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Getanzt haben wir. Wie die Blöden. Und Farben geschmissen. Zum Holi Open Air Festival auf der Festwiese am Ostra-Ufer.
Zu diesem Vergnügen bin ich ja nur durch den glücklichen Umstand gekommen, dass eine liebe Mit-Abiturientin mich am Freitag Abend im Rahmen unseres 8jährigen Klassentreffens fragte, ob ich sie begleiten wöllte, weil sie zwei Karten gekauft, bisher aber noch keinen Begleiter aufgetrieben hat. Was mich sehr gefreut hat. Und da ja für mich sowieso gerade strengstes Sozialisierungsgebot gilt, konnte ich gar nicht anders, als strahlend zuzusagen.
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Und so kamen wir gestern gegen 15 Uhr an, verpassten gerade noch den ersten Countdown, wurden aber schon vor de zweiten Countdown von freundlichen Farbinhabern mit blauen Akzenten versehen und ab der zweiten Countdown-Wolke (immer zur vollen Stunde) waren wir dann mittendrin. Auch die Musik war indisch durchsetzt massentauglich und definitiv tanzbar, und mein persönliches Highlight waren ja die zwei kurzen Regengüsse - ich wollte schon immer mal wie ein echter Hipster im Regen tanzen - rundrum war es einfach nur lustig. Bis auf die Tatsache, dass es nur drei Bierbuden gab, aber daran trugen eher die Verantwortlichen des Palaissommer die Schuld, denen kurz vor knapp einfiel, dass sie ihr Gelände doch nicht zur Verfügung stellen wollen, und dementsprechend auch nicht ihren Getränkepartner. Ist also vergeben und vergessen.
Zum Konzept an sich gibt es ja verschiedene Ansichten, denn entlehnt ist das, was jetzt in verschiedenen deutschen Großstädten als Holi Open Air gefeiert wird, ja einer tatsächlichen, indischen, uralten Tradition - dem Holi-Fest, das vor allem in Nordindien gefeiert wird, und das über mehrere Tage. Dort begrüßt man mit dem Fest der Farben den Frühling, der über den Winter gesiegt und dessen Dämonen vertrieben hat, und das Werfen mit Farben hat auch durchaus einen ernst-schönen Hintergrund, denn zur Zeit des Holi-Festes sind alle gleich bunt, und dementsprechend nicht getrennt durch Kaste, sozialen Status, Geschlecht oder Alter (Wikipedia).
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Wenn man dieses Fest dann in Deutschland feiert, könnte man dementsprechend auch skeptisch werden. Gleichmachung kennen wir hier anders, und bewerten sie dementsprechend auch weniger euphorisch. Und so habe ich mich sogar selbst dabei erwischt, wie ich beim ersten Hören des "Wir sehen alle gleich aus"-Gedankens direkt Parallelen gezogen habe zu gewissen Diktaturen und schon überlegt habe, ob ich mir nicht mit einer Tüte pinkem Pulver einen rosa Winkel anmalen soll. Und auch die lauten Stimmen, die dagegen protestieren, aus einer religiösen Tradition Kommerz zu machen gibt es. Aber wenn man dann einfach mal aufhört, all das zu hinterfragen, und sich einfach nur einlässt auf das Erlebnis, dann macht es unglaublich viel Spaß, einfach mal einen Tag lang mit Farbe zu werfen und Bier zu trinken, das nach Kreide schmeckt.
Notorische Nörgler und Filmkritiker, die im schönsten Drama noch einen sinnlosen Schnittfehler finden, der keiner Sau aufgefallen wäre, mag ich ja eh nicht so.
Für mehr Spaß, und weniger Kopfschmerzen!
*plöpp*