum "Five Dances"-Regisseur Alan Brown Regie führte. Die Community ist ein Dorf. Die beiden lernten sich 2012 kennen und sind seitdem, zumindest wenn man broadway.com Glauben schenken möchte, eins der schönsten und charmantesten Broadway-Paare. Eigentlich ja, wie auch das vorhergehende Beispiel, so ein Paar, das jeder frustrierte Single schon aus Prinzip verachtet, aber zum einen bin ich ja aktuell und nach wie vor nicht frustiert und stolz drauf, und zum anderen: Haben sie Ryan Steele's Lächeln gesehen? Haben sie? Könnte man diesem Lächeln irgendetwas missgönnen? Ich nicht. Das sind einfach diese Menschen, die fröhlich geboren wurden und denen wahrscheinlich noch nie so richtig emotional ans Bein gepisst wurde, die aus tiefstem Herzen lachen können und mit ihren strahlenden Augen jeden Raum erhellen... So etwas kann man einfach nicht böse sein.
Lange genug hab' ich jetzt aber von den Männern geschwärmt, um auch schnell noch zum Kulturteil zu kommen, denn abgesehen von einer wunderschönen Optik hat der Film auch durch großartige Musik bestochen, die direkt ans Herz ging, hauptsächlich verantwortet durch Scott Matthew. Der mir letztes Jahr zum ersten Mal von jemandem ans Herz gelegt wurde, bei dem ich mich auch mal wieder melden könnte, und der mich im Hintergrund von "Five Dances" und mit dem Enthusiasmus, mit dem er den Film auch beworben hat, nun endgültig überzeugt hat.
Was mich schießlich und endlich zu meinem Ausgehtipp für ganz Spontane führt: Scott Matthew ist heute Abend im Bärenzwinger in Dresden und morgen im UT Connewitz in Leipzig. Und ich habe Nachtdienst und Nachtdienst. Was mich ein bisschen betrübt, aber irgendwie war mir dieses Konzert durch die Lappen gegangen, und nun ist es, wie es ist. Falls mir jemand erzählen möchte, wie's war: Gern :)
Ich glaube, das reicht erstmal an Text. Deswegen schließe ich und verabschiede mich in das, was noch vom Abend übrig ist.
*plöpp*, *kling* & fallalalala- lalalala.
01.12.2013
I'll be your harvester of light and send it out tonight.
...und damit der Tag trotzdem mit einer weihnachtlichen Note endet, weil ja auch noch erster Advent war, hier ein paar wenige Impressionen aus meinem Weihnachtsstübchen, gepaart mit dem schönsten Einstieg in die Weihnachtslieder-Kurzsaison, den ich mir vorstellen kann: Dem "Winter Song" von Sara Bareilles und Ingrid Michaelson.
Knautschi und ich wünschen allen Wohlgesonnenen eine besinnliche und kuschlige Adventszeit im Kreise lieber Menschen. Oder in Ruhe allein. Je nach Bedarf.
Fröhliches Weihkwanzukka!
*plöpp*
Put that ribbon back on.
Mit dem Welt-Aids-Tag ist es jedes Jahr das Selbe: Ich möchte gern etwas dazu sagen, möchte einen Blogpost basteln und möchte meinen Beitrag zu Aufmerksamkeit und Achtsamkeit leisten, weiß aber jedes Mal nicht, wie. Ich habe immer das Gefühl, dass alles, was zu sagen ist, bereits gesagt wurde, und dass das oblatendünne Eis meines halben Zweidrittelwissens bezüglich des Themas in all seinen Ausmaßen ein eher unglückliches Parkett ist, als dass ich mir überhaupt anmaßen dürfte, eine Meinung zu haben oder mit Empfehlungen um mich zu werfen.
Dieses Jahr kann ich allerdings erstmals eine eigene, kleine Geschichte erzählen, denn der heutige Welt-Aids-Tag ist der erste Welt-Aids-Tag, an dem ich meinen eigenen Status kenne. Was nicht sonderlich rühmlich ist, angesichts meines fortgeschrittenen Alters, aber wenn man sich keiner Schuld bewusst ist, verspürt man kaum den Druck, mal in die Beratungsstelle zu gehen, und wenn es dann darum geht, "einfach mal so, aus Interesse" einen Test zu machen, bekommt man auf einmal doch Angst. Und überlegt, ob man die Telefonnummern all jener, die man im dümmsten Fall anrufen müsste, überhaupt noch alle hat. Oder jemals hatte. Und so habe ich, als mir im Oktober dann endlich mein Blut abgenommen wurde, auch niemandem davon erzählt, weil ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wie ich auf ein positives Resultat reagiert hätte, was anstrengend war während der einwöchigen Wartezeit.
Letztlich konnte ich aber mein kleines schwarzes Buch in der Mottenkiste lassen und mit einem zuvor in bester Hoffnung kalt gestellten Piccolöchen darauf anstoßen, dass meine chronischen Beschwerden damit schonmal nichts zu tun haben - merkwürdig war es aber trotzdem, sein gesamtes Sexualverhalten Revue passieren zu lassen und sich zu fragen, ob man tatsächlich immer alles richtig gemacht hat. Und damit meine lieben Leser gar nicht erst in die Verlegenheit kommen, zittern zu müssen, empfehle ich: Safe Sex.
Manchmal muss eine Erkenntnis nicht aufregend schillern, um trotzdem essentiell zu sein.
Viel mehr als ich wissen unter anderem:
Welt-Aids-Tag.de mit der aktuellen Kampagne "Positiv zusammen leben"
"Kampf gegen Aids in Afrika: Epidemie am Wendepunkt" (Benjamin Dürr in SpiegelOnline, 30.11.2013)
*plöpp*
21.11.2013
...und das Haus aus Schrott ist eigentlich eine Ruine aus Gold.
Throwback Thursday isses wieder! Und weil ich schon seit mehreren Tagen einen Blogpost vor mir her schiebe, bei dem ich einfach nicht weiß, wie ich ihn ausgestalten soll, damit er nicht all zu plump daher kommt, möchte ich den heutigen Throwback Thursday direkt nutzen, um ihn mit einer aktuellen Richtigstellung zu verbinden.
Denn nach der soundsovielten Kopf-Hoch-Das-Wird-Schon-Wieder-Nachricht, die ich aufgrund meiner Feststellung, dass ich mit dem Konzept der Liebe wenigstens vorerst gebrochen habe, bekommen habe, möchte ich hier noch einmal deutlich sagen: Es geht mir gut. Und es ging mir auch nicht schlecht. Dieser Post sollte kein unterschwelliger Schrei nach Mitleidsbekundungen sein. Wobei ich all jene nachvollziehen kann, die ihn so verstanden haben. So oft, wie ich unterschwellig schreie. Aber in dem konkreten Fall handelte es sich wirklich nur um eine Feststellung.
Ich habe einfach erkannt, dass die Liebe mir nicht gut tut. Dass es mich ungemein schwächt, jemanden zu sehr zu mögen. Und dass ich mich, einmal verliebt, in einer verletzlichen Position befinde, in der mein verkorkstes Ego sich in eine dermaßen sensible Abwehrhaltung begibt, dass es beinahe unmöglich wird, überhaupt noch ein halbwegs rational gelenktes Leben zu führen. Das klingt vielleicht ein bisschen drastisch, aber was in mir vorgeht, wenn mein Ego aus banalsten Anlässen heraus den Eindruck gewinnt, nicht ausreichend wertgeschätzt zu werden, ist nicht normal. Warum ich so geworden bin, darüber ließe sich höchstens spekulieren, aber wozu. Es ist, was es ist, und ich versuche, das Beste daraus zu machen.
Und eben deswegen habe ich beschlossen, dass dieses Ding mit der Liebe für mich einfach nicht das Richtige ist, und im gleichen Zug festgestellt, dass es mir immer dann am besten ging, wenn ich alleine war und nicht auf die Bestätigung durch einen geliebten Menschen gewartet habe. Wo nun auch der Zusammenhang zum Throwback Thursday entsteht, denn die Auswahl der heutigen Bilder zeigt mich in der bisher glücklichsten Zeit meines Lebens - im Sommer 2009. Mit meiner lieben Freundin Kathleen, meinen lieben Freunden Rocky und Eddie und meinem lieben Freund Alkohol.
Und genau so soll es sein. Freundschaft, Freude und immer mal ein Gläschen Glücklichmacher sollen die Säulen sein, auf denen ich mir in den kommenden Monaten und Jahren versuchen werde, ein halbwegs gesundes Selbstbewusstsein und einen gewissen Selbstrespekt aufzubauen. Ohne dass das bisschen, was ich mir schon aufgebaut habe, in regelmäßigen Abständen wieder von attraktiven Männern zerstört wird, die es manchmal gut meinen, manchmal nicht gut meinen und manchmal gar keinen Ton mehr von sich geben, aber in jedem Fall meine Würde mit sich nehmen, nur um sie daheim in die Vitrine zu stellen. Was natürlich nicht heißen soll, dass ich nicht trotzdem Gefahr laufe, von Amors Pfeil getroffen zu werden. Aber ich werde defintiv nicht mehr nach Amor suchen, und wenn er mir begegnet, gebe ich mich sicher nicht ohne Schlacht geschlagen.
Trotzdem, und das ist auch noch neu an meiner aktuellen Herangehensweise, bleibt die Liebe der Freund. Denn was für mich nicht funktioniert, kann für andere ja deswegen trotzdem die ultimative Erfüllung sein. Und statt, wie üblich beim Übergang ins Singledasein, die Liebe, das Verliebtsein und in der Öffentlichkeit knutschende Pärchen zum Feind zu erklären, werde ich mich freuen für all jene, für die das, was in den Filmen propagiert wird, tatsächlich wahr geworden ist, und jedem, der es gefunden hat, sein Glück gönnen. Ich kenne auch zu viele Paare, die bezaubernd sind zusammen, als dass ich die jetzt alle zum Feind erklären könnte.
Gern hätte ich diesen Post noch mit Zitaten berühmter TV-Persönlichkeiten, Links zu themenbezogenen Leitartikeln in intellektuellen Spartenmagazinen und tiefschürfenden Songs tiefschürfend dreinblickender Singer/ Songwriter gepimpt, aber was mein Seelenleben betrifft, geht es mir gerade in letzter Zeit eher auf die Ketten, mich diesbezüglich von allen Seiten beschallen zu lassen. Ich möchte gar nicht wissen, wer "Glück" wann und wie definiert hat. Es interessiert mich nicht, was diverse Redakteure zu der Frage recherchiert haben, ob wir uns selbst genug sein können. Und wenn Einzelpersonen mit Hilfe einer Reise ans Kap der Guten Laune oder dank der Lektüre der Desiderata ihre Mitte gefunden haben, dann freut mich das, aber es juckt mich nicht. Denn die führen nicht mein Leben. Und haben nicht meine Macken. Und inzwischen bin ich so weit, dass ich mir meine Fragen gern sowohl selbst stellen als auch selbst beantworten möchte.
Was nicht bedeutet, dass ich auf einmal unzugänglich bin für sämtliches Kulturgut, das in irgendeiner Form Emotionen verarbeitet. Denn als ich noch versucht habe, wenigstens ein bisschen Musik zu finden, die das Ganze hier untermalen könnte, habe ich zwar nicht viel Relevantes gefunden, aber zumindest einen Text von Maxim, der meine Situation, wie sie jetzt ist, und wie sie mich so glücklich macht, dass mich momentan nichtmal der November oder die Dunkelheit stören, eigentlich recht hübsch trifft:
...und damit auch meine Busenfreundin Leslie Knope, die mir in den letzten Wochen eine treue Begleiterin von unschätzbarem Wert war, zitiere ich sie, wie sie Mary Pickford zitiert:
In diesem Sinne: Bitte kein Mitleid mehr. Denn ich leide nicht. Ganz im Gegenteil.
*plöpp*
19.11.2013
The glorious return of Peeniss!
Glückauf! Was ich eigentlich schon Ende September machen wollte, dann aber aufgrund des Mangels an präsentablem Material doch wieder bleiben lassen musste, kann heute endlich stattfinden: Ich bejuble den Soundtrack zu "The Hunger Games: Catching Fire"! Im YouTube schwirrt der zwar schon seit dem 14. November rum, aber ich hatte mir als Veröffentlichungs-Datum den heutigen Tag notiert. Deswegen heute und hier meine sieben Lieblingstracks:
...wobei es sich bei den drei Songs in voller Breite um meine drei Favoriten handelt. "Who we are" ist zur Zeit mein neues Lauf-Lied. In einer Playlist mit "Elastic Heart", das schon länger eins meiner Lauf-Lieder ist. Relativ kalt gelassen haben mich leider die Beiträge von Ellie Goulding, Christina Aguilera und Patti Smith, denen ich ja normalerweise auch alles abkaufen würde, aber man kann nicht alles haben. Und sieben gute Tracks auf einer CD erlebt man schon selten genug.
Der dazu gehörige Film kommt am Donnerstag in die Kinos, und selbst was das angeht, bin ich ein bisschen aufgeregt. Denn während ich ja weder auf dem Herr der Ringe-Zug noch auf dem Harry Potter-Zug noch auf dem Narnia-Zug mitgefahren bin, bis jetzt noch keine einzige Folge "Game of Thrones" gesehen habe und nach wie vor googlen muss, ob es nun eigentlich "Game of Thrones" oder "Games of Thrones" heißt, war "The Hunger Games: Die Tribute von Panem" einer der wenigen Filme, die ich tatsächlich und trotz des Hypes im Kino gesehen habe. Was hauptsächlich der Tatsache geschuldet ist, dass wir damals unseren Einmal-die-Woche-ins-Kino-Vorsatz gepflegt haben, aber wie auch immer: Ich mochte den Film. Und bin damit zur Abwechslung mal DABEI.
Vergebe ich also hiermit aufgrund meiner Euphorie und aufgrund des Soundtracks schonmal eine gute Hand voll Vorschusslorbeeren und wünsche des weiteren gute Unterhaltung!
*plöpp*
15.11.2013
Let me fall. Through the ground. Where you fell. Back to you.
Muss. Blog. Pflegen. Muss. Blog. Pflegen. ... So oder so ähnlich sitze ich schon seit Monaten auf der Couch, das Notebook auf dem Schoß, mein Mantra vor mich her blubbernd, ohne jemals eine zündende Idee zu haben, wie sich mein guter Vorsatz der Blogpflege umsetzen ließe. Nicht, dass ich nicht schon verschiedene Ideen gehabt hätte. Gar ist es mir zu dumm, jetzt zu all den Posts zu verlinken, in denen ich bereits versprochen hatte, nun mit Hilfe einer neuen Herangehensweise wieder mehr zu posten. Aber in unserer fröhlichen Hoffnung-Stirbt-Zuletzt-Kultur darf man ja glücklicherweise so oft probieren, wie man will. Und deswegen präsentiere ich meine aktuellste Hoffnung, wieder ein bisschen mehr Leben in die Bude zu bringen: Den Throwback Thursday. Zu Deutsch den Rückblick-Donnerstag. Wobei es im Deutschen keine Alliteration mehr ist und auch irgendwie fad daher kommt.
Seine Wurzeln hat der Throwback Thursday als Hashtag in verschiedenen sozialen Plattformen. Und da ich ja nicht all zu viel von der zielgerichteten Nutzung von Hashtags halte, weil mir dieser ganze Wust einfach zu unübersichtlich ist, habe ich auch diesem sehr lange keine Beachtung geschenkt. Als dann aber in den letzten Wochen von Musikern über Marken über Schauspieler über Serien-Fanpages über weitläufige Bekannte über jeden möglichen Horst im Interweb alle anfingen, ihren Senf zum Throwback Thursday zu geben, habe ich überlegt, ob das vielleicht doch irgendwie ganz hübsch ist. Und habe beschlossen, dass ja. Denn abgesehen davon, dass so ein kleines Erinnern an Dinge, die man irgendwann mal gern hatte, eigentlich nie verkehrt ist, habe ich gerade wieder eine neue Offensive gestartet, mit Hilfe von 3 externen Festplatten all meine Daten so zu sichern, dass sie mir niemals mehr verloren gehen, und mir in diesem Prozess auch die Frage gestellt, was ich eigentlich mit dem ganzen Datenmüll will, den ich da sichere. Aber mit dem Throwback Thursday findet das Archivieren von Gedöhns aus vergangenen Tagen, für dessen Sichtung mein eigentlich eh nie wieder Zeit hat, auf einmal eine neue Legitimation.
War das jetzt also auch schon wieder viel zu viel Vorwort, aber für den ersten Throwback Thursday musste das halt mal sein, an allen kommenden Zurückwerfdonnerstagen entfällt es. Ich schwör'. Kommen wir also nun zum Content des heutigen Throwback Thursday, der in diesem konkreten Beispiel aber auch eine Brücke in die Gegenwart schlägt: Ein Bild von William Fitzsimmons, dessen Album "The Sparrow and the Crow" immernoch zu meinen persönlichen Top 10 Alben ever zählt, und mir am 08. Juli 2011 im Centraltheater Leipzig (das jetzt wieder Schauspiel Leipzig heißt). Das eine Brücke in die Gegenwart bildet, weil William Fitzsimmons nach wie vor und vor allem auch wieder musiziert, aktuell in Hamburg, Köln, Amsterdam, Wien, München, Berlin, London, Zürich und Paris (Dezember 2013) und ab Februar 2014 dann auch wieder auf großer Deutschland-Tour, unter anderem am 25.02.2014 im Beatpol Dresden. Um sein neues Album "Lions" zu bewerben, das am 17. bzw. 18.02.2014 erscheint. Und als Vorgeschmack darauf gibt es "Centralia" bereits jetzt live & acoustic zu hören. Traurig wie immer. Für ihn persönlich nicht so schön, für den melancholischen Hörer dafür um so mehr.
Und weil wir einmal dabei sind, Musik zu posten, die für mein Herz in der Vergangenheit etwas bedeutet hat, gibt es gleich noch Erik Hassle's "Hurtful" aus dem Schicksalsjahr 2009 dazu. Denn auch er singt wieder neue Lieder, die mir gut gefallen, hier exemplarisch "Talk about it". Kennen gelernt hatten wir ihn damals übrigens gemeinsam mit Ellie Goulding, Robyn's "Be mine" covernd. Das waren noch Zeiten.
Und damit reicht's auch erstmal wieder. Für den Leser, für den Hörer, und für meine Schmerzgrenze.
*plöpp*
12.11.2013
Psycho Boy Happy.
Ich habe ja sowohl erkannt als auch beschlossen, dass "Liebe" ein Konzept ist, das für mich nicht funktioniert. Wozu ich eigentlich einen eigenständigen Blogpost verfassen wollte. Aber wie das so ist mit Themen, die viel Denken und viel Text erfordern und sich darüber hinaus auch noch beschissen bebildern lassen, wird wohl aus diesem Beitrag nichts. Da ich aber diese Tatsache trotzdem als Überleitung brauche, gibt es sie jetzt einfach so um die Ohren gehauen. Aus der Reihe "Tiefschürfendes kurz und schmerzlos".
Weil ich nämlich nicht mehr daran glaube, von der Liebe jemals profitieren zu können, denke ich zur Zeit oft darüber nach, welche Stützpfeiler ich sonst noch so habe, um die wacklige Säule meiner emotionalen Konstitution ein wenig zu stabilisieren. Und auch, wenn ich damit nichts Besonderes bin, stelle ich doch immer wieder fest, wie viel Kraft mir Musik gibt, besonders im richtigen Moment und in der richtigen Lautstärke.
Sonntag war der richtige Moment, und auch die Lautstärke war genau richtig. Ich habe jetzt noch einen sanften, postkonzertanten Tinnitus im Ohr. Und zwar, um jetzt endlich mal auf den Punkt zu kommen, vom Electronic Beats Festival, das in diesem Jahr erstmals in Dresden gastierte und unserem verschlafenen Nest damit ein kulturelles Highlight bescherte, wie wir es in dieser Form nicht all zu oft geboten bekommen. Zwar weiß ich nicht, ob man einen Abend per Definition bereits als "Festival" verkaufen kann, aber was da im Alten Schlachthof für 19 kleine Euros alles geboten wurde, war grandios.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Sizarr. Die ich nicht kannte. Aber eigentlich waren eh alle nur wegen Woodkid gekommen. Was ich nicht abwertend meine. Was ich aber von mir behaupten kann (und ich bin alle), und was auch der Tenor war, den ich um mich herum vernahm. Oft freut man sich ja aber trotzdem, wenn man zusätzlich zum eigentlichen Headliner noch großartigen Support präsentiert bekommt, und Sizarr haben nicht enttäuscht. Die atemberaubende Stimme von Fabian Altstötter aka Deaf Sty, die Fingerfertigkeit am Synthesizer von Philipp Hülsenbeck aka P Monaee und der umwerfende Phänotyp von Marc Übel aka Gora Sou ergeben einen Gesamtentwurf, dem man gern zuhört und zusieht. Wobei ich sehr dafür wäre, diese albernen Künstlernamen abzulegen. Aber wer's braucht. Oben sehen sie die Videos zu "Run Dry" und "Boarding Time", ein sehr charmantes, 9minütiges Vorstellungsvideo der Band, veröffentlicht von der Red Bull Music Academy, und mit "Icy Martini" und "Word Up" noch zwei Acoustic Performances, in denen die Stimme des jungen Herrn A. aus M. am N. bzw. R. (zu umständlich?) besonders schön zur Geltung kommt und unter die Haut geht. "Psycho Boy Happy", das aktuelle Album der Band, bekommt fünf von fünf getragenen Schlüpfern zugeworfen.
Nach Sizarr waren dann Mount Kimbie an der Reihe, die live zwar zum Teil richtig aufgedreht haben, aber bei Spotify und YouTube finde ich nichts, was auch nur im Ansatz die Energie hat, die der Abschluss ihres Auftritts am Sonntag versprühte. Ganz im Gegenteil klingt das aktuelle Album eher nach schöner Musik für die Autobahn. Aber Bands, deren Musik je nach Bedarf variieren kann, sind ja auch was Tolles. Als Hörbeispiele hier vom letzten Album "Crooks and Lovers" das Video zu "Carbonated" und vom aktuellen Album "Cold Spring Fault Less Youth" der Titel "Made to stray".
Und schließlich kam er. Uns Woodkid. Der Lemoine, Yoann. Der einzige Franzose, der es einem nicht unter die Nase reibt. Der einzige Mensch, dem ich schwarz/weiß verzeihe. Mein Held. Und entgegen aller Befürchtungen spielte er nicht nur zehn Minuten, sondern ein volles Konzert, von 23:15 bis 00:45. Und was für eins. Als wir ihm im letzten Jahr im Heimathafen Neukölln lauschten, war das Programm ähnlich imposant und bewegend, aber die Stimmung eher getragen. So meinen wir uns zumindest zu erinnern. Was ich aber diesmal geschrien habe, und wie wenig man mich bitten musste, bevor ich auch angefangen habe, mit zu hüpfen, war ohne Vergleich. Da ich sein aktuelles Album "The Golden Age" ja nun aber schon zur Genüge beklatscht habe und seine neuen Tracks online noch nicht aufzutreiben sind, belasse ich es hier bei zwei schönen und gleichermaßen interessanten Interviews, von denen sich vor allem das erste, "Woodkid's Story", lohnt, das im Rahmen der Reihe "ABSOLUT Transform Today" entstanden ist und in dem er erzählt, über welche Umwege er zur Musik kam und was ihn antreibt.
Haben wir da also auch mal drüber geredet, und damit ich musikalisch gar nicht erst zur Ruhe komme, geht es 4einhalb Stunden schon weiter in der Dresdner Lukaskirche, wo Aimee Mann ausgewähltes Liedgut zum Besten gibt.
Thank you for the music.
*plöpp*
21.10.2013
Berlin, my love - 2013 Edition.
...und weil es mir fort von zu Hause grundsätzlich besser geht, waren wir wieder in Berlin. Nicht wirklich deswegen, aber wir waren in Berlin, und es ging mir wunderbar. Und ich frage mich, warum ich überhaupt noch versuche, an meiner Freizeit zu Hause Freude zu finden nur um immer wieder zu scheitern, wenn doch die Freude ganz von allein kommt, sobald ich in ein Fahrzeug steige, das mich in eine andere Stadt bringt. Sei's drum - irgendwann entdecke ich auch noch das Geheimnis dahinter und übertrage es auf meine Couch. Denn wer André sagt, der muss auch Optimismus sagen.
Anlass war diesmal James Blake. Den ich hier schonmal bejubelt hatte, und der am 08. Oktober im Tempodrom eindrucksvoll demonstrierte, warum ich nicht der Einzige bin, der ihn mag. Mit viel Leidenschaft und einer angenehmen Portion wobwobwob gab er eine Playlist zum Besten, die keine (meiner) Wünsche offen ließ. Ganz toll. Wiederum nicht so toll, dass ich verstanden habe, warum er das Tempodrom füllt während andere, ähnlich großartige Künstler Mühe haben, eine halbe Scheune zu füllen, doch willst du gelten mach' dich selten - offenbar gilt diese plumpe Lebensweisheit auch für Musikanten.
Ein besonderes Erlebnis war es trotzdem ohne Frage, und ganz im Geiste unseres besonderen Berlin-Erlebnisses im letzten Jahr, als wir am Tag nach dem Woodkid-Konzert noch um den Müggelsee wanderten ging es auch dieses Jahr wieder ins grüne Umland statt in die volle Metropole. Wenn ich emotional nicht auf der Höhe bin, werde ich unter vielen Menschen ja sowieso gern mal panisch, und irgendwie habe ich in letzter Zeit generell das Gefühl, mich wohler zu fühlen, wenn um mich herum nicht all zu viel passiert. Und so war ich in erster Linie sehr froh, dass meine reizenden Begleiter scheinbar auch kein Problem damit hatten, ein wenig durchs Herbstlaub zu schlendern und in zweiter Linie sehr froh, dass deren eingeborene Berlin-Connection wieder Zeit für uns hatte und uns so durch den Schmöckwitzer Werder führen konnte, vorbei an bunten Blättern und giftigen Pilzen, hin zur Gaststube des Campingplatz am Krossinsee, wo wir uns gutbürgerlich für die Heimreise stärkten.
Schön war das. Auch wenn ich nicht sicher bin, ob ich das vor 10 Jahren oder gar vor 5 Jahren auch so gesehen hätte. Aber wenn man sich darüber freut, in Berlin an der frischen Luft um einen See zu spazieren, um danach ein saftiges Steak und ein kühles Alster genießen zu können, ist das doch eigentlich was Gutes, oder? Ich finde schon. Und Heuschrecki die Heuschrecke, die von Lübbenau bis Dresden an unserem Auto klebte, stimmt mir da zu.
*plöpp*