15.07.2012

Odyssee in Ostsachsen.


Und damit es ihnen an diesem wolkenverhangenen Sonntag (ich rede mir die Tage so, wie ich sie brauche) auch bloß nicht an Lektüre fehlt, hier gleich noch die Ausführungen zu meinem kleinen Teaser von vorgestern.

Es war nämlich einmal ein Sonntag. Ich hatte frei, und meine liebe Mitbewohnerin war mit einer Freundin auf Urlaub an der Talsperre Wallroda, wo die Familie der Freundin ein Wägelchen geparkt hat. Die Talsperre Wallroda erreicht man allerdings auch von Dresden schnell und problemlos, und so kam ich auf die glorreiche Idee, die beiden einen halben Tag zu besuchen.


Gesagt getan, und so trudelte ich vormittags am Haltepunkt Kleinröhrsdorf ein. Wobei "Haltepunkt" wirklich hoch gegriffen ist. Aber ich habe ihn nicht so genannt. Ein Bretterverschlag mit 'nem Zweisitzer drin. Zu dem ein löchriger Schotterweg führte, der von hohen Büschen versteckt wurde. Und von der Straße her nicht beschildert war. Auf dem Dorf weiß man halt, wo man hin muss.


Neben der lieben Gastgeberin und der lieben Mitbewohnerin begrüßte mich auch die schönste Dackeldame der Welt - Frau Emily Erdbeer - wo man sich über den Namen vielleicht streiten kann, über ihren Niedlichkeitsfaktor aber nicht. So was Süßes haben sie noch nicht gesehen. Und es pullert immer, wenn es sich sehr freut. Ganz bezaubernd.


Im Anschluss an den kurzen Fußmarsch zur LuxOase, einer sehr schönen Campinganlage direkt an der Talsperre, hatte ich sogar meine Badepremiere 2012. Denn weil ich die Sonne dieses Jahr nicht so recht mag, bin ich auch noch nicht dazu gekommen, mal ins Wasser zu springen. Letztes Jahr war ich Ostern das erste Mal an der Kiesgrube. War ich also auf einer Mission unterwegs und trotzte dem grauen Himmel und dem Nieselregen und sprang trotzdem an der Dauercamper-Einstiegsstelle in den erfrischenden Tümpel. War herrlich.


Nachdem wir fein zu Mittag gegessen hatten, lockerte sich aber auch die Wolkendecke, die Sonne zeigte sich und bei meinem zweiten Ausflug ans Wasser wurde ich dann auch begleitet, so dass meine Badepremiere sogar fotografisch festgehalten werden konnte. Im ersten Bild wollte ich mich gerade aufmachen, die Welt zu retten, hatte aber nicht bemerkt, dass die Presse schon wieder in der Nähe war. Deswegen habe ich für's zweite Bild schnell auf verspielten Plansche-André umgeschaltet. Master of Disguise.


So weit, so gut also. Aber dann ging es steil bergab. Ich hatte mir einen Zug für 16:15 gesucht, weil ich 18 Uhr bei meinem Vati zum nachgeburtstäglichen Grillen eingeladen war. Und da der auch jenseits menschlicher Vorstellungskraft wohnt, wollte ich spätestens 17 Uhr zu Hause sein, um es dann noch mit den öffentlich Verkehrsmitteln zu schaffen. Hätte ich auch prima. Aber als ich mit dem Rad zum Haltepunkt Kleinröhrsdorf startete sah der Himmel bereits wieder so aus (siehe oben). Und angekommen im Bretterverschlag begann ein wahnsinniges Unwetter zu toben. Was auch noch nicht weiter schlimm war, denn das Dach hielt tatsächlich dicht.

Als Vorwort zum nun Folgenden: Für die unter ihnen, für die all die kommenden Ortsnamen böhmische Dörfer sind, hab' ich zur besseren Orientierung in meiner Misere nur mal bei Google Maps eine Route Dresden - Radeberg - Großerkmannsdorf - Arnsdorf - Talsperre Wallroda - Kleinröhrsdorf - Kamenz eingegeben.

Der Zug kam dann auch pünktlich, öffnete seine Türen und alles hätte so schön werden können. Aber nach einer kurzen Zeit blieb er stehen. "Werte Fahrgäste, leider verzögert sich unsere Fahrt um einige Minuten. Bei Dresden Klotzsche liegt ein Baum auf den Gleisen, wir werden umgeleitet über Arnsdorf". Auch egal. Dann zuckelte die Bahn allerdings nach Arnsdorf und blieb dort wieder stehen. "Werte Fahrgäste, leider haben wir nun doch die Anweisung erhalten, zurück nach Kamenz zu fahren. Es steht ihnen frei, auszusteigen, oder mit nach Kamenz zu fahren."


Nach Kamenz wollte ich aber nicht. Also ausgestiegen und in den anderen Zug gesprungen, der auf dem zweiten Gleis stand und als Ziel noch Dresden Hauptbahnhof anzeigte. In der Hoffnung, dass der Baum vielleicht nur auf einer Schiene liegt, und dieser Zug, der steht halt auf der guten Schiene. Kam mir allerdings relativ schnell die Erleuchtung, dass das Schwachsinn ist. Und dass die Fahrgäste im zweiten Zug einfach keine Durchsage bekommen hatten. Weswegen dieser Zug hoffnungslos überfüllt war.


Ich also wieder ausgestiegen, samt Fahrrad, mit dem ich angereist war, um schneller vom Haltepunkt zum Campingplatz zu kommen, im strömenden Regen zur Bushaltestelle geradelt - der Bus nach Radeberg war gerade weg. Völlig durchnässt war ich sowieso schon, Nerven hatte ich auch keine mehr, und so schwang ich mich kurzerhand aufs Fahrrad, um Richtung Dresden zu radeln. Welche Richtung das allerdings genau war, das wusste ich nicht, und mein schlaues Telefon konnte ich nicht befragen, weil das sich bereits im Zug verabschiedet hatte. Batterie alle. So dass ich auch meinen Vati nicht anrufen konnte, um Bescheid zu geben, dass ich später komme.


Und so stand ich in Arnsdorf vor dem "Gasthof zur Guten Hoffnung" und schaute mich kurz nach der versteckten Kamera um, bevor eine Passantin an mir vorbei lief, die allerdings auch nicht genau wusste, wo Dresden eigentlich liegt. Ich also einfach in die Richtung gefahren, in die meiner Meinung nach auch die Schienen führten, und mit dieser Methode tatsächlich auf die Straße nach Radeberg gekommen. Wo sich eine alte Omi mit Plastikhaube ebenfalls auf ihrem Fahrrad abstrampelte. Die ich dann noch im Fahren befragte, ob ich gerade richtig fahre, wenn ich nach Dresden will. Sie bejate dies und wies mich noch darauf hin, dass ich einfach nur immer der Straße folgen müsste, und dann bin ich in Großerkmannsdorf.

Irgendwann kam dann auch mal die Gabelung, an der ich mich entscheiden musste, ob ich nach Großerkmannsdorf fahre, oder nach Radeberg abbiege, und ich, ich bog ab. In der Hoffnung, in Radeberg einen Bus nach Dresden zu bekommen. Den ich dann in Radeberg noch davon fahren sah, sogar die Nummer habe ich noch erkannt auf der Busrückseite. Und der nächste wäre in einer Stunde gekommen. Ich also dem Bus hinterher gejagt in der Hoffnung, ihn an der nächsten Haltestelle noch zu bekommen, aber der war weg. Nächstes Ziel des Busses war Großerkmannsdorf.

André also völlig perplex angesichts der Frage, was er nun schon wieder verkehrt gemacht hat, dass ihm wirklich alles misslingt auf dieser heiteren Heimreise, und dann vor Wut einfach nur noch in die Pedale getreten und die 20km bis Dresden mit dem Fahrrad auf der Landstraße zurückgelegt. Im Regen. Bergauf und bergab. Immer wieder.

Und als ich dann das Ortseingangsschild passiert hatte, und schon fast zu Hause war, da brach die Wolkendecke auf und die Sonne lachte mich hämisch aus. Weswegen ich beschloss, ein Taxi zu nehmen, um zu meinem Vati zu kommen. Und die Rechnung über 25 Euro, die schicke ich den Verkehrsbetrieben Oberelbe.

Zwar haben dann das lettische Bier und die saftigen Steaks im Hof meines Vaters noch besser geschmeckt, als so schon, aber dafür, dass der Anfang und das Ende des Tages so schön waren, hat die Mitte echt beschiss*n dazu gepasst.

*plöpp*

2 Kommentare:

Indica hat gesagt…

Andrés Abenteuertours!?!

Für das wahre Heroenfoto - André bergauf, bergab, durchnässt, auf Fahrrad zwischen dem "Gasthof zur guten Hoffnung" und the middle of nowhere war aber leider kein Pressefotograf zugegen, nicht wahr? Die Paparazzi sind auch nicht mehr, was sie mal waren.

André hat gesagt…

Nee, die Presse hatte sich derweile 'ne Taxe genommen und das über die Firma abgerechnet. Und mir selbst war der Spaß an der Fotografie vergangen, nachdem der Regen in Arnsdorf wieder heftiger geworden war. Vor dem Ortseingangsschild von Dresden hatte ich noch einmal kurz überlegt, anzuhalten, aber der Wert dieses Bild für den entsprechenden Blogpost war mir in dem Moment egal ;)