...und im Kino war ich auch. Wenn auch erst am Montag, weil letzte Woche das schöne Wetter gegen den guten Vorsatz gesiegt hatte, aber wie das mit den guten Vorsätzen funktioniert, hatte ich ja gestern schon erläutert.
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Einziges Manko für mich war Meryl Streep's Synchronstimme, die, wenn sie versuchte, wie eine alte Frau zu reden, so klang, wie die Stimme einer jüngeren Frau, die versucht, wie eine alte Frau zu reden, aber abgesehen davon war es ein sehr sehr schöner Film. Zwar gibt es auch Stimmen, die verbieten möchten, den Film gut zu finden, weil Frau Thatcher etwas gegen Homosexuelle in ihrem Königreich hatte (zum Weiterlesen: Clause 28) und weil sie im Film viel zu stark romantisiert wird, aber nur weil die Frau diskussionswürdige Ansichten vertrat, kann ich doch die filmische Umsetzung ihres Lebens mögen. "The Last King of Scotland" fand ich auch gut. Soll aber nicht heißen, dass ich Idi Amin mag.
Und weil wir gerade bei Filmen, die auf historischen Persönlichkeiten beruhen sind und ich gern noch die Filme, die ich 2012 bisher gesehen habe, aufholen möchte, erwähne ich an dieser Stelle noch zwei, die der US-Politik entlehnt sind:
Der Geschichtsstoff als Basis also wieder Spitzenmaterial, die Umsetzung an manchen Stellen nicht ganz so gelungen. So fand ich es beispielsweise tragisch, Leonardo DiCaprio und Armie Hammer einfach auf alt umzumodellieren. Früher hätte man für die Rolle des älteren J. Edgar auch einen talentierten, alten Mann gecastet. Aber wenn man Leonardo DiCaprio bezahlen muss, reicht das Geld wahrscheinlich dann nicht mehr für noch einen William Shatner. Nur als lustiges Beispiel.
Und auch in diesem Film wieder die Synchronstimmenproblematik. Leonardo DiCaprio's Synchronstimme finde ich sowieso völlig unpassend für die Rollen, die er nun schon spielt, seit ihn Martin Scorsese 2002 für ernsthaftes Kino entdeckt hat, und wenn diese so schon unpassende Stimme dann auch noch versucht, den alten Mann zu machen, klingt das wie die Stimme eines jungen Mannes, der versucht, den alten Mann zu machen. Schrecklich. Wobei ich nicht beurteilen kann, ob Leonardo DiCaprio das im Original besser hinbekommen hat.
Gibt mir jemand das Geld, um in Dresden ein großes OmU-Kino zu eröffnen?
Auch Armie Hammer in der Rolle des Clyde Tolson fand ich nicht ganz so überzeugend, und an manchen Stellen im Film war auch nicht ganz klar, wofür diese Szene jetzt eigentlich benötigt wurde - im Großen und Ganzen hätte dann vielleicht doch die Lektüre des Wikipedia-Artikel zu J. Edgar Hoover genügt.
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Wieder spannender Stoff als Basis, den man zwar so ebenfalls im Wikipedia-Artikel nachlesen kann, aber gut gemacht war die Dokumentation. Hätte man nicht unbedingt eine Kinokarte 'für kaufen müssen, aber die Kinowoche war schwach und das Kino im Dach ist schön. Wenn's mal bei 3Sat läuft...
Und was natürlich als spaßiger, weil Zielgruppen-relevanter Verbindungspunkt festgehalten werden muss: J. Edgar Hoover hatte Clyde Tolson, Joe McCarthy hatte Roy Cohn, und alle haben sich sehr gut vertragen. Spekulationen erlaubt.
Und was finden wir, wenn wir Roy Cohn googlen? Die Golden Globe-prämierte Miniserie "Angels in America", die unter anderem um die Reagan-Ära und das Aufkommen von AIDS in den USA behandelt. Roy Cohn, erfolgreicher Anwalt und überzeugter Antikommunist, mit verantwortlich für die Hinrichtung von Julius und Ethel Rosenberg, wird an seinem Sterbebett von Ethel Rosenberg's Geist heimgesucht, und wer spielt den? Meryl Streep.
Während das Beste an "J. Edgar" seine Mutter, gespielt von Dame Judi Dench war. Die gemeinsam mit Jim Broadbendt als demente Iris Murdoch im Herbst ihres Lebens im großartigen Film "Iris" zu bewundern ist. In dem für die Rolle der jungen Iris Murdoch übrigens eine extra Kate Winslet eingestellt wurde.
Hollywood ist auch nur ein Dorf.
Haben wir also mal wieder über's Kino geredet.
Gibt noch mehr zu reden.
Aber da ich bereits gestern stundenlang versucht habe, mich mit Tumblr anzufreunden, muss ich jetzt erstmal kurz zurück ins wahre Leben und die Schäden der Frühlingsbegrüßungsfeier beseitigen.
*plöpp*
3 Kommentare:
so lange posts übersteigen meine durchschnittliche aufmerksamkeitsspanne... aber gelesen hab ichs trotzdem, so toll wars :D
Fiel mir auch erst danach auf, dass der recht lang geworden ist.. Aber ich muss die Kinofilme noch aufholen. Die werden wieder kürzer. Recht bald. Versprochen ;)
da setze ich bei bestehender sonnenbestrahlung auch drauf :D
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