20.11.2006

Das Undeutsch der Woche.

Über ganz schlechtes Deutsch habe ich mich ja nun oft genug aufgeregt, es sollte inzwischen zum Allgemeinwissen des gebildeten Deutschen gehören, dass mindestens 75% seiner Landsmänner zu dumm sind, ihre eigene Sprache zu sprechen, regen wir uns also heute mal über eine Form der Deutsch- Verhohnepiepelung für Fortgeschrittene auf.

Habe heute mal alle Veranstaltungen besucht, die im Plan stehen, aber natürlich nicht mit dem Ziel, den Inhalten zu folgen, also das WOM- Magazin gelesen. Das mag ich ja eigentlich sehr, allein schon, weil es kostenlos rumliegt und mich allmonatlich über all das informiert, was außerhalb meiner kleinen, feinen Mainstream- Welt musikalisch noch so passiert. Und eigentlich war ich auch immer sehr angetan vom Schreibstil der diversen Rezensenten. Immer eloquent um immer wieder mit schönen Formulierungen aus längst vergessenen Schubladen.
Kleines Beispiel hier:

"[Ein Album], das so inwärts ist, dass man extra leise atmet, um sein gebeuteltes, bloßgelegtes Herz nicht zu verschrecken."
[Sonja Müller zu "Songs from the Year of our Demise" von Jon Auer]
Um so schlimmer, wenn man dann immer wieder Anfälle der "englischen Eloquenz" findet, die einfach nur viel zu gewollt wirken.
"[Hier] ist der Sound des Songwriters so laid back und smooth wie zuletzt vielleicht 1996 [...]"
[Stefan Dressel zu "The Information" von Beck]
Jorge Drexler's neues Album "12 secundos de Oscuridad" mutet dann schlicht an, ist aber doch sehr "sophisticated" angelegt, Ben Kweller wird "latentes Gypsietum" unterstellt und so weiter und so fort. Als absurder Kontrast wird auf dem Cover Robbie Williams' "Rudebox" in die gutdeutsche "Rüpelbox" umgewandelt.
Nicht, dass ich die englische Sprache aus meinen Texten komplett heraushalten würde, im Gegenteil, einzig die Kunst ist es, ein gesundes Maß zu finden. Nico Cramer zeigt, wie's besser geht, ganz ohne Englisch und trotzdem ansprechend.

So viel zur Pflege der deutschen Sprache.

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